Eine Frage des Vertrauens
- 24. Nov. 2024
- 12 Min. Lesezeit
Als vor wenigen Tagen in Berlin die „Ampel“ zerbrach, war viel von fehlendem Vertrauen die Rede. Deshalb stellt Olaf Scholz im Bundestag die „Vertrauensfrage". Auch in einem Gespräch von Jesus mit einer Frau über den Tod ihres Bruders geht es um Vertrauen. Ob auch dabei das Vertrauen wachsen kann, wie bei dem Kind und seinem Vater?

Quelle: i-StocK
Begrüßung & Einstimmung
Ein herzliches Willkommen zum Gottesdienst am Ewigkeitssonntag! Wir möchten heute in besonderer Weise an die Menschen denken, die im vergangenen Kirchenjahr aus unserer Mitte verstorben sind. Und wir möchten Gott um Trost und Segen für alle Angehörigen bitten. Schön, dass Sie heute mit dabei sind! –
Eine Frage hat unsere Gesellschaft in den vergangenen Tagen besonders bewegt: Wann wird Olaf Scholz die Vertrauensfrage stellen? Auch bei der Begründung, weshalb er Christian Lindner als Finanzminister entlassen habe, spielte das Vertrauen eine zentrale Rolle. Olaf Scholz sagte: „Zu oft hat er – Christian Lindner – mein Vertrauen gebrochen“.
Da die Ampelkoalition nun keine Mehrheit hat, muss Olaf Scholz im Parlament die Vertrauensfrage stellen. Die Frage war nur noch, wann dies sein würde. Inzwischen ist das geklärt und auch ein Termin für die Neuwahlen wurde ins Auge gefasst: Am 11. Dezember will Olaf Scholz die Vertrauensfrage stellen. Am 16. Dezember soll der Bundestag darüber entscheiden.
Es wird erwartet, dass die Mehrheit der Abgeordneten ihm kein Vertrauen mehr schenken. Damit rechnet Olaf Scholz, denn er möchte den Weg freimachen für Neuwahlen im Februar. –
Auch heute in diesem Gottesdienst geht es um eine Vertrauensfrage: Keiner kann beweisen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Keiner gibt uns eine Garantie dafür, dass sich nach unserem Sterben am Ende des Tunnels wirklich eine Tür öffnet.
Es geht um das Vertrauen. Es ist die Frage, ob wir dem Versprechen vertrauen können, das Jesus uns gegeben, dass sich diese Tür tatsächlich öffnen wird. Zu einer Frau, die gerade ihren Bruder verloren hatte, sagte Jesus einmal folgendes: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Glaubst du das?“
Um diese Vertrauensfrage soll es heute in diesem Gottesdienst gehen. Und wir möchten darüber nachdenken, was uns dieses Vertrauen vielleicht leichter macht. Ich wünsche uns einen gesegneten Gottesdienst!
Gebet & Zuspruch
Ewiger Gott, auch im vergangenen Jahr hat der Tod Einzug gehalten in manchen unserer Häuser und Familien. Manchmal hat sich der Tod schon lange vorher angekündigt; manchmal kam er aber auch ganz plötzlich und überraschend.
Manche unserer Lieben durften im gesegneten Alter heimgehen. Andere waren schwer krank geworden und mussten lange vor der Zeit wieder gehen. Vater im Himmel, auch wenn uns vieles ein Rätsel bleibt: Hilf uns, an dir festzuhalten – auch mitten in all unseren Fragen.
Danke, dass wir in der Trauer auch schwach sein dürfen, und dass du unsere Not und unseren Schmerz wirklich verstehst. Danke, treuer Gott, dass du über aller Vergänglichkeit stehst! –
Wir erinnern uns heute in besonderer Weise an unsere Lieben, die heute nicht mehr unter uns sind: Vieles steht uns noch ganz lebendig vor Augen. Manchmal fühlen wir sie ganz nahe bei uns. Manchmal wird uns aber auch bewusst, wie viel sich seit ihrem Tod verändert hat.
Vater im Himmel, wir danken dir für deinen Segen im Leben unserer Verstorbenen. Wir danken dir für alles Glück und für die Liebe, die du uns durch sie geschenkt hast.
Wir bitten dich: Nimm uns nicht die Erinnerung, aber lass den Schmerz über dem Abschied kleiner werden. Herr, erbarme dich!
Hört den Zuspruch der Gnade Gottes. So spricht der Herr: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Amen.
Predigt: Die Vertrauensfrage
Liebe Gemeinde, diese Grafik habe ich gestern im Internet gefunden. Sie zeigt die Anzahl der Aufrufe des Wortes „Vertrauensfrage“ auf Wikipedia im November 2024.

Wikipedia ist ja bekanntlich ein großes Lexikon im Internet. Und für jedes Stichwort wird auch die Häufigkeit der Aufrufe in einem bestimmten Zeitraum angezeigt. Am 5. November haben weltweit 812 Personen das Wort „Vertrauensfrage“ aufgerufen. Das entspricht in etwa dem jährlichen Durchschnitt pro Tag. Am 6. November waren es allerdings hundertmal mehr: 76.845 Aufrufe an einem Tag. Und am 7. November waren es sogar 124.409 Aufrufe.
Der Grund ist einfach: Am 6. November hat Olaf Scholz den Finanzminister Christian Lindner entlassen. Und zugleich hat er angekündigt, dass er im Bundestag die Vertrauensfrage stellen wird, um den Weg für Neuwahlen frei zu machen. Da wollten viele Deutsche offenbar bei Wikipedia nachschauen, was es mit dieser Vertrauensfrage auf sich hat und welche Vorschriften es bis hin zu Neuwahlen gibt. –
Das über Hundertfache an Aufrufen, weil plötzlich eine schwierige Frage im Raum stand, auf die man eine Antwort brauchte. Ich glaube, so ähnlich kann es einem gehen, wenn man völlig unerwartet von einer schweren Krankheit hört. Wenn die Ärzte einem mitteilen müssen, dass es vielleicht zum Ende geht. Plötzlich ist man mit Themen konfrontiert, über die man bisher gar nicht nachgedacht hat. Oder nachdenken musste.
Aber auch bei den Angehörigen kann diese Frage plötzlich im Raum stehen, wenn der Tod in der Familie angeklopft hat: Wenn die Eltern oder die Tante oder vielleicht der Ehepartner gestorben ist: Ist mit dem Tod alles zu Ende? Oder dürfen wir hinterher noch etwas erwarten? Kann ich den großen Verheißungen der Bibel über die Welt Gottes Vertrauen schenken?
Auch hier steht plötzlich und unerwartet eine Vertrauensfrage im Raum. Und anders als demnächst im Bundestag müssen wir uns alle – über kurz oder lang – mit dieser Frage auseinandersetzen.
Aber auch im Rückblick auf das Leben eines lieben Menschen ist man oft von einer großen Dankbarkeit erfüllt, wenn man sich an das gegenseitige Vertrauen erinnert. Wenn die Gedanken zurückgehen, erinnert man sich vielleicht auch an den Moment, als man gemeinsam vor dem Traualtar stand und sich gegenseitig versprochen hat: „Ich will dir treu sein bis der Tod uns scheidet.“ Und man denkt gerne daran zurück, weil dieses Versprechen und dieses Vertrauen die Grundlage für das gemeinsame Glück waren.
Andere erinnern sich in der Trauerzeit voller Dankbarkeit daran, dass sie ihrer Mutter alles anvertrauen konnten: Sie konnten mit ihr über alles reden. Sie hatte immer ein offenes Ohr. Sie war stets fürsorglich und zuvorkommend.
Andere erzählen beim Trauergespräch von ihrem Vater, der ihnen jahrelang bei den Mathe-Hausaufgaben geholfen hat. Oder sie in der Teenagerzeit jahrelang am Samstag spätabends von der Disco abgeholt hat, bis sie ein eigenes Auto hatten.
Vertrauen ist mit das Kostbarste zwischen Menschen. Deshalb sind viele Angehörige bei einer Trauerfeier nicht nur von Trauer erfüllt, sondern oft auch von einer großen Dankbarkeit für das vertrauensvolle Miteinander über viele Jahre hinweg.
Zu einem ehrlichen Lebensrückblick gehört aber auch, dass man sich an die Krisen im Leben erinnert. Vielleicht auch an die Brüche. Man muss niemand idealisieren – auch nicht, wenn er gestorben ist. Man darf sich auch daran erinnern, dass das Vertrauen manchmal erschüttert wurde. Vielleicht hat man aber auch erlebt, dass man nach einer bitteren Enttäuschung neues Vertrauen aufbauen konnte. Vertrauen fällt einem nicht in den Schoß: Vertrauen muss wachsen. Vertrauen muss gepflegt werden.
Aber wenn das geschieht, kann auch nach einer tiefen Enttäuschung neues Vertrauen wachsen. Die Voraussetzung dafür: Man muss spüren, dass es der andere ernst meint und man sich vollständig auf ihn verlassen kann.
Und damit sind wir wieder bei der Vertrauensfrage, wenn es um den Glauben geht. Und um die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod: Auch bei den Worten der Bibel fällt uns das Vertrauen nicht in den Schoß. Aber auch dieses Vertrauen darf wachsen, wenn wir uns damit beschäftigen. Wenn Gott im täglichen Leben eine Rolle spielt. Und wir dabei immer wieder die Erfahrung machen, dass man sich auf Gott verlassen kann.
Die Theologin Margot Kässmann hat einmal gesagt: Man kann Gottvertrauen nicht einfach anknipsen, so wie man eine Nachttisch-Lampe anknipst. Deshalb gab sie den Rat: Es ist gut, wenn man nicht erst in der größten Not anfängt zu beten, sondern sich bereits in den guten Zeiten des Lebens darin übt.
Gottvertrauen kann man nicht einfach anknipsen, wenn man es braucht. Auch dieses Vertrauen braucht Zeit, um zu wachsen. Aber es kann wachsen, wenn man sich danach ausstreckt. Und das ist bei diesen letzten ernsten Fragen des Lebens umso wichtiger.
Während der Corona-Pandemie ist der Star-Friseur Udo Walz verstorben. Er hat das Leben in vollen Zügen genossen, er hat für seinen Beruf gelebt und er stand auch gerne im Rampenlicht. Er starb vor vier Jahren mit 76 Jahren. Ein Jahr vorher hat er sich zum 75. Geburtstag in einem Interview mit RTL ausführlich auch mit dem Thema Tod und Leben auseinandergesetzt. Er sagte damals – ein Jahr vor seinem Tod: „Ich habe Angst vor dem Tod … Das nervt mich alles, weil das alles so schnell geht. Ich will noch lange auf diesem Planet bleiben“. Leider wurde ihm dieser Wunsch nicht erfüllt.
„Ich habe Angst vor dem Tod“: Da ist er sicher nicht der einzige. Weil das alles so unangenehme Themen sind, machen viele Menschen unserer Zeit einen großen Bogen darum. Oder sie versuchen diese Fragen so weit wie möglich auszublenden.
Ein Pfarrer erzählte von der Begegnung mit der Tochter einer Verstorbenen: Als er sich nach der Trauerfeier am offenen Grab von ihr verabschiedete, sagte sie ihm: „Die Generation vor uns ist jetzt weg. Wir sind die Nächsten, die sterben müssen. Morgen fahren wir in Urlaub und verdrängen wieder alles.“
Ich glaube, wir sind uns einig: Es ist nicht leicht, den Gedanken an die eigene Endlichkeit auszuhalten. Keiner kann verhindern, dass ihn in bestimmten Situationen plötzlich die Angst vor dem eigenen Tod überfällt. Die Erfahrung ist aber immer wieder die gleiche: Diese Angst vor dem Tod wird oft kleiner, wenn man sich diesen Fragen stellt und sie nicht einfach ausblendet.
Ich hatte am Anfang des Gottesdienstes von einer Frau aus der Bibel gesprochen, die gerade ihren Bruder verloren hatte: Als sie davon hört, dass Jesus, der Freund der Familie, endlich kommt, läuft sie ihm entgegen und überschüttet ihn erst einmal mit Vorwürfen: „Herr, wärst du hier gewesen, mein kranker Bruder wäre nicht gestorben.“
Jesus übergeht ihren vorwurfsvollen Ton und lenkt ihren Blick auf etwas ganz anderes: Er möchte, dass sie ihn nicht nur als den großen Wunderheiler sieht, der Menschen gesund machen kann. Sie soll ihn auch als denjenigen kennenlernen, der die Macht des Todes gebrochen hat oder noch brechen wird. Und genau aus diesem Gespräch stammt das bekannte Wort, dass ich bei einer Trauerfeier fast immer am offenen Grab zitiere: Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wer mir vertraut, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer da lebt und glaubt an mich, der wird niemals sterben. Glaubst du das?“ (Johannes 11, 25f)
Jesus greift hier der Zeit weit voraus. Noch hat er seinen Leidensweg vor sich: Dieses Gespräch findet einige Wochen vor seinem Tod statt. Dennoch spricht Jesus mit ihr, als würde das Wunder der Auferstehung bereits hinter ihnen liegen.
Ich fand es bemerkenswert, dass in diesen Versen im Johannesevangelium, Kapitel 11, nicht nur diese Geschichte erzählt wird, dass Gott seinen Sohn aus dem Grab heraus zu einem neuen Leben auferwecken wird. Diese Verse beschreiben bereits die entscheidende Bedeutung der Auferstehung für uns alle: Weil Gott dieses Wunder der Auferstehung an Jesus vollbracht hat, dürfen wir darauf vertrauen, dass das auch bei uns möglich ist.
Weil Gott an seinem Sohn gewissermaßen demonstriert hat, dass der Tod nicht mehr die allerstärkste Macht ist, hoffen wir als Christen nicht ins Blaue hinein. Seit Jesus auferstanden ist, hat ist die Erwartung auf ein Leben nach dem Tod für Christen eine begründete Hoffnung.
Deshalb ist das für mich einer der schönsten und wichtigsten Sätze, die zu einer Trauerfeier gehören: Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wer mir vertraut, der wird leben, auch wenn er stirbt.“
Und damit sind wir wieder bei der Vertrauensfrage. Und bei der Erfahrung, dass auch dieses Vertrauen wachsen muss. Aber nicht als Forderung: „Du musst daran glauben!“ Sondern eher als Einladung. Vielleicht auch als Frage: Wenn du das alles gerne auch glauben möchtest, dann strecke dich doch danach aus. Vertrauen wächst, wenn man sich mit jemand vertraut macht. Und das gilt auch für Gott und den Glauben.
Dazu habe ich Ihnen dieses Foto mitgebracht: Ich habe es gestern in einer Online-Bilderdatei gefunden: Ein Kind springt von einem großen Stein. Und der Vater fängt es sicher auf.

Wie es aussieht, machen die beiden das nicht zum ersten Mal. Wer selber Kinder hatte, kann sich vielleicht an ähnliche Szenen erinnern: Mama oder Papa stehen unten und ermutigen das Kind, zu springen.
Das Kind steht oben auf einem großen Felsen oder auf einer Mauer oder auf einem Klettergerüst und hat beim ersten Mal ziemlich wacklige Knie. Aber weil es von den Eltern ermutigt wird, nimmt es schließlich allen Mut zusammen und springt.
Können Sie sich daran erinnern, was dann meistens auch passiert ist? Weil diese Erfahrung, aufgefangen zu werden, für das Kind so schön war, klettert es schnell nach oben und springt ein zweites und drittes und viertes Mal. Und an die wackligen Knie denkt es irgendwann gar nicht mehr.
Für mich ist das ein wunderbares Bild auch für den Glauben: Niemand von uns kann einem anderen beweisen, dass Gott uns nicht enttäuschen wird, wenn man sich auf sein Wort verlässt. Man muss es ausprobieren. Man muss das Wagnis eingehen.
Und vielleicht ist auch hier der erste Schritt, der erste „Sprung“, wenn Sie so wollen, am schwierigsten. Aber es wird auch hier leichter, wenn man die Erfahrung macht: Ich finde im Glauben ein Gefühl von Erfüllung und Geborgenheit und Glück.
Es wird leichter, wenn man in den Jesus-Geschichten liest, wie liebevoll er sich den Menschen zugewandt hat. Oder wenn man von anderen Menschen hört oder liest, die Gottes Nähe auch in der größten Krise erfahren haben.
Vertrauen muss wachsen – auch wenn es um Gott geht und um die letzten Fragen des Lebens. Auch dieses Vertrauen kann wachsen, wenn man sich danach ausstreckt und das Wagnis des Glaubens eingeht.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wer mir vertraut, der wird leben, auch wenn er stirbt“: Weil Jesus auferweckt wurde, vertrauen wir darauf, dass Gott das auch bei uns tun kann. Das ist der Grund unserer Hoffnung.
Weil Jesus sich am Kreuz für die Schuld der Menschen geopfert hat, kann er uns auch das schlechte Gewissen nehmen: Es gibt beim Rückblick auf ein langes Leben ja nicht nur solche Dinge, die super gelaufen sind. Manchmal werden einem angesichts des Todes gerade auch die eigenen Fehler und Versäumnisse besonders bewusst.
Als Christen müssen wir solche Erfahrungen nicht ausblenden. Wir müssen beim Lebensrückblick nicht in eine übertriebene Lobhudelei verfallen. Wir dürfen ehrlich bleiben: Weil es die Vergebung gibt. Und weil er – der Auferstandene Christus – uns auch diese Angst vor dem Tod nehmen kann. –
In drei Wochen will Olaf Scholz im Bundestag die Vertrauensfrage stellen. Er rechnet allerdings damit, dass ihm die Mehrheit kein Vertrauen schenken wird: Es geht ja darum, den Weg für Neuwahlen freizumachen. Der Ewigkeitssonntag stellt uns allen diese ganz andere Vertrauensfrage: „Glaubst du das?“ Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Frage – anders als vermutlich der Bundestag – irgendwann mit einem überzeugten „Ja“ beantworten können.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Vertrauen auf Gott und auf Jesus Christus wachsen darf. Dass Sie gute Erfahrungen machen mit diesem Gott – in den schönen Zeiten, aber auch in den Krisen des Lebens. Und ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen geht wie diesem Kind, das in die Arme seines Vaters springt: Weil es so schön ist, will es dieses Aufgefangen-Werden immer wieder neu erleben. Amen.
1. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: Wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.
2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: Es will die Augen schließen und glauben blind.
3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!
Text: Julie Hausmann 1862, EG 376
Fürbitten & Vater Unser
Allmächtiger Gott, nichts ist so sicher wie der Tod – und doch verschließen wir so oft unsere Augen davor. Hilf uns doch, dass wir jeden Tag und jedes neue Lebensjahr ganz bewusst als ein Geschenk aus deiner Hand nehmen.
Lass uns die Zeit, die du uns anvertraut hast, nicht mit Unwichtigem vergeuden.
Hilf, dass wir die Freuden des Lebens aus vollem Herzen genießen können. Lass uns aber auch bereit sein, wenn es einmal anders kommt und du uns abrufst aus dieser Welt.
Vater im Himmel, vor dir brauchen wir unsere Tränen nicht zu verstecken. Bei dir brauchen wir unseren Schmerz nicht klein zu reden. Du weißt ganz genau, wie es uns geht und wie wir uns fühlen. Und du kannst uns trösten, wie uns sonst keiner trösten kann.
Wir bitten dich: Sei du bei allen Trauernden unter uns. Lass sie mitten in ihrem Schmerz deine Nähe spüren. Lass ihnen mitten in ihrem Alleinsein immer wieder ein Licht deiner Hoffnung aufgehen.
Vater im Himmel, wir bitten dich heute für alle, die sich um Schwerkranke, um Sterbende und um ihre Angehörigen kümmern: Segne die Mitarbeitenden des Hospizdienstes; segne alle Mitarbeitenden in den Pflegeheimen, in den Sozialstationen und Pflegediensten:
Schenke ihnen viel Einfühlungsvermögen, sich auf die Situation der Schwerkranken und ihrer Angehörigen einzulassen. Gib ihnen Weisheit für das passende Wort im richtigen Augenblick, zeige ihnen aber auch, wann Schweigen an der Zeit ist.
Wir bitten dich für alle, die zuhause in der Familie einen Menschen auf dem Weg zum Sterben begleiten: Gib ihnen viel Kraft für diesen oft schweren Dienst der Liebe. Schenke ihnen zugleich auch Zeit und Gelegenheit, in Dankbarkeit bewusst Abschied zu nehmen. –
Und alles, was uns ganz persönlich beschäftigt und bewegt, das sagen wir Gott mit den Worten, die uns Jesus zu beten gelehrt hat: Vater Unser …
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Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal









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