Gott kann ein heilsamer Unruhestifter sein, wenn wir uns in unserem Groll auf andere Menschen eingerichtet haben
- 4. Aug. 2024
- 12 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Aug. 2024
Gottesdienst am 4. August 2024 in Staufen mit Predigt über Markus 12, 38ff: Das Doppelgebot der Liebe

Ein Motiv zur Jahreslosung 2024: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe"
Begrüßung & Einstimmung
Herzlich willkommen zum Gottesdienst am 4. August im Martin-Luther-Haus!
Das Titelfoto war eines der Motive zur Jahreslosung 2024: „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen“. Man sieht eine massige undurchdringliche rote Wand. Mauern versperren den Weg. Mauern trennen Menschen, die eigentlich zusammengehören.
Zugleich sieht man aber auch ein Fenster: In der Liebe und durch die Liebe können solche dicken Mauern durchbrochen werden. Das ist nicht einfach: Dafür steht die Leiter. Ein Streit ist meistens schnell vom Zaun gebrochen. Um den Frieden muss man sich bemühen.
Das ist für mich das Thema dieses Bildes. Und es ist zugleich eine Brücke zum Thema der Predigt: Wir wollen uns darüber Gedanken machen, wie sich die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Mitmenschen aus dem sogenannten Doppelgebot zueinander verhalten.
Mein Grundgedanke: Wenn wir uns in unserem Ärger und Groll über einen Menschen abgefunden haben, auch gar keine Lust haben, diese Mauer zu überwinden, die da entstanden ist, dann lässt Gott uns nicht in Ruhe, sondern erinnert uns an die Liebe. An seine Liebe vor allem …
Ich wünsche Ihnen gute Anregungen durch die Texte des Gottesdienstes!
Gebet & Zuspruch
Allmächtiger, ewiger Gott, du bist die Liebe in Person. Und wenn wir uns in herzlicher Liebe begegnen, dann lebst du in uns und unter uns.
Wenn wir uns verzeihen können und barmherzig über die Schwächen unserer Mitmenschen hinwegsehen, wird deine göttliche Liebe unter uns sichtbar. Dann wird jetzt schon etwas von deiner neuen Welt spürbar.
Vater im Himmel, das ist ein wunderbares Geschenk und eine wunderbare Aussicht. Aber oft wollen wir zu viel auf einmal: Wir sind frustriert, weil die Veränderung in uns so langsam geht und wir unsere Mitmenschen oft nicht so lieben können, wie du es tust.
Und manchmal wollen wir es auch gar nicht: Wir gönnen ihnen die Liebe nicht, weil sie uns so tief verletzt haben.
Herr Jesus Christus, lass uns nicht vergessen, dass du einen Weg mit uns gehen willst. Lass uns nicht vergessen, dass wir ein Leben lang als deine Schüler lernen dürfen.
Wir bitten dich: Schenke uns Geduld mit uns selbst, damit deine Liebe in uns wachsen kann.
Lass uns barmherzig mit uns selber sein, bis dein Geist uns Stück für Stück verändert.
Erhalte in uns die Hoffnung, dass du auch in zerfahrenen Beziehungen Veränderung schaffen kannst.
Schenke uns den Willen, dich auch in die verborgenen Winkel unseres Herzens blicken zu lassen.
Schenke uns das Vertrauen, dass dein Geist neue Menschen aus uns machen kann.
Herr, erbarme dich! Amen.
Gott schweigt nicht zu unserer Bitte. Hört den Trost aus Gottes Wort: (Psalm 36)
Herr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist – und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Amen.
Lesung aus 5. Mose 6
Wir hören als Lesung einen Abschnitt aus 5. Mose 6: Das ganze fünfte Buch Mose ist eine große Rede Moses an sein Volk am Ende seines Lebens. Er erinnert sein Volk an die Grundlagen ihres Glaubens:
1 Dies sind die Gebote, Ordnungen und Weisungen, die ich euch im Auftrag des HERRN, eures Gottes, lehren soll. Ihr sollt euch daran halten, wenn ihr das Land besitzt, in das ihr nun hinüberzieht.
2 Euer ganzes Leben lang sollt ihr und eure Nachkommen Ehrfurcht vor dem HERRN, eurem Gott, haben. Befolgt seine Ordnungen und Gebote, die ihr von mir bekommt! Dann werdet ihr lange leben.
3 Hört also gut zu, ihr Israeliten, und richtet euch danach! Dann wird es euch gut gehen: Ihr werdet in einem Land wohnen, in dem es selbst Milch und Honig im Überfluss gibt, und dort zu einem großen Volk heranwachsen. Das hat euch der HERR, der Gott eurer Vorfahren, versprochen.
4 Hört, ihr Israeliten! Der HERR ist unser Gott, der HERR allein. 5 Ihr sollt ihn von ganzem Herzen lieben, mit ganzer Hingabe und mit all eurer Kraft.
6 Bewahrt die Worte im Herzen, die ich euch heute sage! 7 Prägt sie euren Kindern ein! Redet immer und überall davon, ob ihr zu Hause oder unterwegs seid, ob ihr euch schlafen legt oder aufsteht.
8 Schreibt euch diese Worte zur Erinnerung auf ein Band und bindet es um die Hand und die Stirn! 9 Ritzt sie ein in die Pfosten eurer Haustüren und Stadttore!
Dein Wort ist wie ein Licht in der Nacht, das meinen Weg erleuchtet. Halleluja!
Predigt über Markus 12, 28ff
Das Evangelium für diesen Sonntag steht im Markusevangelium, Kapitel 12. Jesus nimmt Bezug auf die Lesung aus 5. Mose 6, die wir eben gehört haben:
28 Und es trat zu Jesus einer von den Schriftgelehrten und fragte ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen?
29 Jesus aber antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, 30 und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften« (5. Mose 6,4-5).
31 Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.
32 Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrhaftig recht geredet! Er ist nur einer, und ist kein anderer Gott außer ihm; 33 und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und von allen Kräften, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer.
34 Als Jesus aber sah, dass er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes.
Gebet: Herr, sammle die Gedanken und schick uns deinen Geist, der uns das Hören lehrt und dir folgen heißt. Amen.
Liebe Gemeinde, über das Doppelgebot der Liebe hat wahrscheinlich jeder von Ihnen schon mal eine Auslegung gehört. Und eigentlich weiß es ja auch jeder: Man soll Gott lieben und seinen Nächsten lieben.
Glauben und Handeln sollen eine Einheit bilden. Was man am Sonntag gehört hat, soll am Montag und Dienstag im Alltag praktisch werden. Beten und Arbeiten gehören zusammen.
Alles schon zig Mal gehört. Könnten wir eigentlich gleich wieder nach Hause gehen … J
Wenn Sie sich dennoch entschließen, hier zu bleiben: Ich möchte heute etwas in die Tiefe graben, wie diese beiden Gedanken verschränkt sind: die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Mitmenschen.
Mir ist bei der Vorbereitung vor allem ein Gedanke wichtig geworden: Wenn immer uns die Nächstenliebe schwer fällt, wenn immer sich der Groll über einen Menschen bei uns eingenistet hat und wir uns in diesem Groll eigentlich ganz wohl fühlen, lässt Gott uns nicht in Ruhe. Dazu gleich mehr.
Eines fällt mir immer wieder auf: Auch wenn jeder im Konfi-Unterricht gelernt hat, dass die Nächstenliebe und die Liebe zu Gott eine Einheit bilden sollen: Wenn die Leute über ihr Christsein reden, betonen sie oft nur die Nächstenliebe.
„Das Wichtigste am christlichen Glauben ist die Nächstenliebe!“ Unzählige Male habe ich das bei Hausbesuchen schon gehört. Und manche ergänzen dann noch: „Wissen Sie, Herr Pfarrer, ich muss nicht jeden Sonntag in die Kirche springen, um ein guter Christ zu sein. Auf die Nächstenliebe kommt es an. Dass man hilfsbereit ist und gerecht. Ich habe immer allen geholfen, die mich gebraucht haben. Das ist für mich die Hauptsache am Glauben!“
Ich reagiere in solchen Situationen meistens etwas zögernd. Denn wer wollte hier widersprechen: Natürlich soll sich unser Christsein in praktischer Nächstenliebe bewähren.
Auf der anderen Seite: Fehlt da nicht noch etwas Wichtiges, wenn man die Liebe zu Gott völlig ausblendet?
Manchmal macht mich der weitere Verlauf der Unterhaltung dann aber richtig traurig: Die einen erzählen vom Nachbarn, mit denen sie schon seit Jahren im Streit leben. Andere erzählen von Geschwistern, die sich jahrelang aus dem Weg gehen, weil es da mal eine alte Verletzung gab.
Da bin ich dann doch ziemlich erstaunt, manchmal auch etwas irritiert: Was ist das für eine kurzatmige Liebe, wenn man so wenig Geduld und Nachsicht für seine Nächsten aufbringt?
Bevor wir weiter darüber nachdenken, möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen:
An einem wunderschönen Morgen schwebte eine Spinne scheinbar schwerelos durch die Luft langsam nach unten. Sie hing an einem festen Faden, der hoch über ihr an einem dicken Ast befestigt war.
Unten im Gebüsch angekommen, fing sie an, ihr Netz zu bauen. Immer dichter und fester wurde es im Laufe des Tages – ein richtiges Kunstwerk. Bis zum Abend hatte sie zahlreiche Insekten damit gefangen.
Als es Abend geworden war, lief sie die einzelnen Fäden ihres Netzes noch einmal ab, um sie auszubessern. Da entdeckte sie auch wieder den Faden nach oben, an dem sie morgens heruntergeschwebt war.
Angestrengt schaute sie nach oben, konnte aber beim besten Willen nicht erkennen, wozu dieser eine Faden gut sein sollte. Also biss sie ihn kurzerhand ab, weil sie ihn für überflüssig hielt. Aber kaum hatte sie das getan, fiel das ganze Netz in sich zusammen und riss die Spinne mit sich in die Tiefe.“ (Hoffsümmer 1, Seite 104)
Liebe Gemeinde, möglicherweise ist draußen in der Natur keine Spinne so dumm, so etwas zu tun. Wahrscheinlich haben sie das ihrem Instinkt, dass dieser Faden nach oben manchmal das ganze Netz zusammenhält.
Aber ich glaube, wir Menschen machen diesen Fehler oft hundertfach: Wir streichen einfach die Hälfte von dem doppelten Gebot Jesu – und wundern wir uns, wenn es mit der Nächstenliebe nicht so richtig rund läuft.
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass der zweite Teil dieses doppelten Gebotes sehr knapp formuliert ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Punkt!
Demgegenüber ist der erste Teil viel ausführlicher: „Der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften“.
Weil Gott einzigartig ist, weil er der Einzige ist, der sich überhaupt „Herr“ nennen darf, beansprucht er auch den ganzen Menschen: Unser Denken, unser Fühlen und Empfinden, unser Wollen, unsere Motivation – alles, was uns antreibt und umtreibt, soll bestimmt sein von unserer Liebe zu Gott.
Und vielleicht ist dieser erste Teil deshalb so ausführlich, weil wir hier gerne ausweichen. Weil wir oft nicht möchten, dass Gott uns so nahe kommt und uns für sich in Anspruch nimmt.
Aber ich glaube: Genau hier liegt der Schlüssel für die Nächstenliebe. Denn wer sich darauf einlässt, bei dem kann eine geheimnisvolle Verwandlung beginnen: Indem man sich von der Liebe Gottes mehr und mehr ergreifen lässt, sieht man zugleich auch seine Mitmenschen mit anderen Augen.
Man sieht, wie Gott auch solche Menschen unendlich lieb hat, die einem das Leben schwer machen. Man sieht, wie unermüdlich sich Gott auch um solche Menschen bemüht, die man selber überhaupt nicht lieben kann.
Auch diese Menschen liegen Gott am Herzen. Auch für diese Menschen hat sich Jesus am Kreuz geopfert. Auch diese Menschen hat er noch längst nicht abgeschrieben – auch wenn wir vielleicht den Stab über ihnen gebrochen haben und nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchten.
Liebe Gemeinde, das meine ich mit diesem Gedanken: Gott lässt uns nicht in Ruhe, wenn wir es uns mit unserem Ärger abgefunden haben. Wenn wir uns in unserem Groll über einen Menschen vielleicht richtig einge-igelt haben.
Er kann vielmehr ein heilsamer Unruhestifter sein, wenn wir nicht verzeihen wollen. Oder nicht verzeihen können.
Aber nicht so, dass Gott uns droht oder Vorwürfe macht oder uns das Gebot vorhält: „Du musst deinen Nächsten lieben! Du musst deinem Nächsten verzeihen! Und wenn nicht bin ich sauer auf dich!“
Vielleicht mehr in einem liebevollen Zwiegespräch. Vielleicht so: „Hör zu, du kannst deinem Bruder oder deiner Nachbarin nicht verzeihen. Das ist verständlich: Was sie dir angetan haben, ist schäbig und gemein. Aber ich fände es schade, wenn sich dein Herz immer mehr verhärtet. Wenn du dich immer mehr in dir selber verschließt.
Auch wenn es dir vielleicht sogar richtig guttut, wenn du den andern in Gedanken fertig machst oder ihm nachts in Gedanken die schlimmsten Worte an den Kopf wirfst: Ich glaube, auf Dauer ist das nicht gut für dich.
Schau her: Ich kann dir einen besseren Weg zeigen: Du musst den andern nicht gleich aus tiefstem Herzen lieben. Aber vielleicht kannst du anfangen, ihn zu segnen. Oder ihm Gutes zu wünschen. Lass dir Zeit: Das geschieht vielleicht nicht von heute auf Morgen. Aber es könnte doch sein, dass sich dein Herz und deine Gefühle ganz langsam verändern.“
Gott ein heilsamer Unruhestifter, gerade wenn wir uns mit dem Unfrieden abfinden wollen. Gerade wenn wir uns mit unserem Groll im Recht fühlen: Das fand ich einen interessanten Gedanken.
Und der Schlüssel dazu: Gott lässt uns in sein Herz blicken. Und indem wir das tun, indem wir Gott ins Herz schauen und uns von dieser Liebe Gottes berühren lassen, kann sich auch unser Herz verändern:
Wir werden mit der Zeit selber etwas weicher und empfindsamer, barmherziger und geduldiger. Sicher nicht von heute auf Morgen. Aber doch ganz allmählich – je mehr Gottes Liebe uns ergreift. –
Es ist schon einige Jahre her, da las ich folgende, recht ungewöhnliche Todesanzeige in der Zeitung: „Sie wollte hoch hinaus. Sie wollte ein anderes Leben. Sie hatte die Gemeinschaft verlassen. Sie prozessierte aus Passion. Sie hat den großen Prozess verloren. Sie ist tot. Oh Herr, lass sie ruhen in Frieden.“ (BNN 25.9.1997)
Ihr Mann hatte es in der Todesanzeige so formuliert. Und ich musste denken: Was mag da wohl alles gelaufen sein an Streit und Verletzungen? Was mögen sich die beiden zu Lebzeiten wohl alles angetan haben?
Aber vermutlich brauchen wir gar nicht weit zu gehen. Vielleicht finden wir ähnliche Geschichten und Erlebnisse auch bei uns und in unserem Leben. Und dann das Gebot Jesu auch für solche Situationen: „Du sollst deinen Nächsten lieben! Auch diesen Nächsten sollst du lieben!“
Da merkt irgendwann wahrscheinlich jeder: „Das pack ich nicht! Das schaff ich nicht aus eigener Anstrengung! Wenn überhaupt, dann nur durch diesen „Faden nach oben“: Dadurch dass wir Gott ins Herz blicken und auch diesen – für uns schwierigen Menschen – versuchen, mit den Augen Gottes sehen.
Wir überfordern uns, liebe Gemeinde, wenn wir aus eigener Kraft unsere Nächsten lieben möchten. Wir überfordern uns dann, wenn wir nicht zugleich auch den Ort kennen, an dem wir Kraft schöpfen können.
Oder – und das ist leider oftmals die andere Reaktion: Wir machen Abstriche von dem Gebot der Nächstenliebe. Wir reduzieren dieses zentrale Gebot Jesu auf „nett sein“ und „freundlich sein“, weil uns zu mehr einfach die Kraft und der Wille fehlt. –
Vor einigen Jahren ist die bekannte Mutter Teresa gestorben. Sie wurde oft als „Engel der Nächstenliebe“ bezeichnet. Unter extremen Bedingungen hat sie mit ihren Schwestern jahrzehntelang die Ärmsten der Armen in Kalkutta gepflegt und ihnen ein würdiges Sterben ermöglicht.
Für Mutter Teresa war die Nächstenliebe ohne Frage das entscheidende Lebensmotto. Aber gerade sie wurde nicht müde, auch von diesem „Faden nach oben“ zu sprechen. Sie wusste ganz genau: Ohne eine intensive Beziehung zu Jesus Christus läuft sich die Nächstenliebe tot. Oder wir überfordern uns und machen uns selber irgendwann kaputt.
Mutter Teresa schrieb einmal: „Mein Orden wird nur so lange lebendig und wirksam bleiben, solange die Schwestern diese Hingabe an Jesus und die Hingabe an die Armen behalten.“ –
Liebe Gemeinde, das ist der entscheidende Punkt: Hingabe an Jesus und Liebe zu den anderen Menschen: Reißen wir doch nicht auseinander, was zusammengehört!
Lassen wir es zu, dass Gott ein heilsamer Unruhestifter sein darf, wenn wir uns mit unserem Ärger arrangiert haben.
Lassen wir es zu, dass er uns in doppelter Weise anspricht und herausfordert: Ihn lieben und den Nächsten lieben. Beides ohne Abstriche und ohne faule Kompromisse.
Weichen wir nicht aus, wenn Gott uns ganz persönlich anspricht: „Schenke mir dein Herz! Lass mich in dein Leben! Gib mir deine leeren Hände – gib mir deine Unfähigkeit zur Liebe – gib mir deine Ungeduld. Ich kann dein Leben reich machen.“ So fängt Gott in unserem Leben zu wirken an, wenn wir uns für ihn und für seinen Geist öffnen.
Und erst in einem zweiten Schritt kommt dann die Aufforderung: „Jetzt sollst du auch deinen Nächsten lieben.“ Aber nicht als Pflicht, die einen überfordert, sondern letztlich als ein Versprechen Gottes: „Du kannst es! Du kannst es deshalb, weil dich meine Liebe trägt!“ Amen.
Fürbittengebet
Großer Gott, wir danken dir für alle Menschen, die uns in vielfältiger Weise ihre Liebe spüren ließen:
Wir danken dir für unsere Eltern, die uns das Leben geschenkt haben. Wir danken dir für unsere Freunde, die uns verstehen und die einfach da sind, wenn wir sie brauchen.
Aber am meisten danken wir dir für deine Liebe, du großer Gott: Du trägst uns und du erträgst uns, auch wenn wir dir oft Mühe machen. Gib uns Kraft, diese empfangene Liebe auch an andere weiterzugeben.
Barmherziger Vater, wir bitten dich für alle die Menschen, die in belastenden Beziehungen leben:
Wir bitten dich für die Belegschaften in Firmen und Büros, in denen man sich gegenseitig das Leben schwer macht;
wir bitten dich für Familien, die sich entzweit haben; wir bitten dich für alle Menschen, die unter der Unversöhnlichkeit ihrer Mitmenschen leiden;
Schenke du ihnen die Kraft, ihre Situation auszuhalten, ohne immerzu über Rache und Vergeltung nachzudenken. Und lass sie aus deiner Liebe die Kraft schöpfen, auch schwierigen Menschen in Liebe und Geduld zu begegnen.
Vater im Himmel, wir bitten dich für auch solche Menschen, die sich selbst nicht lieben können:
wir bitten dich für solche Jugendliche, die manchmal sogar ihren eigenen Körper ablehnen – die gerne größer oder stärker oder begabter wären;
wir bitten dich für alle, die mit ihrem Leben unzufrieden sind, weil sie sich selbst nicht annehmen können:
Herr, lass sie spüren, dass du jeden Menschen liebst, so wie er geworden ist und sich entwickelt hat. Hilf, dass sie auch ihr eigenes Leben mit deinen Augen sehen lernen.
Vater unser im Himmel ...
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Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal









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