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Was hat Pontius Pilatus in unserem Glaubensbekenntnis zu suchen?

  • 17. Apr.
  • 12 Min. Lesezeit

Karfreitags-Gottesdienst am 18. April 2025 in der Martin-Luther-Kirche in Staufen mit einer Predigt über die Kreuzigungsgeschichte aus Johannes 19 und einer Bildbetrachtung eines Gemäldes über die Kreuzigungsgeschichte von Salvador Dali.


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Quelle: Salvador Dali, Bilder zur Bibel, Pattloch


Begrüßung & Einstimmung 


„Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung“: Mit diesem Wort des Apostels Paulus aus dem 2. Korinther­brief möchte ich Sie alle ganz herzlich begrüßen zum Gottesdienst an Karfreitag! –

 

Seit letztem Sommer haben wir in der Martin-Luther-Kirche wieder ein großes Gebetbuch ausgelegt, in das Besucher persönliche Anliegen und Bitten schreiben können. Vor wenigen Tagen wurden folgende Zeilen ins Buch geschrieben: „Lieber Gott, lass alle, die durch die Hölle gehen, deine Ostersonne spüren!“

 

An wen die Person dabei genau gedacht hat, weiß ich natürlich nicht: Ob es um eine schwere Krankheit geht. Oder den Verlust eines lieben Menschen. Oder ob es die Erfahrung von Mobbing ist. Oder finanzielle Probleme. Ich weiß es nicht. Vielleicht hat sie auch an die Menschen in den Kriegsgebieten dieser Welt gemeint: in der Ukraine, im Gazastreifen. Oder im Sudan. Oder im Kongo.

 

„Lieber Gott, lass alle, die durch die Hölle gehen, deine Ostersonne spüren“: Ich glaube, dass diese Bitte auch mit Karfreitag zu tun hat. Denn Jesus hat am Kreuz auch höllische Schmerzen erleiden müssen. Deshalb versteht er uns, wenn wir ihm in der Not unser Leid klagen.

 

Die Botschaft von Karfreitag reicht aber noch weiter: Es geht nicht nur um das Mitleiden. Jesus hat durch sein Opfer am Kreuz die Welt verändert. Darum soll es in diesem Gottesdienst gehen.

 

Gebet & Zuspruch   


In Jesaja 53 heißt es: Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.

 

Wir wollen beten:

 

Herr Jesus Christus, wir treten unter dein Kreuz und gedenken deines Leidens und Sterbens.

Lass uns die Liebe erkennen, die sich für uns geopfert hat.

Lass uns deine Barmherzigkeit erkennen, die unsere Schuld auf sich nahm.

Lass uns deine Vergebung erkennen, durch die uns ein neues Leben geschenkt ist.

 

Herr Jesus Christus, alle Angst der Welt hast du ausgestanden und überwunden. Durch deinen Tod hast du uns die Tür zum Himmel aufgeschlossen.

Keine Schuld ist so groß, dass du sie nicht vergeben könntest.

Kein Leid ist so schwer, dass du uns in den Tiefen des Lebens nicht finden würdest.

Keine Not ist so groß, dass sie uns von dir trennen könnte.

 

So lass uns wieder neu staunen über deine Liebe. Mach uns deine Gnade so richtig groß. Und bewege unsere Herzen durch deinen Heiligen Geist. Herr, erbarme dich!

 

 

Hört den Zuspruch der Gnade Gottes: Der Apostel Paulus schreibt im Kolosserbrief:

 

Denn Gott gefiel es, in Jesus Christus die ganze Fülle des Heils Wohnung nehmen zu lassen.

Durch ihn wollte Gott alles versöhnen und zu neuer, heilvoller Einheit verbinden.

Alles, was gegeneinander streitet, wollte er zur Einheit zusammenführen. Amen.

  

Predigt über Johannes 19


Liebe Gemeinde, wie hat es Pilatus eigentlich ins Glaubensbekenntnis geschafft? Das fragen nicht nur die Konfirmanden, wenn sie das Glaubensbekenntnis auswendig lernen müssen.

 

„Geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestor­ben und begraben …“: Was hat dieser Kerl in einem christlichen Bekenntnis zu suchen, in dem die wichtigsten Dinge unseres Glaubens zusammengefasst sind?

 

Nach alles, was wir aus den Evangelien wissen, war Pilatus ausgesprochen feige: Er war zwar fest davon überzeugt, dass Jesus unschuldig war. Dennoch verurteilte er ihn zum Tode, weil er Angst vor den damaligen religiösen Führern hatte.

 

Pilatus war feige. Und er war unentschlossen: Viermal machte er einen Anlauf, um die Priester zu überreden, ihre Anklage fallen zu lassen. Aber als sie schließlich damit drohten, Pilatus beim Kaiser zu verpfeifen, weil er nicht entschlossen genug gegen einen angeblichen Volksaufstand vorgegangen sei, da ließ er Jesus endgültig fallen. Die eigene Haut war ihm dann doch wichtiger als das Einstehen für die Wahrheit.

 

Deshalb: Was hat dieser Pontius Pilatus in unserem Glaubens­bekenntnis zu suchen? Nun: Den Christen der ersten Jahr­hunderte war es wichtig, dass Jesus tatsächlich als Sohn Gottes auf diese Welt gekommen war. Ein Mensch aus Fleisch und Blut.

 

Jesus als Retter der Welt ist nicht nur eine Idee. Es ist keine zeitlose Wahrheit, dass Gott eh allen gnädig ist und es bloß noch nicht alle wissen. Die Erlösung der Welt ist nicht nur ein interessanter Gedanke in der Theologie. Da ist um das Jahr 30 unserer Zeitrechnung tatsächlich etwas passiert.

 

Das war den ersten Christen wichtig! Da hat sich in der Person dieses Jesus von Nazareth Gott selber für die Sünden der Welt geopfert. Auf Golgatha ist echtes Blut geflossen. Da hat Gott auf unüberbietbare Weise seine Liebe unter Beweis gestellt.

 

Das genaue Jahr war den ersten Christen dagegen nicht so wichtig. Das wissen wir auch heute nicht genau: Vielleicht war es im Jahr 27 oder im Jahr 30 oder im Jahr 33, als Jesus gekreuzigt wurde. Es ist allerdings tatsächlich passiert. Und zwar in der Regierungszeit des römischen Statthalters in Judäa: Pontius Pilatus. Und die dauerte von Jahr 26 bis zum Jahr 36.

 

„Gelitten unter Pontius Pilatus“: Die große Versöhnungstat Jesu am Kreuz ist wirklich passiert – und zwar in der Regierungszeit dieses wenig vorbildhaften Pilatus mit dem Titel Pontius.


Und Ironie des Schicksals: Während Pilatus den religiösen Führern eins auswischen wollte, verkündete er durch die Tafel am Kreuz – ohne es zu wollen – die weltumspannende Bedeu­tung von Jesus als Erlöser der Welt. 

 

Ich hatte es schon erwähnt: Pilatus wollte Jesus freilassen, weil er ihn für unschuldig hielt – zumindest nach den römischen Gesetzen. Die religiösen Gesetze der Juden waren ihm egal. Und es wird ihm mächtig gestunken haben, dass er, der mächtige Römer im Land Israel, den Priestern am Ende klein beigeben musste. Deshalb versuchte er, dem Hohen Rat doch noch eins auszuwischen.

 


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Quelle: Osterkrippe in Grafendorf (Oststeiermark)

 

Pilatus ließ über dem Kreuz von Jesus eine Tafel anbringen: „Jesus von Nazareth, der König der Juden.“ Und damit das auch wirklich alle lesen können, wurde es in den drei damals wichtigsten Sprachen übersetzt: Die Einhei­mischen verstanden natürlich Hebräisch. Latei­nisch war die Sprache der weltlichen Macht. Und Griechisch verstand damals jeder im römischen Reich, der gebildet war oder als Kaufmann Geschäfte machte.

 

„Jesus von Nazareth, der König der Juden“: Da steckt schon ein kräftiger Spott dahinter: Was muss das für ein jämmerliches Volk sein, das so einen König hat! Pilatus machte sich nicht nur über Jesus lustig, sondern auch über die religiöse Führungs­schicht. Und als die Hohenpriester sich darüber beschwerten, spielte er den starken Mann: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“

 

Was Pilatus nicht ahnen konnte: Er machte damit öffentlich und vor der ganzen Welt bekannt, wer Jesus wirklich war: Sein außergewöhnlicher Auftrag ist bereits im Namen abzulesen: Denn der Name „Jesus“ bedeutet: „Gott rettet“. Und als Christen glauben wir, dass Jesus tatsächlich der erwartete Messias ist.

 

Das ist fast schon lustig: Pilatus, der sich beim Verhör nicht wirklich für die Wahrheit inter­essiert, er sorgt dafür, dass die Wahrheit über Jesus der ganzen Welt bekannt gemacht wird.

 

Ist das Gottes Humor, habe ich mich gefragt? Pilatus stampft mit dem Fuß auf den Boden wie ein kleiner Giftzwerg: „Was ich geschrie­ben habe, das habe ich geschrieben!“ Aber im Himmel lacht man über ihn.

 

Pilatus meint, er habe das Geschehen in der Hand. Er meint, er sei der starke Mann in Jerusalem. Doch in Wirklichkeit ist auch er nur ein Werkzeug in Gottes Hand: Gott hält die Fäden in der Hand. Er lässt sich seinen Plan auch nicht durch Pilatus durcheinander bringen.

 

All das wollten die ersten Christen mit diesem seltsamen, aber wichtigen Satz ausdrücken: „gelitten unter Pontius Pilatus.“ In der Regie­rungszeit dieses Pilatus ist etwas passiert, das wahrhaft welthistorische Bedeutung hat! –

  

Berührend ist auch die nächste Szene: Obwohl Jesus unter höllischen Schmerzen am Kreuz hing, sorgte er noch für seine Mutter: Der Jünger Johannes sollte sich um sie kümmern. Man hat später gesagt, diese Szene sei die Geburtsstunde der christlichen Kirche: Maria, die Mutter von Jesus, und Johannes, der Jünger Jesu: Sie sind nicht verwandt. Sie kannten sich höchsten flüchtig.

 

Aber unter dem Kreuz werden sie verbunden zu einer ganz neuen Gemeinschaft. Maria soll nicht allein bleiben mit ihrer Trauer. Sie soll auch wirtschaftlich versorgt sein: Das lag Jesus wohl am Herzen. Denn ihr Mann Josef war vermutlich in jener Zeit bereits verstorben. Und der Jünger Johannes soll Verant­wortung übernehmen für eine ihm vorher fremde Frau: „Siehe, das ist deine Mutter“.

 

Dort am Kreuz hat Jesus nicht nur die Welt mit Gott versöhnt; er schafft auch eine neue Gemeinschaft. Die Geburtsstunde der christ­lichen Kirche ist so gesehen nicht erst an Pfingsten, sondern in dieser Szene an Karfreitag. –

 

Im zweiten Teil dieser Predigt möchten wir uns jetzt aber vor allem den Schluss dieser hoch­dramatischen Geschichte etwas näher anschauen: Jene berühmten Worte aus dem Mund von Jesus: „Es ist vollbracht!“

 

Im Johannes 19, 28-30 heißt es: Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: „Mich dürstet.“ Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: „Es ist vollbracht.“ Und neigte das Haupt und verschied.

 

„Es ist vollbracht“: Das bedeutet zunächst, dass Schmerz und Todeskampf nun zu Ende sind. Jesus hat es geschafft: Sein qualvolles Ringen mit dem Tod ist nun endlich über­standen: Für einen Gekreuzigten damals war der Tod sicher auch eine Erlösung.

 

Aber dort am Kreuz ist noch mehr passiert: Jesus ist am Ziel. Im Sterben hat der Gottes­sohn seine Mission erfüllt. Sein Tod ist nicht das Ende. Jesus ist nicht gescheitert. Er ist am Ziel!

 

Es gibt in unserer Sprache einen feinen Unter­schied in unserer Sprache: Wenn beispiels­weise ein Läufer am Ende ist, hat er keine Kraft mehr. Er muss aufhören, weil es einfach nicht mehr weitergeht. Wer dagegen am Ziel angekommen ist, der hat erreicht, was er sich vorgenommen hat. Der hat seinen Auftrag erfüllt. Der kann mit Freude und Stolz auf das Erreichte zurückblicken.

 

In jener Stunde am ersten Karfreitag gegen 15 Uhr war Jesus zwar am Ende seiner Kräfte. Aber zugleich am Ziel seiner Sendung, seiner Mission: Die Erlösung der Welt. Die Versöhn­ung der Menschen mit Gott. Sein freiwilliges Opfer für die Sünden der ganzen Welt.

 

„Es ist vollbracht“: Ein Bibelausleger hat auf eine interessante Parallele hingewiesen: Etwas ähnliches lesen wir bereits auf den ersten Seiten der Bibel: Am letzten Tag der Schöpfungsge­schichte heißt es in 1. Mose 2: „So vollendete Gott am siebten Tag seine Werke.“ Die erste Schöpfung, deren Schönheit wir jeden Tag bewun­dern können, war damit abgeschlossen: „Es ist vollbracht!“

 

Am Kreuz vollendet Jesus das Werk einer neuen Schöpfung: Im Glauben an Jesus Christus beginnt eine ganz neue Weltordnung: eine Weltordnung, die nicht mehr durch Tod, Vergänglichkeit und Schuld gekennzeichnet ist. Oder wie es der Apostel Paulus formuliert hat: „Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergan­gen, etwas Neues hat begonnen.“ (2. Kor 5,17)

 

Noch ist diese neue Weltordnung allerdings verborgen. Noch können wir sie nur im Glau­ben spüren und erfahren. Doch irgendwann, am Ende der Zeiten, wird es für alle sichtbar: Diese neue Weltordnung, in der nur noch die Liebe zählt und die Gnade. In der die Unter­schiede zwischen den Menschen aufgehoben sind und Gottes Wille im Mittelpunkt steht. 

 

Das alles hat damals am Kreuz begonnen, als sich Jesus für die Schuld der Menschen geopfert hat: „Es ist vollbracht!“ Mit seinen körperlichen Kräften war Jesus am Ende. Aber zugleich war er am Ziel seines Auftrages angekommen.

 

Der Karfreitag ist deshalb zwar ein trauriger Tag: Sie sehen es heute auch an den Paramenten: Über den weißen Tüchern der Christusfeste hängt ein schwarzes Tuch. Zeichen der Trauer. Zeichen der Besinnung. Zeichen auch der Reue über alles, was im eigenen Leben vielleicht schief gelaufen ist.

 

Aber zugleich ist der Karfreitag auch ein Tag des Staunens und der Dankbarkeit: Was dort am Kreuz passiert ist, das ist für uns alle passiert. Am Kreuz lässt uns Gott in sein Herz schauen: Aus Liebe zu uns Menschen ist Jesus seinem Auftrag treu geblieben. Bis zuletzt. Gegen 15 Uhr am ersten Karfreitag hatte er es geschafft: „Es ist vollbracht!“ –

 

Auf eindrucksvolle Weise hat das der Maler Salvador Dali in einem Bild aus dem Zyklus „Bilder zur Bibel“ zum Ausdruck gebracht. Ende der 1940er Jahre hat Dali nach eigenem Bekun­den eine ganz neue Hinwendung zum christlichen Glauben erfahren. Dieses Bild ist in den 1960er Jahren entstanden.

 


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Quelle: Salvador Dali, Bilder zur Bibel; kommentiert von Alfred Läpple, Paul Pattloch Verlag, 1985

 

Man sieht ein mächtiges Holzkreuz auf grauem Hintergrund. Die Holzmaserung des Kreuzes ist deutlich zu erkennen. Aber der Gekreuzigte fehlt. Warum denn das?

 

Der graue Hintergrund wirkt wie eine drohende Gewitterwolke. Rot ist lediglich die Figur, die links vom Kreuz steht. Dali stellt damit den römischen Hauptmann dar, der damals die Verant­wortung für die Hinrichtung trug.

 

Ob dieser Hauptmann schon früher etwas von Jesus gehört hatte, wissen wir nicht. Aber eines ist uns von ihm überliefert: Nachdem er das Sterben Jesu den ganzen Tag über beobachtet hatte und Jesus schließlich ge­storben war, bekannte er: „Wahr­haftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!“ (Markus 15, 39)

 

Dieses spontane Bekenntnis des heidnischen Römers hat den Künstler Dali berührt: Kaum einer der vielen, die der Kreuzi­gung zuge­schaut haben, hat kapiert, was da wirklich passiert ist: Pilatus nicht. Die Soldaten nicht. Die Priester und der Hohe Rat nicht. Und auch die vielen Schaulustigen nicht.


Für sie blieb das Kreuz im Grunde leer, weil sie in Jesus nicht den Erlöser und Retter erkannt haben. Einem politischen Befreier hätten sie zugejubelt und ihm wohl auch die Gefolgschaft versprochen. Aber die tiefere Bedeutung jenes Todes haben sie nicht verstanden.

 

Eine etwas unkonventionelle Art von Salvador Dali, dieses Nicht-Verstehen mit einem leeren Kreuz darzustellen: Aber wenn man seinen Gedankengang versteht, durchaus konsequent.

 

Der römische Hauptmann dagegen ist vom erlösenden Blut Jesu förmlich übergossen und durchdrungen. Wer will kann in dem leuchten­den Rot auch die Liebe Gottes erkennen.

 

Das ist die Botschaft des Bildes: Wer Jesus nur für einen besonderen Menschen hält, der sieht nur ein leeres Holzkreuz. Der Skeptiker, der neutrale Beobachter, sieht nur ein Kreuz. Das Ende eines charismatischen Wander­predigers.

 

Aber wer bereit ist, im Glauben tiefer zu blicken, der kann entdecken, dass dort am Kreuz die größte Tat der Weltgeschichte passiert ist. –

 

Und damit möchte ich an jene Frau anknüpfen, die jenen Satz in unser Gebetbuch geschrie­ben hat: „Lieber Gott, lass alle, die durch die Hölle gehen, deine Ostersonne spüren.“

 

Am Kreuz sehen wir nicht nur das Mitleid Gottes. Die Soli­darität Gottes mit allen, die leiden müssen. Das natürlich auch: Keine Frage. Aber am Kreuz ist noch mehr passiert: Jesus ist nicht nur dabei, wenn einer durch die Hölle muss. Jesus kann ihn auch aus dieser Hölle herausholen.

 

Was immer auch passiert sein mag in unserem Leben: Seine Vergebung schließt niemand aus. Niemand, der sich ehrlich nach der Liebe und der Gnade ausstreckt. Er schenkt uns eine ewige Hoffnung, selbst wenn es für uns auf dieser Welt und in diesem Leben keine Hoffnung mehr geben sollte.

 

Jesus ist nicht nur dabei, wenn einer durch die Hölle muss. Jesus kann ihn auch aus dieser Hölle herausholen: Weil er die große Tat der Versöhnung dort am Kreuz vollbracht hat.

 

Und weil Gott seine Tat drei Tage später auf eindrucksvolle Weise bestätigt hat: Gott hat seinen Sohn nicht dem Tod überlassen. Son­dern ihn zu einem neuen Leben auferweckt.

 

Deshalb fordert uns Salvador Dali mit seinem Bild zugleich zu einer Entscheidung auf: Wir können bei denen bleiben, für die Jesus nur ein gescheiterter Wanderprediger ist. Dann sehen wir auch nur ein raues Holzkreuz. Im besten Fall vielleicht von historischem Inter­esse. Höchstens als Denkmal interessant. Aber nicht wirklich wichtig und relevant für unser Leben.

 

Oder wir lassen es zu, dass die Liebe Gottes uns berührt, die im Tod Jesu am Kreuz auf unüberbietbare Weise sichtbar wird. Dann wird sich auch unser Leben verändern. Dann darf die neue Weltordnung Gottes im Glauben jetzt schon beginnen.

 

Und zwar Schritt für Schritt: Im Vertrauen auf den Gekreuzigten und Auferstandenen können Tag für Tag durchbuchstabieren, was es mit dieser neuen Schöpfung auf sich hat: „Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen.“

 

„Es ist vollbracht“: Am ersten Karfreitag ist etwas passiert, was uns alle betrifft. Was unser Leben von Grund auf verändern kann. Amen.

  

Fürbittengebet & Vater Unser    


Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns in Brot und Traubensaft so nahe kommst. Wir danken dir, dass du dich nicht schämst, uns deine Brüder und Schwestern zu nennen.

Wir danken dir, dass wir zu dir gehören dürfen, auch wenn vielleicht manches schief gelaufen ist in unserem Leben.

 

Wir preisen deine Liebe und bitten dich: Nimm unser Leben in deine Hände und forme es nach deinem Willen. Nimm unsere Begabungen und unsere Sinne, nimm unser ganzes Leben und setze es zum Segen für andere Menschen.

 

 

Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle, die unter der Bosheit anderer Menschen zu leiden haben; für alle, die gerade durch die Hölle gehen:


wir bitten dich für die Menschen in den Kriegsgebieten dieser Welt;

wir bitten dich für die Opfer von Mobbing oder von sexuellem Missbrauch;

wir bitten dich für alle, die in ihrer Familie oder in ihrer Ehe Gewalt erleben:

 

Herr Jesus Christus, lass sie alle spüren, dass du sie in ihrer Not nicht allein lässt und dass du sie verstehst. Und hilf doch, dass sich an ihrer schwierigen Situation etwas verändert und sich Dinge zum Guten wenden.

 

 

Herr Jesus Christus, du hast damals sogar deinen Feinden noch Gutes gewünscht. Du hast am Kreuz für sie gebetet und bei Gott ein gutes Wort für sie eingelegt.

Wir danken dir, dass du vorgelebt hast, wie man Gewalt und Rache überwinden kann.

Hilf doch, dass auch wir das immer wieder erleben: Dass Liebe den Hass überwindet. Dass Versöhnung sogar erbitterte Feinde wieder zusammenführen kann.

 

Gemeinsam beten wir weiter mit den Worten Jesu: Vater Unser im Himmel …

  


Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie diese Gedanken als hilfreich empfunden haben, können Sie den Text gerne mit Freunden oder Bekannten "teilen". Wenn Sie Fragen zum Thema haben oder ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, dürfen Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.


Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal

 

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