Wie soll man in diesen stürmischen Zeiten zuversichtlich sein?
- 31. Dez. 2024
- 12 Min. Lesezeit
Jahresschlussgottesdienst am 31. Dezember 2024 in Staufen mit einer Predigt über Lukas 21, 28 und dem Bezug auf den Leitartikel von Giovanni di Lorenzo in der "Zeit" Nr. 54/2024

(Foto: Pixabay)
Begrüßung & Einstimmung
Dieses Jahr, Herr, leg ich zurück in deine Hände, denn du gabst es mir.
Du, Herr, bist doch der Zeiten Ursprung und ihr Ende, ich vertraue dir.
Kommen dunkle Schatten über die Welt,
wenn die Angst zu leben mich plötzlich befällt: Du machst das Dunkel hell.
Dieses Jahr, Herr, leg ich zurück in deine Hände, denn du gabst es mir.
Du, Herr, bist doch der Zeiten Ursprung und ihr Ende, ich vertraue dir.
(frei nach Martin Gotthardt Schneider, EG 675)
Herzlich willkommen zum Gottesdienst am letzten Tag des Jahres! Schön, dass Sie alle mit dabei sind! –
Fünf Rituale wurden heute Morgen in der Zeitung vorgeschlagen, wie man das alte Jahr besinnlich abschließen kann: Man könne einen Brief schreiben und die Erlebnisse des vergangenen Jahres dabei verarbeiten, wurde vorgeschlagen. Oder man könne alles Schwere und Unerfreuliche auf einen Zettel schreiben und diesen dann verbrennen.
Immerhin wurde an letzter Stelle auch noch die Möglichkeit eines Gottesdienstes genannt. Das wollen wir jetzt gemeinsam tun: Wir wollen das alte Jahr in der Gegenwart Gottes bedenken und es ihm wieder zurückgeben. Wir möchten danken für alles Schöne, ihm aber auch das Misslungene und Zerbrochene ans Herz legen. Und wir wollen durch die Feier des Abendmahls Kraft und Zuversicht gewinnen für das neue Jahr. Ich wünsche uns einen gesegneten Gottesdienst!
Betendes Nachdenken über das vergangene Jahr 2024
Wir wollen jetzt gemeinsam das vergangene Jahr bedenken. Wir wollen es heute in betendem Nachdenken tun: Zum Beten muss man nicht immer viele Worte machen.
I) Schöne Momente, Dankbarkeit …
In der Stille erinnern wir uns an schöne Momente. Wir denken an solche Dinge, die uns gelungen sind. Wir freuen uns über Projekte, die wir zum Abschluss bringen konnten. [Stille]

Großer Gott, wir danken dir für unsere Gesundheit. Wir danken dir für einen runden Geburtstag, für die Geburt eines Kindes oder eines Enkels.
Wir danken dir für das Glück der ersten Liebe. Das Hochzeitsfest oder ein Hochzeitsjubiläum.
Wir danken dir für eine bestandene Prüfung. Wir danken dir für den Abschluss eines herausfordernden Projektes.
Wir danken dir für alle Situationen, in denen wir andern eine Freude machen konnten. Ihre Dankbarkeit hat uns gut getan.
II) Schweres und Belastendes
In der Stille denken wir jetzt auch an alles, was uns schwer auf der Seele liegt. Wer möchte, kann in Gedanken einen Stein zur Krippe bringen oder unter das Kreuz legen. [Stille]

Großer Gott, manche unter uns machen sich Sorgen um ihre Gesundheit. Sie wissen heute Abend nicht, wie es im neuen Jahr weitergehen wird.
Manche haben viele Stunden bei Ärzten oder im Krankenhaus verbracht. Andere haben enge Angehörige in ihrer Krankheit begleitet und unterstützt.
Bei einigen in unserem Land geht es finanziell immer sehr eng zu und sie machen sich Sorgen, ob es auch im neuen Jahr reichen wird.
Viele machen sich Sorgen über die politischen Verhältnisse in unserem Land. Uns allen macht der Krieg in der Ukraine und in so vielen Ländern dieser Welt zu schaffen.
All das bringen wir jetzt vor dich. Wir legen all diese Lasten vor das Kreuz. Lass uns nicht allein damit. Hilf uns, damit es leichter wird.
III) Zerbrochenes
In einem letzten Teil denken wir jetzt auch an alles, was im vergangenen Jahr zerbrochen ist: Wir denken an Träume, die sich nicht erfüllt haben. Wir denken an Freundschaften, die vielleicht zerbrochen sind, an Beziehungen, die auseinander gegangen sind. Wer möchte, kann in Gedanken eine Scherbe zur Krippe bringen oder unter das Kreuz legen. [Stille]

Großer Gott, manche mussten erleben, dass Beziehungen zerbrechen. Andere stehen nach dem Tod eines lieben Menschen nun plötzlich alleine da.
Manche mussten vielleicht Pläne begraben, auf die sich lange Zeit gefreut haben. Andere haben erlebt, dass ihnen Gewissheiten fraglich geworden sind, die ihnen vorher Halt gegeben haben.
Herr Jesus Christus, du unser Heiland: Du siehst auch das, was zerbrochen ist in unserem Leben.
Lass heil werden, was vielleicht auch durch unsere Schuld zerbrochen ist. Wir möchten dir aber auch das bringen, was vielleicht nicht mehr repariert werden kann: Nimm du auch diese Last von uns und lass es leichter werden. –
Hört den Zuspruch der Gnade Gottes: Der Herr ist voll Liebe und Erbarmen, voll Geduld und unendlicher Güte. Er klagt nicht immerfort an und bleibt nicht für alle Zeit zornig.
So unermesslich groß wie der Himmel ist seine Güte zu denen, die ihn ehren. Wie ein Vater mit seinen Kindern Erbarmen hat, so hat der Herr Erbarmen mit denen, die ihn ehren und ihm vertrauen. Amen.
Predigt über Lukas 21 Vers 28
Liebe Gemeinde, ein anstrengendes und herausforderndes Jahr geht heute zu Ende. In der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ war kurz vor Weihnachten auf der Titelseite die Überschrift zu lesen: „Wir haben die Pflicht zur Zuversicht“.

Dieser Titel hat mich neugierig gemacht: Wir haben die Pflicht zur Zuversicht. Kann man sich Zuversicht verordnen? Kann sich dazu entschließen, zuversichtlich zu sein?
Im Artikel von Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der Zeit, war folgendes zu lesen: „Es gibt keinen Menschen in den Medien, der sich in diesen Zeiten nicht mit dem Stoßseufzer seiner Leser oder Zuschauer auseinandersetzen muss: Wir halten die schlechten Nachrichten nicht mehr aus! (Es gibt auch Journalistinnen und Journalisten, die die Weltlage im Moment kaum noch ertragen.)
Nun haben wir Katastrophen und Krisen ja nicht erschaffen. Sie lassen sich nicht verniedlichen oder gar verschweigen. Die Menschen verlangen das auch gar nicht. Sie stellen uns, aber auch der Politik und den Kirchen die Frage: Wo bleibt das Mutmachende? Darauf eine gute Antwort zu finden, ist gerade nach diesem Wochenende besonders schwer.“
Das Fazit des Journalisten am Ende seines Leitartikels lautet folgendermaßen: „Es hilft nichts: Auf der Überzeugung, dass nichts läuft, nichts besser wird, nichts zu verändern ist, lässt sich nichts, aber auch wirklich nichts aufbauen ... Wir haben eine Pflicht zur Zuversicht. Trotz allem.“
Liebe Gemeinde, woraus schöpfen Sie die nötige Zuversicht? Was lässt Sie am Übergang zu einem neuen Jahr – trotz allem – zuversichtlich sein? Giovanni di Lorenzo stellt die Frage auch an die Kirchen, wo denn das Mutmachende bleibt. Ich möchte diesen Ball gerne aufnehmen und habe einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium für diesen letzten Gottesdienst des Jahres ausgewählt.
Es sind die sogenannten Abschiedsreden von Jesus wenige Tage vor seiner Kreuzigung. Er versucht, seine Jünger darauf vorzubereiten, dass auch schwierige Zeiten auf sie zukommen können. Jesus sagte zu ihnen im Blick auf die letzten Zeiten: 25 Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, 26 und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. 27 Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. 28 Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
Liebe Gemeinde, zwei Aussagen sind mir besonders ins Auge gesprungen: Jesus sagt nicht, dass die Welt immer besser wird. Vielmehr scheint es am Ende der Zeiten kurz vor seiner Wiederkunft drunter und drüber zu gehen: „... und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde“.
Das hört keiner gerne. Aber offenbar war es Jesus wichtig, dass wir uns keinen falschen Illusionen hingeben sollen.
In den 70er, 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts war auch in den Kirchen die Hoffnung weit verbreitet, dass sich die Welt langsam zum Guten verändern würde. Langsam aber sicher würden die Menschen zur Einsicht kommen, dass Demokratie die beste Regierungsform ist. Irgendwann würden auch die letzten Streithähne einsehen, dass es besser ist, friedlich nebeneinander zu leben, statt sich gegenseitig zu bekriegen. So habe ich es in jenen Jahren zumindest empfunden.
Diese Hoffnung hat sich im 21. Jahrhundert bisher so leider nicht erfüllt. Im Gegenteil: In vielen Bereichen sind eher Rückschläge zu beklagen. In vielen Ländern haben die Populisten in den letzten Jahren deutlich an Einfluss gewonnen.
Jahrelang war in unserer Kirche die große Mehrheit der Verantwortlichen der Meinung, dass die Bundeswehr und das Militär über kurz oder lang verzichtbar sei. Nicht erst der Ukrainekrieg hat uns eines Besseren belehrt: Es gibt Diktatoren, deren Machtspiele man offenbar nur durch Gegengewalt bremsen kann.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte die Welt nicht schlechter reden als sie ist. Aber wir sollten auch keine falschen Hoffnungen verbreiten. Und wir sollten nicht allzu erstaunt sein, dass es so viel Feindschaft und Kriege gibt.
Jesus sieht jedenfalls keine Höherentwicklung der Menschheit voraus. Er kündigt eher das Gegenteil an: Kurz vor seiner Wiederkunft am Ende der Zeiten wird es vieles geben, was den Menschen Angst macht. Darauf sollen sich seine Jünger einstellen.
Das war für mich die erste Einsicht aus unserem Bibeltext: Wir sollten nicht allzu verwundert sein, dass es auch aktuell so viele Konflikte zwischen Staaten und Volksgruppen gibt.
Natürlich sollen wir auch weiterhin für den Frieden beten. Und natürlich sollen wir auch weiterhin dafür kämpfen, dass es die Menschen lernen, trotz aller Unterschiede friedlich zusammenzuleben. Aber Jesus gibt sich keinen Illusionen hin: Wenn immer es Zeiten des Friedens gibt, ist es ein besonderes Geschenk!
Was uns aber wirklich Zuversicht und Hoffnung schenken kann, ist etwas anderes: Vers 28: Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
Die neue Welt Gottes ist nichts, was wir Menschen erschaffen könnten. Aber Gott hat versprochen, dass die Welt – ganz am Ende – nicht im Chaos endet. Gott selbst wird einen ganz neuen Anfang machen. Wie das im Einzelnen genau sein wird, da bleibt uns vieles verborgen. Aber dass wir einer herrlichen Zukunft entgegen gehen, darüber dürfen wir uns jetzt schon freuen. Und das kann uns auch jetzt schon zuversichtlich und gelassen machen.
Diese Zuversicht wird im Bibeltext mit zwei eindrucksvollen Körperhaltungen in Verbindung gebracht: „Wenn ihr die ersten Anzeichen von alledem bemerkt, dann richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf: Bald werdet ihr gerettet!“ (Vers 28 nach der Übersetzung Gute Nachricht)
Wir sollen uns aufrichten und die Köpfe nicht hängen lassen: zwei anschauliche Körperhaltungen, mit denen Jesus unsere Hoffnung und unsere Zuversicht beschreibt.

(Foto: Pixabay)
Mit dem gleichen Wort ist übrigens in Lukas 13 eine Frau beschrieben, die achtzehn Jahre lang von einem schweren Rückleiden gequält wurde. Da heißt es: „Sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten.“ (Lukas 13, 11) Aber dann kam Jesus und legte ihr liebevoll die Hände auf den kranken Rücken. Da konnte sie sich wieder aufrichten und war von ihrem Leiden befreit.
Wie oft werden wir auch als Christen niedergedrückt von den Sorgen des Lebens? Wie oft liegt uns die Last der Welt so schwer auf dem Herzen, dass wir innerlich nur noch gebückt daherkommen? Wie oft sind wir niedergeschlagen, bedrückt und bekümmert, weil so vieles im Argen liegt?
Gerade wenn man sich engagieren will, gerade wenn man die Welt zumindest ein kleines Stück besser machen möchte, ist es ja oft so frustrierend, wenn die kleinen Erfolge manchmal in kurzer Zeit wieder zunichte gemacht werden. Umso dringender brauchen wir diese Ermutigung: „Richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf.“
Ein verkrümmter Rücken ist aber nicht nur eine Krankheit, sondern bekanntlich auch eine Alterserscheinung: Viele ältere Menschen werden mit den Jahren immer buckliger oder gehen zumindest immer stärker in vornüber gebeugter Haltung.
Die Orthopäden und Krankengymnastinnen könnten das jetzt noch viel detaillierter erklären, warum das so ist: Manches sind schlicht Alterserscheinungen. Allerdings kann man bis zu einem gewissen Grad etwas dagegen tun, heißt es: Man könne den Rücken durch Übungen möglichst beweglich halten und die Rumpfmuskeln stärken.
Übertragen auf unseren Glauben: Es gibt auch Christen, deren Weltsicht mit zunehmendem Alter immer düsterer wird: „Es wird alles immer schlimmer“, heißt es dann oft. Oder: „Als kleines Rädchen kannst du eh nicht viel ausrichten auf dieser Welt. Es kommt doch alles, wie es kommen muss.“
So reden manchmal auch Christen, denen die Zuversicht fehlt oder verloren gegangen ist. Deren Glaube immer gedrückter daher kommt. Genau das Gegenteil von dem, was Jesus uns rät: „Richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf.“
Menschen reagieren ja sehr unterschiedlich auf die gegenwärtigen Krisen: Viele fühlen sich überfordert oder erschöpft. Viele spüren Gefühle der Ohnmacht angesichts der immer neuen und immer größeren Herausforderungen.
Manche ignorieren einfach alle Warnungen und leben weiter wie bisher: Augen zu und durch, lautet ihr Prinzip: „Ich kann eh nichts ändern. Dann genieße ich eben mein Leben, solange es noch möglich ist.“
Andere dagegen ziehen sich in diesen schwierigen Zeiten immer mehr ins Private zurück: Da kennt man sich aus. Da kann man sich seine kleine heile Welt aufbauen.
Ich glaube, dazu neigen manchmal auch Christen: „Die Welt ist böse. Die Welt ist kompliziert. Ich kann da eh nicht viel ändern.“ Auch das ist eine Form der geistlichen Verkrümmung. Ihnen ruft Jesus zu: „Richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf!“ Zwei eindrucksvolle Körperhaltungen: Wie kann das – bezogen auf den Glauben – praktisch aussehen?
1) Jesus gab uns den Auftrag: Wir sollen handeln, bis er wiederkommt. Wir sollen als Christen Salz und Licht sein – auch in einem schwierigen Umfeld.
Gerade wenn alles komplizierter wird, gerade wenn sich vieles zum Negativen verändert: Wer soll dann noch Hoffnung und Liebe verbreiten, wenn wir Christen uns aus der Welt zurückziehen?
2) Wenn wir Nachfolger Jesu sein wollen, können wir uns nicht in den eigenen vier Wänden verrammeln.
Denn wenn Jesus das genauso gemacht hätte, gäbe es Weihnachten nicht. Und es gäbe Karfreitag und Ostern nicht. Bei seinem Vater im Himmel wäre es sicher bequemer und gemütlicher gewesen.
Das war in diesem Jahr das Thema des Krippenspiels: „Dieses Mal muss ich das selber machen“, sagte Gott zum Engel Gabriel und zu den andern: „Ich muss das selber auf mich nehmen. Es gibt nur noch diese eine Lösung.“
Jesus blieb nicht im Himmel bei Gott, wo alles schön und rein war: Er den Schritt auf die Erde ganz bewusst getan, obwohl zu befürchten war, dass es ein harter und schmerzhafter Weg werden würde.
Wer im Sinne Jesu handeln will, der kann sich nicht in seine eigenen vier Wände zurückziehen, wo es warm und gemütlich ist. Der muss wie Jesus aufstehen und nach draußen gehen – hin zu den Menschen, die gerade ihn brauchen. Wer im Sinne Jesu handelt, darf sich nicht daran stören, wenn es auch mal kalt und zugig wird – so wie damals im Stall von Bethlehem.
Und der darf sich auch nicht daran stören, dass er es nicht nur mit den Erfolgreichen und Angesehenen zu tun bekommt. Die Hirten kamen damals sicher nicht in der Krawatte zur Krippe. In der Hierarchie der Gesellschaft standen sie ganz unten. Aber sie waren im Stall die ersten Gäste!
3) Wir müssen nicht die ganze Welt retten. Denn auch Jesus hat immer den Einzelnen gesehen. Deshalb wird die Liebe, die wir einem Menschen schenken, niemals vergeblich sein.
Manche entschuldigen sich ja damit: „Was bringt es bei so vielen Tausenden in Not, wenn ich einem einzelnen helfe. Das ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Verglichen mit der Not der ganzen Welt mag das stimmen. Aber fragt man die Person, der geholfen wurde, hört sich das sicher anders an: „Für mich war das die Rettung. Ich habe einen ganz neuen Blick für mein Leben gefunden – durch diesen Menschen!“
Manfred Siebald hat es in einem Lied einmal folgendermaßen ausgedrückt: „Nein, ich kann nicht alles regeln, was hier noch im Argen liegt, nicht an jede Küste segeln, wo ein Sturm die Bäume biegt ... Nur jenes Kind, das sich verirrt hat und nun weinend vor mir steht, möcht ich behutsam dahin führen, wo der Weg nach Hause geht …“. Es geht immer um den Einzelnen! –
Liebe Gemeinde, Zuversicht kann man sich nicht verordnen. Und eine „Pflicht zur Zuversicht“ ist eine seltsame Aufforderung. Jesus schenkt uns eine andere Motivation: Er verspricht uns, dass es noch einmal einen ganz neuen Anfang geben wird, wenn er am Ende der Zeiten wiederkommen wird.
Diese wunderbare Aussicht kann aber jetzt schon eine Menge Energie freisetzen: Richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf!
Wir sollen „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ – erst recht in einer Welt, in der manches eher schlimmer wird. Wir sollen es machen wie Jesus und nach draußen gehen, auch wenn es dort kalt und zugig ist. Und wir sollen vor allem den einzelnen im Blick haben. Amen.
Fürbittengebet & Vater Unser
Vater im Himmel, es tut uns gut, das alte Jahr in deiner Gegenwart zu beenden. Danke, dass wir alle Sorgen und alle Schuld immer wieder bei dir abladen dürfen.
Danke, dass wir im Abendmahl deine Nähe mit allen Sinnen spüren können. Lass uns darauf vertrauen, dass uns auch im neuen Jahr nichts von deiner Liebe trennen kann.
Vater im Himmel, wir danken dir, dass diese Welt nicht im Chaos endet. Du hast uns eine neue Welt verheißen, in der Gerechtigkeit wohnen wird und in der es kein Leid und keinen Streit mehr geben wird.
Wir wissen noch nicht, wie das alles einmal sein wird. Aber wir vertrauen auf deine wunderbare Verheißung. Hilf, dass uns diese Aussicht immer wieder aufrichtet.
Vater im Himmel, der Blick in die Welt soll uns nicht niederdrücken und nicht entmutigen.
Hilf uns vielmehr, das zu tun, was in unserer Macht steht. Zeige uns aber auch die Grenzen unserer Kraft und die Grenzen unserer Möglichkeiten.
Lass uns nicht auf die Menge schauen oder auf den Erfolg, sondern auf die Liebe, die wir schenken können. Lass uns treu sein, da wo du uns hingestellt hast.
Und alles, was uns ganz persönlich bewegt, das sagen wir Gott im Gebet, das Jesus uns zu beten gelehrt hat: Vater unser im Himmel …
Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie diese Gedanken als hilfreich empfunden haben, können Sie den Text gerne mit Freunden oder Bekannten "teilen". Wenn Sie Fragen zum Thema haben oder ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, dürfen Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.
Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal









Kommentare