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Alles nicht so einfach: Predigt beim Wiesengottesdienst am 14. Juli 2024

  • 13. Juli 2024
  • 12 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Aug. 2024

Bibeltext: Lukas 9: Johannes und Jakobus bitten Jesus, Feuer vom Himmel fallen zu lassen ...



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Gebet & Lesung aus Lukas 9

 

Großer Gott, wir danken dir, dass wir hier zusammen Gottesdienst feiern dürfen. Wir danken dir für das schöne Wetter und die schöne Stimmung hier draußen auf der Wiese.

 

Und wir danken dir, dass heute Sonntag ist – dass wir frei haben und Zeit haben für dich: Segne uns aus der Fülle deiner Gnade!

 

Großer Gott, wir leben in stürmischen Zeiten. Viele von uns sind verunsichert und sehnen sich nach Frieden und mehr Normalität.

 

Die Corona-Pandemie hat uns allen mächtig zugesetzt – manche haben in jener Zeit richtig leiden müssen. Kaum hatten wir uns davon erholt, ist der fürchterliche Krieg in der Ukraine ausgebrochen, der uns jetzt schon über zwei Jahre in Atem hält – von all den anderen Kriegen ganz zu schweigen. 

 

Gleichzeitig spüren wir fast jedes Jahr mehr die gravierenden Folgen des Klimawandels: Manche Länder stöhnen unter der großen Hitze; andere leiden an Überschwemmungen, Unwettern und unbeständigen Wetter.

 

Viele würden gerne etwas tun angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit. Aber es ist alles nicht so einfach. Wir können oft nur kleine Dinge verändern. Und während sich Dinge zum Guten verändern, spüren wir, wie sich die Probleme an einer anderen Stelle plötzlich verschärfen.

 

Großer Gott, das alles ist mühsam und oft auch ermüdend. Umso mehr bitten wir dich um Weisheit, um den rechten Durchblick, und dann auch den Mut, das Nötige zu tun.

 

Richte uns auf, wenn wir mutlos werden. Bring uns Bewegung, wenn wir uns zurückziehen wollen in die eigenen vier Wände.

Schenke uns Gelassenheit, wenn wir nicht überall gleichzeitig sein können. Hilf uns vor allem auch, dass wir zusammenstehen und uns gegenseitig ermutigen können.

 

Segne diesen Gottesdienst: Segne das Singen und Beten. Segne unser Nachdenken. Und lass dem Hören dann auch das Tun folgen. Amen.

 

Lesung aus Lukas 9:

 

Als Lesung hören wir heute eine etwas selt­same Geschichte aus dem Lukasevangelium: Weil Jesus auf einer Reise nach Jerusalem in einem Dorf nicht übernachten dürfen, sind zwei seiner Jünger so sauer, dass sie Feuer vom Himmel regnen lassen wollen.

 

Uns stockt der Atem, wenn man überlegt, was das für die Menschen in dem Dorf bedeutet hätte. Zum Glück weist sie Jesus streng zurecht. Wir hören aus Lukas 9:

 

51 Als die Zeit näher kam, dass Jesus wieder zu Gott zurückkehren sollte, brach er fest entschlossen nach Jerusalem auf. 52 Unterwegs schickte er Boten voraus. Diese kamen in ein Dorf in Samarien und wollten dort für eine Unterkunft sorgen.

 

53 Aber weil Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war, weigerten sich die Bewohner, ihn aufzunehmen.

 

54 Als seine Jünger Jakobus und Johannes das hörten, sagten sie: »Herr, das brauchst du dir doch nicht gefallen zu lassen! Sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet, so wie es damals bei Elia war?«

 

55 Jesus drehte sich zu ihnen um und wies sie scharf zurecht. 56 Dann gingen sie in ein anderes Dorf.

 

Ansprache – Teil I

 

Liebe Gemeinde, die Jünger Jesu haben sich nicht selten ziemlich daneben benommen. Ihr maximaler Aussetzer wird im heutigen Predigt­text beschrieben: Sie wollen ein ganzes Dorf in Schutt und Asche legen, nur weil man ihnen kein Nachtquartier zur Verfügung stellt.

 

Ein unerhörter und zugleich höchst unmensch­licher Vorschlag: Haben die beiden vergessen, dass das auch den Tod von unzähligen Frauen und Kindern bedeuten würde? Wo bleibt ihr Mitgefühl? Wo bleibt ihre Menschlichkeit?

 

„Alles nicht so einfach“: Ich fand diese Geschichte deshalb so spannend und zugleich so passend, weil die beiden Jünger tatsächlich genauer hätten hinschauen sollen: Die Samaritaner lehnten die Jesusgruppe nicht deshalb ab, weil sie Juden waren. Sie ärgerten sich vermutlich darüber, dass diese auf einer Jerusalem-Wallfahrt waren.

 

Es waren also vermutlich religiöse Gründe: Für die Samaritaner war nämlich nicht der Tempel in Jerusalem das höchste Heiligtum. Vielmehr lag ihr zentrales Heiligtum auf dem Berg Garizim. Und genau deshalb wurden die Samaritaner von vielen Juden verachtet. Aber auch umgekehrt.

 

Man weiß inzwischen auch, dass es damals öfter Streit und sogar blutige Auseinander­setzungen zwischen jüdischen Pilgern und Samaritanern gegeben hat. Vielleicht wollte der Bürgermeister des Dorfes einfach nur vermeiden, dass diese unbekannten Pilger Stress und Streit in ihr Dorf bringen.

 

Aber auch die Verantwortlichen jenes Dorfes hätten genauer hinschauen sollen: Denn wenn sie Jesus gekannt hätten, hätten sie gewusst, dass er den Samaritanern gegenüber überaus freundlich gesinnt war. Wir alle kennen das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter. Er war ihnen wohlgesonnen.

 

„Alles nicht so einfach“: Jesus jedenfalls denkt gar nicht daran, Feuer und Schwefel vom Himmel regnen zu lassen. Vielmehr weist er die sogenannten „Donnersöhne“ scharf zurecht. Er hat aber auch keine große Lust, lange zu diskutieren: Deshalb gehen sie kurzerhand in ein anderes Dorf zum Übernachten.

 

„Alles nicht so einfach“: Auch die großen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nicht mit der Brechstange lösen. Man muss schon genau hinschauen. Und vor allem sollte man das Mitgefühl mit den betroffenen Menschen nicht verlieren.

 

Es ist ja im Moment ein ganzes Sorgenbündel, das in unserem Land auf die Stimmung drückt. Bei Umfragen ist es immer ein ähnliches Bild: die hohe Inflation, Einwanderung, Flucht und Migration, die soziale Ungleichheit, der Klimawandel sowie der zunehmende politische Extremismus.

 

Man könnte noch die Angst vor steigender Kriminalität hinzufügen oder die Bekämpfung des Pflegenotstandes oder die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.

 

Krisen, Probleme und Herausforderungen gerade genug. Wir wollen heute aber nicht in das Klagelied einstimmen, wie schlimm doch die Welt geworden ist.

 

Wir wollen vielmehr die Frage stellen, wie wir mit all diesen Herausforderungen umgehen sollen. Mit Poltern verändert man nichts zum Guten. Und mit einfachen, plakativen Antworten und Parolen erst recht nicht.

 

Der Schriftsteller Umberto Eco hat einmal sinngemäß gesagt: „Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Antwort – aber fast immer ist das die falsche Antwort.“ 

 

Wir wollen nicht, dass Sie heute ratlos oder entmutigt oder gar frustriert nach Hause gehen. Aber eine Einsicht wollen wir Ihnen heute zumuten: Es ist alles nicht so einfach. Und wer behauptet, alles wäre besser, wenn man nur diesen einen Punkt endlich beachten würde, liegt ziemlich sicher falsch. –

 

Ich möchte Ihnen zunächst eine Frage stellen und Sie bitten, sich mit Ihren Nachbarn in der Bank kurz darüber zu unter­halten. Ein aktuelles und überhaupt nicht konstruiertes Beispiel aus dem Bereich Zuwanderung und Migration:

 

Stellen Sie sich folgende Situation vor: In einem Kindergarten schlägt der Elternbeirat vor, beim nächsten Sommerfest aus Rücksicht auf jüdische und muslimische Familien völlig auf Schweinefleisch zu verzichten. Muslime und Juden dürfen bekanntlich kein Schweine­fleisch essen. Da wäre es doch am besten, wenn beim Sommerfest alle freiwillig auf Schweine­fleisch verzichten. Das hätte den großen Vorteil, dass man nicht ständig fragen muss: „Ist das Pute oder Lamm? Ist in diesem Würstchen Schweinefleisch?“

 

Frage: Was halten Sie von diesem Vorschlag des Eltern­beirates: Wäre das aus Ihrer Sicht sehr sinnvoll oder eher übertrieben? Halten Sie es für wünschenswert oder für völlig unnötig? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit zum Austausch. [Austausch]

 

„Alles nicht so einfach“: Bevor wir uns das etwas genauer anschauen, hören wir ein Lied von Alina und Matthias Cherubim. Zum besseren Verständnis wird Alina kurz ein paar Worte dazu sagen.

 

Ansprache Teil II

 

Liebe Gemeinde, bei der Europawahl hätte ich beinahe die Partei von Sarah Wagenknecht gewählt. Eines Abends lief ich über die Anna­brücke und Staufen und sah zum ersten Mal eines ihrer Plakate: „Krieg oder Frieden?“ war darauf zu lesen.

 

Krieg oder Frieden? Natürlich will ich keinen Krieg. Deshalb sollten möglichst viele Sarah Wagenknecht wählen. Denn sie weiß offenbar, wie man den Krieg in der Ukraine beendet. Haben Sie das Bündnis Sarah Wagenknecht gewählt?

 

Dummerweise denkt Präsident Putin im Moment nicht im Schlaf daran, seinen Angriffskrieg zu beenden. Na ja, er wäre zu einem Waffenstillstand und zum Beginn von Verhandlungen bereit: Wenn die Ukraine auf alle vier Regionen verzichtet, die von Russland angegriffen wurde. Wenn die Ukraine ver­spricht, niemals der NATO beizutreten. Und wenn die Ukraine für alle Zeiten in  eine entmilitarisierte Zone umgewandelt würde.

 

Ist offenbar nicht bei Frau Wagenknecht angekommen, dass es wohl doch nicht so einfach ist mit dem Frieden. Ich habe am Ende dann doch etwas anderes gewählt … J 

 

„Alles nicht so einfach“: Ich möchte Ihnen fünf Aspekte nennen, fünf Anregungen, wie man dieses Motto auf die großen Herausfor­derungen unserer Zeit anwenden könnte. Und hinterher dürfen Sie sich noch einmal darüber unterhalten:

 

1) Liebe zur Sache: Man sollte genau hinschauen

 

Die meisten Menschen aus der Ukraine, die seit dem Angriffs­krieg nach Deutschland gekommen sind, haben bisher keine Arbeit von der sie leben können: Diese Meldung ging dieser Tage durch die Medien. Und gleich war der Aufschrei groß: Warum arbeiten die nicht? Warum ist die Beschäftigungsquote in anderen Ländern viel höher?

 

Mir ging es im ersten Moment genauso. Dann habe ich aller­dings erfahren, dass man bei uns besonders viel Wert auf den Spracherwerb legt: Erst die Sprache lernen, dann Arbeit finden.

 

Ein zweiter Grund: Es kamen verhältnismäßig viele Geflüchte­te mit einem höheren Berufsabschluss. Die wollen natürlich nicht jahrelang als Tellerwäscher oder Putzkraft arbeiten. Das wäre ja auch eine Verschwendung von Ressourcen. Und die Anerkennung ihrer Zeugnisse braucht eben auch Zeit.

 

Alles nicht so einfach: Man muss genau hinschauen. Die aktuellen Themen sind kompliziert und komplex. Aber das erfordert Kraft und Mühe, komplizierte Dinge zu verstehen.

 

Einfache Antworten sind auch ein bisschen bequem. Und manchmal geben sie einem auch Sicherheit. Aber oft liegt man bei diesen einfachen oder vereinfachenden Antworten falsch.

 

Deshalb mein erster Punkt: Wichtig ist die Liebe zur Sache. Die Liebe zur Wahrheit. Man muss genau hinschauen.

 

 

2) Liebe zu den Menschen: Wir sollen Gutes über andere denken.

 

Bei der sogenannten „Flüchtlingskrise“ 2015/2016 waren auch viele Menschen in meiner letzten Gemeinde sehr aktiv. Dabei ist mir eines aufgefallen: Sobald jemand betroffene Menschen persönlich kennenlernte, hat er oder sie anders über die Flüchtlinge gesprochen.

 

Wenn man sich dagegen nur abstrakt und theoretisch mit dem Thema befasst, spricht man von einem Problem. Wer dagegen einen Betroffenen kennenlernt, sieht plötzlich einen Menschen. Einen Menschen in einer komplizierten Notlage, der sich darüber freut, wenn man ihm Aufmerksamkeit schenkt.

 

Und beim Thema Bürgergeld ist das ähnlich: Wenn man niemand kennt, regt man sich gerne über Leute auf, die sich angeblich auf der Grundsicherung ausruhen. Oder man redet abfällig von „Totalverweigerern“ und so weiter. Wenn man aber einen Betroffenen persönlich kennenlernt, sieht man plötzlich einen konkreten Menschen in seiner speziellen Situation – und nicht nur ein Problem.

 

Natürlich gibt es überall Menschen, die eine Situation aus­nutzen. Natürlich gab es auch manche Asylbewerber, die ihre Betreuer oder ihre Gastfamilien enttäuscht haben. Das sind alles keine Heiligen. Das sind die „Ursprungs-Deutschen“ aber auch nicht: Auch unter uns gibt es genug komische Kandidaten.

 

An der Stelle können wir gerade als Christen viel von Jesus lernen: Er hat die Menschen geliebt – auch jene, die über die Stränge geschlagen haben. Deshalb finde ich: Wir sollten nicht so sehr über die Probleme reden, sondern immer den konkreten Menschen sehen.

 

 

3) Ehrlich sein zu sich selbst: Auf manche der aktuellen Probleme gibt es im Moment keine Lösung.

 

Dieser Punkt fällt mir selber besonders schwer: Vom Typ her bin ich eher ein „Handwerker“. Nicht so sehr der Heimwerker, sondern der „Handwerker“, wenn es um die Lösung von Problemen geht. Vielleicht kennen Sie noch die Häschen-Witze: Hattu Probleme? Muttu lösen.

 

Aber genau das ist bei den großen Herausfor­derungen unserer Zeit fast nicht möglich: Was hilft es weltweit, wenn Deutsch­land Spitzen­reiter bei der Solarenergie ist? Der deutsche Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß liegt bei gerade mal 2 Prozent.

 

Das ist doch frustrierend! Dabei geht es schon bei uns bei vielen Maßnahmen nur im Schneckentempo vorwärts. Und im weltweiten Maßstab geht das noch viel viel langsamer. Wie soll man auf diesem Weg den Klimawandel wirklich stoppen?

 

Ähnlich bei der Debatte um die Abschiebung von straffällig gewordenen Asylbewerbern. Fast alle sind sich einig: Man sollte diese in ihre Heimatländer abschieben. Das ist allerdings leichter gesagt als getan: Oft fehlen die Ausweispapiere. Oder das Herkunftsland ist nicht ausfindig zu machen. Oder das Herkunftsland weigert sich, die Person aufzunehmen.

 

Deshalb mein dritter Punkt: Wir müssen ehrlich zu uns selber sein: Manche Themen lassen sich höchstens ansatzweise lösen. Diese Einsicht ist oft furchtbar schwer auszuhalten. Stellen Sie sich einen Politiker vor, der das zugibt: „Ich habe auf dieses Problem keine wirkliche Lösung“. Kein Mensch würde ihn wählen. Aber es wäre ehrlich.

 

„Wohl dem, der nichts zu sagen hat und dennoch schweigt“: hieß mal ein flotter Spruch. Das soll jetzt keine billige Vertröstung sein. Es soll uns vielmehr demütig machen: Auf manche der aktuellen Probleme gibt es keine nach allen Richtungen zufriedenstellende Lösung.

 

 

4) Wir müssen wieder Geduld lernen: Wertvolle Dinge brauchen Zeit, um zu reifen.

 

Neulich ging die Meldung durch die Medien, dass es an heißen Sonnentagen mittags in der größten Hitze zu viel Strom gibt. An manchen Tagen seien die Netze mit dem vielen Solarstrom überlastet. Man würde deshalb Anlagen ausschalten.

 

Ich habe meinen Ohren nicht getraut. Auch wenn es die Netz­betreiber tatsächlich vor Probleme stellt, ist das eigentlich eine tolle Nachricht. Doch diese große Zahl an Solarzellen ist keine Entwicklung von heute auf morgen. Es hat Zeit gebraucht. Und jetzt können wir durchaus auch einmal stolz darauf sein.

 

Das bedeutet: Wir müssen wieder Geduld lernen: Wertvolle Dinge brauchen Zeit, um zu reifen. Doch diese Geduld hat man oft nicht.

Zum Schluss noch mein wichtigster Punkt für uns Christen:

 

5) Wir sollen Hoffnung verbreiten und uns auch an kleinen Erfolgen freuen. 

 

In der Corona-Zeit ist bei vielen in unserem Land die Familie wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt. Man hat gemerkt: Wenn es Spitz auf Knopf kommt, ist oft nur auf die Familie Verlass.

 

Diese wieder entdeckte Wertschätzung der Familie ist sicher zu begrüßen. Manchmal hat es allerdings auch den Nebeneffekt, dass sich die Menschen in die eigenen vier Wände zurückziehen.

 

„Wenn die großen Probleme der Zeit schon nicht gelöst werden können, will ich mir doch wenigstens noch ein schönes Leben machen – solange es geht“ – denken leider manche.

 

Ich finde: Eine sehr egoistische und verhäng­nisvolle Ein­stellung! Gerade als Christen sollen wir Zuversicht verbreiten. Und Mut. Und die Bereitschaft, Dinge anzupacken.

 

In der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ gibt es im Moment das „Projekt Plan D“: Nicht Plan B wie „Berta“, sondern Plan D wie Deutschland. Auf einer Homepage können Bürgerinnen und Bürger zunächst alle ihre Probleme eintragen: Alles, wo es klemmt und hapert und nicht vorwärts geht, kann man dort auf einer Homepage eintragen. Im Moment sind es 5.191 Probleme.

 

Das ist aber nur die eine Hälfte des Projektes. Die andere Hälfte der Homepage besteht aus Lösungsvorschlägen. Jeder, der möchte, kann eines der Probleme anklicken und einen Lösungs­vorschlag machen. Immerhin sind dort schon 939 Vorschläge eingetragen. Und im Begleittext heißt es: „Während die einen sagen: Das Land ist kaputt, sagen die andern: Das kriegen wir hin.“

 

Ich finde das eine tolle Idee. Die großen Probleme unserer Zeit können einem zwar manchmal fast erschlagen. Aber es ist auch ein bisschen bequem, immer nur zu klagen. Gerade wir Christen sollten mit anpacken und Hoffnung verbreiten und uns bereits an den kleinen Erfolgen freuen. –

 

Nun sind Sie zum Schluss noch einmal dran: Sie finden meine fünf Anstöße und Vorschläge auf Ihrem Gottesdienstblatt.

 

Meine Bitte wäre, dass Sie sich mit Ihrem Nachbarn darüber unterhalten: Welcher dieser fünf Punkte finden Sie im Moment für sich persönlich besonders wichtig? Oder ist Ihnen vielleicht ein sechster Punkt noch viel wichtiger?

 

Denn auch in diesem Gottesdienst sollen wir vom Hören zum Tun können: „Nach dem Hören kommt das Handeln, wo geholfen werden muss“, so hieß es in einem Lied meiner Jugendzeit. Bitte schön: Tauschen Sie sich doch noch einmal aus.

 

 

Fürbittengebet & Vater Unser (Wolfgang Lederle)

 

Du Gott, hast uns den Weg zu dir gebahnt: Durch Jesus Christus, der uns gezeigt hat, was im Leben wirklich zählt.

 

Wir danken dir für alle, die uns auf unserem Glaubensweg begleitet haben. Für alle, die unsere Fragen beantwortet haben und uns vorgelebt haben, was Glauben an dich bedeuten kann.

 

Wir bitten dich: Lass uns genauso allen Menschen in Liebe und Wertschätzung begegnen.


Herr, erbarme dich!

 

Wir bitten dich für deine Kirche, für alle Getauften überall auf der Welt:

 

Überwinde unsere Trennungen. Hilf uns, einander offen und geschwisterlich zu begegnen. Hilf allen, die sich zu dir bekennen, einander beizustehen, ganz besonders, wo Verfolgung herrscht.

 

Lass deine Kirche ein Zeichen dafür sein, dass Vergebung und Versöhnung möglich ist.

 

Herr, erbarme dich!

 

Wir bitten dich für deine Welt, die sich so sehr nach Frieden sehnt, in der Ukraine und in Russland und an so vielen Orten auf der ganzen Welt:

 

Schenke allen, die Macht haben und Verant­wortung tragen, Weisheit und Weitblick.

Und die Bereitschaft, Konflikte durch Reden und nicht durch Waffen zu lösen.

 

Herr, erbarme dich!

 

Wir bitten dich für unser Land: Du siehst, dass viele Menschen – und auch wir selbst -verunsichert sind durch die Herausforderungen von Globalisierung, Klimawandel, Migration. Viele sehnen sich nach einfachen Antworten. Groß ist die Versuchung, denen zu folgen, die solche scheinbar einfachen Antworten anbieten.

 

Lass nicht zu, dass Neid und Hass aus unserer Unsicherheit wachsen. Gib uns ein offenes Herz dafür, miteinander im Sprechen, Nachdenken und Entscheiden nicht die einfachen, sondern die richtigen Antworten auf die Herausforderungen der Welt zu finden. Hilfs uns, gemeinsam nach deinem Weg zu fragen.

 

Herr, erbarme dich!

 

Segen

 

Der Herr segne dich und er behüte dich!

 

Er schenke dir einen klaren Blick, damit du das Wichtige vom Nebensächlichen unterscheiden kannst.

 

Er schenke dir Mut und Entschlossenheit, das Nötige zu tun – notfalls auch gegen Widerstände.

 

Er schenke dir das Feuer des Heiligen Geistes, damit du aufstehst und mit deinen Gaben für andere zu Segen wirst.

  

Der Herr segne dich und behüte dich!

 

Er schenke dir Gelassenheit, weil nicht alles nur an dir hängt und an deinem Vermögen.

 

Er schenke dir Vertrauen, dass Gott mit dieser Welt zu seinem Ziel kommt – trotz allen Krisen.

 

Und er schenke dir die Freude darüber, dass du im Glauben in Gottes neuer Welt mit dabei sein darfst.

 

So segne dich der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie diese Gedanken als hilfreich empfunden haben, können Sie den Text gerne mit Freunden oder Bekannten "teilen". Wenn Sie Fragen zum Thema haben oder ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, dürfen Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.


Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal


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