Krippenspiel 2024: "Ich muss selber runter gehen ..."
- 6. Jan.
- 16 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Jan.
Krippenspiel an Heiligabend 2024 in der Evangelischen Kirchengemeinde Staufen&Münstertal von Pfarrer Theo Breisacher. Zwölf Sprecher, Kinder und Jugendliche ab Klasse 2 oder 3, Dauer: 20-25 Minuten.

Summary: Das Krippenspiel beginnt mit einem Gespräch von drei Engeln im Himmel, denen die Not der Menschen zu Herzen geht. Da mischt sich Gott selber ein (Stimme aus dem Hintergrund) und kündigt seinen Plan an, selber auf die Erde zu gehen. Die Engel finden das keine gute Idee, können ihnen aber nicht davon abbringen. In der zweiten Szene sind Maria und Josef auf Herbergsuche und finden, Gott könnte sich ein bisschen besser um sie kümmern, wenn es sich schon um ein besonderes Kind handeln soll. In der nächsten Szene verkündet der Oberhirte seinen Angestellten, dass er ihnen kündigen muss, weil ihm die Kosten davon laufen. Sie sind sich einig, dass an dem ganzen Schlamassel die Römer mit ihren überhöhten Steuern schuld sind. Sie beschließen, sich das Geld bei einem Überfall von den Römern wieder zu holen. Da erscheint ihnen unerwartet ein Engel... In der letzten Szene findet eine gestresste Wirtin ihre Tochter bei Maria und Josef im Stall und ist überrascht, dass ihre Tochter den täglichen Streit mit ihrem Mann mitbekommen hat. Sie dachte immer, die Tochter würde schlafen... Ein Hirte ist überrascht, dass das Kind in der Krippe wie ein ganz normales Baby aussieht und Josef ist überzeugt, dass dieses Kind als "Retter der Welt" einmal eine Menge zu tun haben wird. Maria erinnert daran, dass auch die Menschen ihren Beitrag zum Frieden leisten müssten, aber immerhin sei der Besuch an der Krippe ein guter Anfang ...
1. Szene: Drei Engel unterhalten sich im Himmel; Stimme Gottes
Raphael: (erfreut) Hallo Gabriel, mein Freund! Schön dich hier zu treffen! Was gibt es Neues von den Erdbewohnern? Was hast du erlebt, als du unten warst? Komm, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!
Gabriel: Nun ja, im ersten Moment dachte ich, dass alles super wäre: Die Römer haben die ganze Welt unter ihre Kontrolle gebracht. Es gibt keine Kriege mehr. Und die Wirtschaft floriert.
Raphael: Und wo ist das Problem? Das hört sich doch alles wunderbar an!
Gabriel: Na ja, der Friede fühlt sich überhaupt nicht gut an. Denn niemand ist wirklich frei! Die Völker werden mit Gewalt in Schach gehalten.
Michael: Und das lassen sich die Menschen gefallen?
Gabriel: Was bleibt ihnen denn anderes übrig? Der Kaiser allein bestimmt, was Wahrheit ist. Kein Mensch kann noch unterscheiden, was gelogen ist und was wirklich wahr ist. Ich sag‘s dir: Ein heilloses Durcheinander, wohin man schaut!
Michael: Hast du von Aufständen gehört? Wehrt sich denn keiner gegen diese Übermacht der Römer?
Gabriel: Doch viele! Aber bisher wurde jeder Aufstand blutig niedergeschlagen mit vielen vielen Toten. Deshalb leben alle in ständiger Angst. Es gibt niemand, der sie ermutigen könnte! Da ist keiner, der ihnen Hoffnung geben könnte auf eine bessere Zukunft!
Raphael: Gabriel! Das müssen wir ändern! Mir tun die Menschenkinder leid. Dann soll doch jemand von uns Engeln runter gehen und den Menschen wieder Mut machen.
Gabriel: Tolle Idee! Das werden wir unserem Herrn bei der nächsten Versammlung vorschlagen.
Stimme: (aus dem Hintergrund) Das wird nicht viel ändern, wenn ein Engel zu den Menschen kommt. Die einen werden euch nicht ernst nehmen. Die andern werden behaupten, es gibt überhaupt keine Engel.
Michael: Ich glaube, ich könnte sie ganz schön erschrecken. (lacht) Vielleicht könnte ich sogar dem Kaiser Augustus in Rom ein bisschen Angst einjagen.
Stimme: Mein lieber Michael: Das kannst du dir sparen! Angst ist kein guter Ratgeber! Ihr müsst die Herzen der Menschen erreichen!
Michael: Vielleicht könnte man sie mit Blitz und Donner zum Umdenken bewegen. Das hat doch schon öfter funktioniert!
Stimme: Ach, hört doch auf mit den albernen Vorschlägen. Mit Poltern und mit großem Getöse werdet ihr nichts zum Guten wenden. Dieses Mal muss ich das selber machen!
Gabriel: (sehr erstaunt) Wie bitte? Selber machen? Du willst selber auf die Erde gehen?
Raphael: Kein Mensch würde es überleben, dem lebendigen Gott zu begegnen!
Stimme: Da habt ihr recht: Meine Herrlichkeit kann kein Sterblicher aushalten. Aber ich habe da schon eine Idee.
Michael: Und die wäre?
Stimme: Kann ich euch noch nicht verraten.
Raphael: Du sprichst in Rätseln.
Stimme: Wisst ihr, es geht gar nicht nur um die Angst vor den Römern. Es gibt etwas noch viel Schlimmeres: Von Urzeiten an geht ein tiefer Riss durch die ganze Welt. Das ist der Grund, warum es so viel Hass gibt auf dieser Welt. So viel Lieblosigkeit. Und so viel Unversöhnlichkeit. Ach, sie tun mir so leid!
Michael: Dann gehen wir mit einem ganzen Heer von Engeln. Das wird sicher Eindruck machen!
Stimme: Glaubt mir, dieses Mal muss ich das selber machen! Ich fürchte, es wird ein harter Weg. Und wahrscheinlich auch ziemlich schmerzhaft. Aber ich kann dieses Durcheinander und diese Hoffnungslosigkeit nicht mehr länger mit ansehen!
Raphael: Ach Herr! Ist das wirklich nötig? Du hast doch Millionen von Engeln! Wir erledigen das für dich!
Stimme: Nein, das muss ich selber auf mich nehmen. Es gibt nur noch diese eine Lösung!
Michael: Und wir Engel schauen einfach zu?
Stimme: Nein, Gabriel wird das ganze Projekt ankündigen.
Gabriel: Wie bitte, ich soll nach Rom in den Palast des Kaisers gehen?
Stimme: Nach Rom nicht. Aber zu einer jungen Frau in Nazareth.
Gabriel: Und was soll ich zu ihr sagen?
Stimme: Das wirst du rechtzeitig erfahren … (alle ab)
2. Szene: Maria und Josef auf der Suche nach einer Herberge
Maria: (seufzt) Josef, ich kann nicht mehr! Den ganzen Nachmittag suchen wir nun schon eine Herberge für die Nacht. Ich muss mich endlich hinlegen!
Josef: Es tut mir leid, Maria! Ich hatte mir das auch etwas anders vorgestellt. Wenn dein Kind schon etwas Besonderes sein soll, dann könnte Gott ein bisschen besser für uns sorgen, finde ich.
Maria: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären“, hatte jene seltsame Gestalt vor neun Monaten zu mir gesagt: „Dein Kind wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.“ Ich habe ehrlich null Ahnung, was das alles zu bedeutet hat.
Josef: Na ja, vielleicht hättest du Nein sagen sollen. Dann hätten wir jetzt etwas weniger Stress!
Maria: Sei doch still! Wie kannst du so etwas sagen? Wenn Gott etwas von uns will, müssen wir bereit sein. (seufzt) Aber du hast recht: Ich finde, Gott könnte sich etwas besser um uns kümmern!
Josef: Maria, schau doch: Da vorne ist noch ein Gasthaus. Vielleicht haben wir ja dort endlich Glück. (klopft an)
Wirtin: (barsch) Bei uns sind alle Zimmer voll! Bis auf das letzte Bett ist alles belegt. Ich will mir eure Geschichte auch gar nicht anhören. Es hat keinen Zweck: Mein Haus ist voll!
Josef: Habt doch Erbarmen mit uns. Meine Frau ist völlig fertig. Wir brauchen eine Unterkunft! Sie hat schon die ersten Wehen.
Wirtin: Auch das noch: eine Geburt! Ich bin doch keine Hebamme! Und außerdem ist mein Haus rappelvoll!
Maria: Mein Kind ist aber etwas ganz Besonderes, hat der Engel gesagt.
Wirtin: Der Engel? Was hat dein Kind mit einem Engel zu tun?
Josef: Das ist eine lange Geschichte. Das erzähle ich Ihnen morgen, wenn wir nur bald ein Dach über dem Kopf haben.
Wirtin: Nun ja, wenn ihr wollt, könnt ihr in den Stall gehen. Der ist zurzeit leer, weil die Schafe auf der Weide sind. Aber gemütlich ist es dort nicht. Und bitte, lasst mich da aus dem Spiel: Ich bin keine Hebamme!
Maria: (zu Josef) Ein Stall? Die ist ja verrückt? Was würde der Engel zu mir sagen, wenn dieses besondere Kind in einem Stall auf die Welt kommt?
Josef: Maria, dein Engel ist mir jetzt ziemlich egal. Hauptsache, wir können die Tür hinter uns zumachen. Mit ein bisschen Stroh mache ich dir ein gemütliches Bett. (zur Wirtin) Danke, Frau Wirtin! Wo finden wir diesen Stall? Und was kostet der Spaß?
Wirtin: Dort links hinter dem Haus. Im Stall könnt ihr meinetwegen kostenlos übernachten. Aber bitte macht kein Feuer. Sonst fackelt ihr noch alles ab! (alle ab)
3. Szene: Hirten auf dem Feld; Engel erscheint
Boas: (Boas und Joshua sitzen am Feuer; Ruben und Gideon kommen von der Weide) Schalom Ruben! Schalom Gideon! Alles in Ordnung bei den Schafen?
Ruben: Langsam kommt die Herde zur Ruhe. Ein paar Lämmer blöken noch. Aber die Mutterschafe haben sich schon hingelegt.
Gideon: Mach dir keine Sorgen: Die Hunde liegen auf der Lauer. Wenn sich ein Schakal nähert, sind die sofort zur Stelle.
Boas: Hört mal her! Ich habe leider keine gute Nachricht für euch: In einem Jahr müsst ihr euch eine andere Arbeitsstelle suchen. Ich werde mit den Schafen aufhören. Es lohnt sich einfach nicht mehr!
Joshua: Wie bitte? Du willst deine Herde verkaufen? Das kannst du nicht machen!
Ruben: Denk doch daran: Dein Urgroßvater war bereits Hirte! Dein Großvater, dein Vater, alle haben das mit aufgebaut! Auch für dich! Da kannst du doch nicht einfach aufhören!
Boas: Ich weiß, es ist schlimm. Mein Herz wird mir schwer, wenn ich daran denke. Aber die Kosten laufen mir davon. Es ist alles so furchtbar teuer geworden. In ein paar Monaten kann ich euer Gehalt nicht mehr bezahlen. Ich habe keine Wahl: Ich muss aufhören!
Joshua: Ich hab’s schon immer gesagt: An diesem ganzen Schlamassel sind allein die Römer schuld! Mit ihren hohen Steuern treiben die uns alle in den Ruin. Aber damit ist jetzt Schluss! Ich war letzte Woche bei Simon: Wir werden den nächsten Geldtransport überfallen und unser Geld zurückholen.
Ruben: Das ist aber gefährlich! Da sind doch immer zehn berittene Soldaten dabei. Und die sind immer schwer bewaffnet!
Gideon: Die Soldaten legen wir gleich mit um. Ehrlich: Meine Geduld ist zu Ende! Wir müssen unser Glück endlich selber in die Hand nehmen! Wenn wir uns jetzt nicht wehren, sind wir am Ende die Sklaven der Römer!
Boas: Mit Gewalt machst du alles nur noch schlimmer. Und wenn der Plan schief geht, haben eure Kinder bald keinen Papa mehr, der sie versorgt.
Joshua: Keine Sorge: Ich pass schon auf mich auf! Die Männer von Simon sind gut trainiert. Die haben gelernt, wie man kämpft. Schon bald holen wir unser Geld zurück! (plötzlich werden sie von einem hellen Licht geblendet)
Ruben: Was ist denn das? Woher kommt dieses grelle Licht mitten in der Nacht? Der Vollmond ist ja nichts gegen dieses Licht!
Engel: Habt keine Angst, ihr Hirten von Bethlehem: Ich bringe euch eine wunderbare Nachricht, die dem ganzen Volk Freude bereiten wird. Gott schickt euch einen Retter, der die Welt verändern wird. Heute Nacht wurde er geboren. Hier bei euch, ganz in der Nähe! Ehre sei Gott in der Höhe!
Gideon: Wie bitte? Ein kleines Kind soll uns die Rettung bringen? Dass ich nicht lache! Wir müssen unser Schicksal selber in die Hand nehmen!
Joshua: Gegen die Römer helfen uns jetzt nur noch unsere Waffen! Meine Geduld ist ehrlich zu Ende! Jetzt müssen Taten folgen!
Ruben: Hört euch doch erst einmal an, was der Engel zu sagen hat. Vielleicht ist das ja wirklich ein ganz besonderes Kind! Das wäre doch wunderbar! Ich habe noch nie von einem Kind gehört, das von einem Engel angekündigt wurde!
Boas: Dann soll sich Gott doch erst einmal zeigen. Ich zweifle langsam daran, ob es ihn überhaupt noch gibt.
Gideon: Also mir hat dieser Gott noch nie geholfen. Ich habe mir alles selber erarbeiten müssen. Ich ganz allein!
Engel: Habt keine Angst! Gott hat gesehen, wie schlecht es euch geht. Er hat Mitleid mit euch! Gott hat euch nicht vergessen! Glaubt mir: Dieses Kind wird die Welt verändern! Geht nach Bethlehem in die Stadt und erweist dem neugeborenen Kind die Ehre! Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe! (Engel verschwindet, Licht aus)
Boas: Träum ich? Oder bin ich verrückt? Ein Engel mitten in der Nacht? Bei uns Hirten draußen auf dem Feld? Und dann diese Story von einem Erlöser für die Welt?
Ruben: Ich finde, wir sollten unbedingt hingehen. Dieses Kind möchte ich sehen!
Joshua: Und wie willst du es erkennen? Meinst du, es hat etwa goldene Haare und einen Heiligenschein? Ich bleib jedenfalls hier. Ich bin todmüde. Ich leg mich lieber aufs Ohr.
Ruben: Hey, komm doch mit! Schlafen kannst du später! Wenn dieser Engel wirklich recht hat, dann will ich dabei sein! Davon kann ich später meinen Enkeln noch erzählen!
Boas: Viel Glück beim Suchen! Schreiende Babys gibt es in Bethlehem mehr als genug. Woran willst du dieses – angeblich – besondere Kind überhaupt erkennen?
Gideon: Das Baby würde in einem Futtertrog liegen, hat der Engel gesagt.
Joshua: Wie bitte? Ein Neugeborenes in einer Krippe? Diese Geschichte wird immer seltsamer. Geh hin, junger Mann. Aber lass mich bitte in Ruhe mit solchen Geschichten. (lacht) Wenn es wirklich goldene Haare und einen Heiligenschein hat, dann komme ich auch. Kannst ihm schon mal viele Grüße ausrichten.
Ruben: Ich vertraue darauf, dass es stimmt, was der Engel gesagt hat. Ich werde das Kind suchen. Schlafen kann ich jetzt sowieso nicht mehr!
Gideon: Ich gehe mit! Dieser Engel hat mich neugierig gemacht! (Ruben und Gideon gehen ab)
4. Szene: Kind bei Maria an der Krippe
Salome: (Salome kommt in den Stall) Wie geht es dir, Maria? Soll ich dir noch einmal frisches Wasser holen? Oder ein paar Feigen? Oder ein trockenes Handtuch?
Maria: Das ist sehr lieb von dir, Salome! Aber im Moment brauche ich nichts mehr. Ich glaube, der Kleine ist jetzt auch endlich eingeschlafen.
Salome: Maria, du hast vorhin den Hirten erzählt, dass dir ein Engel begegnet sei. Stimmt das wirklich?
Maria: Na klar! Vor einem dreiviertel Jahr stand plötzlich eine Gestalt vor mir. Ich weiß nicht, wo sie herkam. Plötzlich stand jemand im Zimmer.
Salome: Mein Papa sagt immer: „Es gibt keine Engel!“
Maria: Das habe ich früher auch gedacht: Wenn es Engel überhaupt gibt, sind sie unsichtbar. Aber ich sage dir: Da stand plötzlich eine helle Gestalt vor mir! Ich habe das doch nicht geträumt!
Salome: Hatte der Engel etwa Flügel? Und ein weißes Gewand? Und lange Haare?
Maria: Ach Salome, das weiß ich alles gar nicht mehr. Ich hatte mich ja zu Tode erschrocken. Aber an die Worte des Engels kann ich mich noch ganz genau erinnern: „Sohn des Höchsten wird dein Kind genannt werden“.
Salome: „Sohn des Höchsten“? Wen meint er damit? König Herodes? Oder Kaiser Augustus?
Maria: Nein, das Kind soll etwas mit Gott zu tun haben! Und es wird später einmal ein großartiger Herrscher werden, hat der Engel gesagt.
Salome: Krass!!! Und das glaubst du alles?
Maria: Warum sollte ich daran zweifeln? Wenn der Engel recht hat, dann brechen bald bessere Zeiten an. Ich freue mich schon darauf! Dann werden uns die Römer nicht mehr unterdrücken. Und dann werden die Menschen wieder in Liebe zusammenleben.
Josef: Auch den Hirten auf dem Feld ist ein Engel erschienen. Haben sie doch eben erzählt.
Salome: (neugierig) Hatten die wenigstens Flügel und weiße Gewänder?
Josef: Davon haben sie nichts erzählt. Aber die Worte des Engels wussten sie noch ganz genau: „Ich bringe euch eine wunderbare Nachricht, die dem ganzen Volk Freude bereiten wird. Gott schickt euch einen Retter, den versprochenen Messias. Er wird der Welt den Frieden bringen!“
Salome: (Pause, dann in Gedanken) Ach, wenn dein Kind doch nur bald groß wäre!
Maria: Wie bitte? Was meinst du?
Salome: Ach nichts! Vergiss es! Ich habe nur laut gedacht: Wenn dieses Kind nur schon bald erwachsen wäre. Denn bei uns zuhause gibt es jeden Tag Streit. Mama ist ständig gereizt. Bei jeder Kleinigkeit ist sie gleich auf 180. Und wenn sie sich mit Papa streitet, verkrieche ich mich in mein Bett und ziehe die Decke über die Ohren.
Maria: Das tut mir aber leid für dich! Es ist schlimm, wenn sich die Menschen ständig streiten. Aber ich glaube, es steckt in uns allen.
Salome: Kann sein. Ich bin zu meinen Freundinnen manchmal auch richtig zickig. Aber hinterher tut es mir immer furchtbar leid.
Josef: Dann hat dieser kleine König ziemlich viel Arbeit vor sich, schätze ich mal!
Maria: Ich glaube nicht, dass er den Streit zwischen den Menschen einfach wegzaubern wird. Wir müssen uns auch selber um den Frieden bemühen.
Wirtin: (kommt von hinten, ruft sehr laut) Salome! Salome! Wo bist du denn? Warum bist du nicht im Bett?
Salome: (zu Maria) Pssst! Sei bitte leise, damit sie mich nicht sieht! Sonst krieg ich richtig Stress!
Wirtin: (entdeckt Salome, streng) Salome! Da bist du ja! Was fällt dir eigentlich ein? Was suchst du hier im Stall – mitten in der Nacht? Ich hatte dir ausdrücklich verboten, zu diesen Fremden zu gehen. Das wird eine harte Strafe nach sich ziehen! Darauf kannst du dich verlassen!
Maria: Frau Wirtin, Sie dürfen mit Salome nicht schimpfen: Sie hat mich bestens versorgt. Und wir haben uns richtig gut unterhalten: Über Engel und den versprochenen Messias.
Wirtin: Das ist ja mal wieder typisch: Große Reden schwingen: Darin ist unsere Salome Weltmeister. Aber wenn sie mir etwas helfen soll, dann hat sie zwei linke Hände! Jetzt ist aber Feierabend! Ab ins Bett! Ich muss mich endlich hinlegen, damit ich morgen fit bin für meine Gäste!
Boas: (klopft an die Stalltür und kommt rein) Hey Leute, bin ich hier richtig? Ich suche das neugeborene Jesuskind! Meine Kollegen kamen eben zurück und waren völlig verändert.
Josef: Du kannst gerne reinkommen. Aber bitte schrei nicht so laut. Sonst wacht der Kleine wieder auf.
Joshua: (schaut das Kind an) Das sieht aber ganz normal aus. Jetzt bin ich aber echt enttäuscht!
Josef: Ja, was hast du erwartet? Ein Baby mit blonden Locken und einem Heiligenschein?
Joshua: Na ja, wenn das der Retter der Welt sein soll, dann muss er doch irgendwie anders aussehen als ein gewöhnliches Kind. Irgendwie heiliger!
Maria: Aber vielleicht ist das gerade der Plan Gottes: Es soll ein ganz normales Baby sein. Und doch völlig anders!
Wirtin: Als ich klein war, hat meine Großmutter oft von dem Messias erzählt. Ich habe sie immer ein bisschen belächelt: Altweiber-Geschichten eben.
Josef: Wenn das alles stimmt, was uns der Engel gesagt hat, wird man in vielen Jahren noch von dieser besonderen Nacht erzählen.
Wirtin: Wenn es stimmt! Nur wenn das alles stimmt!
Boas: Also ich zweifle nicht mehr daran. Ich habe die Veränderung gesehen, die bei meinem Arbeits-Kollegen passiert ist. Dem alten Griesgram war früher kein dankbares Wort zu entlocken. Und plötzlich tanzte er auf der Straße wie ein kleines Kind!
Salome: Mama, und ich wünsche mir, dass ihr euch nicht mehr so oft streitet! Ich freue mich schon darauf, wenn dieses Baby endlich groß ist. Dann wird es uns den Frieden bringen.
Wirtin: (erstaunt) Du hast unsere Streitereien mitbekommen? Ich dachte immer, du schläfst tief und fest!?
Salome: Mama, bitte! Wie soll man bei eurem Geschrei noch schlafen können?
Wirtin: Du hast ja recht: Ich wünsche mir schon lange, dass sich bei uns etwas ändert. Aber alleine kriegen wir das einfach nicht hin!
Maria: Dann war das heute Abend doch schon mal ein richtig guter Anfang! Aber jetzt bin ich müde. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr uns dann allein lassen würdet!
Josef: Bevor ihr geht, könnt ihr euch das Jesuskind noch einmal anschauen. (alle scharen sich um die Krippe; Ende)
Ansprache
Liebe Gemeinde, das Wichtigste an Weihnachten ist das Jesuskind in der Krippe. Das Schönste an Weihnachten ist, dass Gott selber auf die Welt kommt. Das hören wir von klein auf im Kindergarten und im Religionsunterricht.
Doch was bedeutet das genau? Wie würden Sie das einem Fremden erklären? Was bringt uns das Jesuskind in der Krippe, außer dass es eine schöne Geschichte ist?
Dazu habe ich ein Bild mitgebracht: Auch wieder ein Vergleich. Von Gott kann man nur in Bildern und Vergleichen reden. Gott ist wie ein Vater. Gott ist wie eine liebevolle Mutter.

(Foto: Depositphotos)
Für mich beschreibt dieses Foto die zentrale Botschaft von Weihnachten: Gott kommt ganz nahe zu uns. Gott beugt sich herab zu uns Menschen. Er kommt auf Augenhöhe. Und er kann uns mit seinen Händen liebevoll berühren.
Dieser Papa auf dem Bild ist wahrscheinlich doppelt so groß wie seine Tochter. Wenn beide aufrecht stehen, muss das Mädchen immer noch oben schauen. Manche Kinder haben deshalb ja das Gefühl, dass die Eltern sie nicht richtig ernstnehmen. Weil sie nicht selten von oben herab auf die Kinder schauen. Genau deshalb hat sich dieser Papa niedergekauert. Er kniet auf den Boden oder hat sich auf die Erde gesetzt. Und was passiert dabei?
Jetzt ist er mit einer Tochter auf Augenhöhe. Jetzt ist er ihr ganz nahe. Er streicht ihr liebevoll über die Haare. Sie kann ihm das verletzte Knie zeigen. Und der Papa ist nahe genug dran, um zu sehen, weshalb das Knie dem Mädchen so weh tut.
Übertragen auf Gott ist das für mich eine wunderbare Botschaft: Im Jesuskind kommt Gott auf Augenhöhe zu uns Menschen. Er behandelt uns nicht von oben herab. Er stellt sich auf eine Stufe mit uns Menschen. Er setzt sich neben uns.
Natürlich können wir Gott nicht sehen. Da hat es das kleine Mädchen auf der Schaukel leichter: Es sieht seinen Papa. Es spürt seine Hände. Es kann seine Nähe fühlen. Bei Gott ist das nicht so einfach: Er bleibt unsichtbar. Deshalb ist der Zweifel in uns oft so groß. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott ganz nahe zu uns kommt. Gerade dann, wenn wir ihn brauchen.
Die Geschichte mit dem Jesuskind war ja nur der Anfang: Der Plan Gottes war, dass Jesus einmal die Welt erlösen und ihr den Frieden bringen sollte. Maria und Josef und die Hirten wussten noch nicht, was einmal aus dem Kind werden würde. Sie wussten noch nicht, dass Jesus als erwachsener Mann den Menschen einmal auf außergewöhnliche Weise helfen würde.
Wir dagegen kennen all diese Jesusgeschichten bereits: Wie er auf dem stürmischen See einen Sturm beruhigen konnte. Oder wie er einem blinden Menschen die Hände auf die Augen gelegt hat und er wieder sehen konnte. Oder wie Jesus die Kinder auf den Arm genommen hat und mit denen geschimpft hat, die die Mütter wegjagen wollten. Und so weiter.
Anders als Maria und Josef und die Hirten kennen wir diese Jesusgeschichten bereits. Und deshalb dürfen wir darauf vertrauen: Wenn ich bete, dann ist er ganz nahe bei mir und hört mir aufmerksam zu.
Wenn ich traurig bin, legt er mir seine Hand auf den Kopf oder auf den Arm und versucht mich zu trösten. Wenn ich Angst habe, stellt er sich hinter mich und verteidigt mich gegen diejenigen, die mir das Leben schwer machen.
Das ist für mich das Schönste an Weihnachten: Gott kommt ganz nahe zu uns. Er beugt sich vom Himmel herab zu uns kleinen Menschen und schaut uns in die Augen.
Und jetzt verstehen Sie vielleicht auch, weshalb Gott selber auf die Erde kommen musste: Das konnten die Engel nicht für ihn erledigen. Gott wollte den Menschen selber ganz nahe sein, auch wenn es ein schmerzhafter Weg für ihn werden würde.
Seine große Liebe zu den Menschen war der Grund, weshalb er das alles auf sich genommen hat. –
Das bedeutet nun nicht, dass Gott mit einem Schlag alle unsere Probleme wegzaubern würde. Wir sind da immer auch selber daran beteiligt. Aber es gibt Situationen, die kommen wir allein einfach nicht weiter. Manche kennen es vielleicht aus dem Büro oder der Firm: Manchmal ist die Situation in der Abteilung unter den Mitarbeitenden so zerfahren, dass sie einen Coach brauchen.
Manchmal hat sich ein Ehepaar so sehr zerstritten, dass sie ohne Berater oder Coach nicht mehr aus dem Streit herausfinden. Aber mithilfe einer dritten Person von außen finden sie wieder zusammen.
Genauso ist es bei Gott und beim Glauben: Wir sind immer beteiligt, wenn er unser Leben wieder in Ordnung bringt. Er tut es niemals ohne uns. Aber Gott kann Dinge in unserem Leben verändern, die wir alleine niemals hinkriegen würden. –
„Dann war das heute Abend doch schon mal ein richtig guter Anfang“, sagte Maria im Krippenspiel ganz am Ende.
Darum geht es: Weihnachten ist nur der Anfang. Es können erstaunliche Dinge geschehen in unserem Leben, wenn wir diesen Gott und diesen Jesus mit in unseren Alltag nehmen. Amen.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, gerne dürfen Sie die Vorlage in Ihrer Gemeinde verwenden. Würde mich freuen, wenn Sie mir in diesem Fall eine kurze Nachricht geben können.
Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal






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