Hat Gott einen Plan für unser Leben?
- 19. Jan.
- 13 Min. Lesezeit
Gottesdienst in Staufen am 19. Januar 2025 im Martin-Luther-Haus: Sind wir festgelegt auf einen bestimmten Lebensweg oder können wir alles frei entscheiden? Und wenn wir entscheiden können, wie können wir Gottes Willen erkennen?

(Quelle: Deposithphotos )
Begrüßung & Einstimmung
Einen wunderschönen guten Morgen! Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu unserem Gottesdienst begrüßen!
Wie kann ich Gottes Willen in einer konkreten Entscheidungssituation erkennen? Als Christen werden wir immer wieder mit dieser Frage konfrontiert. Denn wir möchten uns ja nach Gottes Willen richten und ihn im Alltag um seinen Rat bitten.
Vorher müssen wir allerdings die Frage klären, ob Gott überhaupt einen Plan für unser Leben hat. Viele Christen würden diese Frage sofort mit „Ja“ beantworten. Allerdings bleibt oft unklar, was genau damit gemeint ist: Sind wir im Leben festgelegt auf einen bestimmten Weg oder können wir frei entscheiden? Und selbst wenn es diesen Plan im Himmel gibt: Was tut Gott, wenn wir davon abweichen?
Das sind alles sehr spannende Fragen. Darum soll es heute in diesem Gottesdienst gehen. Dirk Sander wird uns am Klavier begleiten und das Singteam beim Singen unterstützen.
Gebet & Zuspruch
Allmächtiger, ewiger Gott: Du hast uns diese Welt geschenkt in ihrer ganzen Vielfalt. Wir freuen uns darüber, dass wir auswählen dürfen unter so vielen schönen Dingen. Aber manchmal ist es auch ganz schön verwirrend.
Du hast uns unser Leben geschenkt mit so vielen Möglichkeiten, unseren Alltag angenehm und schön zu gestalten. Aber manchmal überfordern uns die vielen Entscheidungen, die wir treffen müssen. Es fällt uns oft schwer, das Gute vom Schädlichen zu unterscheiden.
Wir suchen Halt und Orientierung. Wir suchen eine Hand, die uns führt. Wir suchen einen Begleiter, der uns sinnvolle Ratschläge gibt.
Vater im Himmel, du bietest uns deine Hand an. Aber du führst uns manchmal seltsame Wege. Du willst das Beste für uns. Aber manchmal ist dein Wille nur schwer zu erkennen. Du willst uns vor Bösem bewahren. Aber manchmal kommt uns der verbotene Weg viel reizvoller vor.
Wir bitten dich: Schenke uns ein großes Vertrauen in deine Güte. Mach uns bereit, uns nach deinem Willen zu richten. Lass alles, was wir tun, von deiner Liebe bestimmt sein. Amen.
Hört den Zuspruch der Gnade Gottes: In Psalm 86 lesen wir: 11 Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, das ich deinen Namen fürchte. 12 Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich. 13 Denn deine Güte ist groß gegen mich. 15 Du bist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue. Amen.
Ansprache Teil I: Hat Gott einen Plan für unser Leben?
Liebe Gemeinde, wie kann ich Gottes Willen in einer konkreten Entscheidungssituation erkennen? Das ist das Thema heute Morgen. Aber vorher müssen wir die Frage klären, ob Gott überhaupt einen konkreten, festgelegten Plan hat für unser Leben.
Für manche Christen ist das vermutlich gar keine Frage, weil sie es von klein auf gehört haben: Gott hat einen Plan für unser Leben. So heißt es zum Beispiel in Psalm 139: „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben.“ (Psalm 139, 16) Und in Psalm 23 beten wir es regelmäßig: „Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“ (Psalm 23, 3) Das hört sich schon so an, als habe Gott einen festen Plan für unser Leben.
Anderen Christen ist dieser Gedanke eher fremd: Wir sind doch freie Menschen, sagen sie. Und sie erinnern an den Apostel Paulus, der gesagt hat: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ (Galater 5, 1). Da passt der Gedanke nicht so richtig, dass unser Leben schon von Anfang an festgelegt sei.
Keine leichte Frage. Aber eine wichtige Frage. Meine Bitte wäre, dass Sie sich einen Moment mit ihrem Nachbarn rechts oder links über diese Frage unterhalten: Hat Gott einen Plan für mein Leben?

Hat Gott einen festen Plan für unser Leben? Ich glaube, in Verbindung mit diesem Bild ist die Antwort sicher Nein. Wir sind keine Marionetten, die vom allmächtigen Gott mit unsichtbaren Fäden aus der Ewigkeit gesteuert werden. Wir sind als freie Menschen erschaffen. Das ist ein zentraler Gedanke der Bibel von Anfang an.
Bereits dem ersten Menschenpaar gibt Gott kurz nach der Erschaffung einen Auftrag. Und er spricht zugleich eine Warnung auf: Sie sollen den schönen Garten bebauen und bewahren und die Früchte genießen. Aber von der Frucht des Baumes in der Mitte des Gartens sollen sie die Finger lassen.
Gott gibt ihnen einen Auftrag und eine Warnung: Dazu müssen die beiden aber Entscheidungsfreiheit haben. Sonst macht das alles keinen Sinn: Sie können den Auftrag erfüllen. Oder sich faul unter einen Baum legen. Sie können die Warnung befolgen oder sie ignorieren.
Wir Menschen sind als Ebenbilder Gottes erschaffen. Und zu dieser Ebenbildlichkeit gehört es ganz zentral, dass wir uns entscheiden können. Und das gilt auch für uns: Als Christen sollen wir Verantwortung übernehmen. Wir haben die Freiheit, uns zu entscheiden: Wir können Gottes Auftrag erfüllen oder uns faul aufs Sofa legen. Wir können seine Warnungen befolgen oder sie in den Wind schlagen.
Deshalb wäre meine erste Antwort heute Morgen: Gott hat keinen Plan für unser Leben im Sinne eines ausformulierten Drehbuches, das in unserem Leben nur noch abgespult werden müsste.
In seiner Allwissenheit weiß er vielleicht im Voraus, wie wir uns entscheiden werden. Doch wir sind nicht festgelegt.
Aber – und das ist die zweite Antwort: Gott hat ein Ziel für unser Leben. Gott hat eine Vision, wie wir zu einem erfüllten Leben finden können. Und deshalb interessiert sich Gott für unser Leben. In seiner Fürsorge möchte er vermeiden, dass wir unser Leben in den Sand setzen.
Zugleich hat Gott ganz konkrete Vorstellungen für diese Welt: Gott will, dass sein Reich wächst. „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ – beten wir es im Vater Unser. Seine Liebe soll die Menschen bestimmen. „Gerechtigkeit und Friede sollen sich küssen“, wie es so klangvoll in Psalm 85, 11 heißt.
Ich finde es wichtig, dass wir an dieser Stelle genau hinschauen: Gott hat keinen Plan für unser Leben im Sinne es vorgefertigten Drehbuches. Wir Menschen sind keine Schauspieler, die ein Leben lang versuchen müssten, dieses Drehbuch umzusetzen.
Aber: Gott hat ein Ziel für unser persönliches Leben. Er hat eine Vision für jeden von uns, wie unser Leben gelingen kann. Und er hat konkrete Vorstellungen, wie das Leben auf dieser Welt richtig gut werden könnte.
Deshalb würde ich die Eingangsfrage so beantworten: Nein, Gott hat keinen vorgefertigten Plan, auf den wir ein Leben lang festgelegt wären.
Aber: Er kennt unsere Begabungen und Talente. Er kennt unsere Neigungen und unsere Stärken. Er weiß, wofür unser Herz brennt und was wir gerne machen. Als Schöpfer kennt er uns ziemlich genau. Zugleich kennt Gott aber auch die vielen „Baustellen“ in seinem Reich. Er hat die ganze Welt im Blick. Er weiß, wo Helfer benötigt werden und wo andere ohne Hilfe und Unterstützung zugrunde gehen.
Und jetzt wird es spannend: Wenn Gott unsere Talente kennt und wenn er die Baustellen dieser Welt kennt, dann wäre es doch das Beste, wenn wir Gott fragen, wo denn dieser Platz ist, an dem wir ihm am besten dienen können.
Damit will ich nicht quasi durch die Hintertür erneut sagen, dass unser Leben festgelegt wäre auf einen festen Plan und eine einzige Möglichkeit. Natürlich nicht. Aber wenn Gott unsere Gaben kennt und zugleich weiß, wo die Aufgaben sind, dann ist es doch sinnvoll, ihn immer wieder zu fragen, in welche Richtung unser Lebensweg aus seiner Sicht weitergehen soll. –
Man hört immer wieder den Satz: „Es kommt doch alles, wie es kommen muss.“ Das sagen auch Leute, die mit Gott und Glauben nichts am Hut haben: „Es kommt eh alles, wie’s kommen muss.“
Ich finde: Dieser Satz ist falsch! Denn wir können uns in jeder Situation entscheiden, dass unser Leben anders weitergeht als bisher. Keiner ist vom Schicksal festgelegt: Nicht einmal Judas war dazu verdammt, Jesus zu verraten. Er hat es getan, zur großen Enttäuschung von Jesus. Aber selbst Judas hätte sich auch anders entscheiden können.
Und jetzt kommt noch ein wichtiger Gedanke: Selbst wenn Gott eine tolle Idee hatte, wo er gerade uns mit unseren Begabungen in seinem Reich besonders gut brauchen könnte, er lässt uns nicht fallen, wenn wir an der entscheidenden Kreuzung anders abgebogen sind, als er es sich gewünscht hätte.
Gott ist unendlich barmherzig. Und bei unseren Fehlentscheidungen im Leben ist er außergewöhnlich flexibel. Es gibt nicht den einen Masterplan für unser Leben und falls wir den nicht finden oder einhalten, ist alles Mist. Nein Gottes Geduld und Gottes Weisheit ist größer als unsere falschen Entscheidungen.
Wie Gott das im Einzelnen macht, ist sehr unterschiedlich:
1) Beim Propheten Jona war er ziemlich hartnäckig: Es schickte einen gewaltigen Sturm, bis Jona endlich zur Besinnung kam – übrigens im Bauch des Fisches. Und als Jona wieder an Land war, hat Gott seinen Auftrag schlicht wiederholt: „Geh nach Ninive!“
2) Ganz anders der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn: Er ließ seinen Sohn von zuhause weggehen, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass dieser Weg ins Verderben führen würde. Aber er ließ ihn ziehen. Und doch empfing er ihn mit offenen Armen, als er nach langer Zeit reumütig zurückkam.
Manchmal geht Gott auch diesen Weg mit uns, dass wir nach 20 oder 30 Jahren umkehren und noch einmal ganz neu anfangen dürfen.
3) Manchmal ist das aber nicht so einfach, nach einer falschen Entscheidung alles plötzlich wieder auf null zu stellen. Umso wichtiger, dass Gott uns auch bei „Plan B“ nicht fallen lässt. Selbst bei Plan C oder D oder F ... kann Gott dafür sorgen, dass wir für andere zum Segen werden.
Deshalb müssen wir uns nicht ein Leben lang Vorwürfe machen, dass wir vor 20 Jahren vielleicht anders hätten abbiegen sollen. Sicher: Wenn es möglich ist, umzukehren, warum nicht: Bei Gott finden wir immer eine offene Tür. Aber auch wenn das nicht mehr möglich ist: Gott kann uns dennoch ein erfülltes Leben schenken! –
Ansprache II: Wie kann ich Gottes Willen in einer konkreten Situation erkennen?
Liebe Gemeinde, Gott hat keinen Plan für unser Leben im Sinne eines vorgefertigten Drehbuches, das nur noch abgespult werden müsste. Dennoch ist er natürlich daran interessiert, dass wir an den Kreuzungen unseres Lebens gute Entscheidungen treffen. Und deshalb ist es gut, immer wieder nach dem Willen Gottes zu fragen: bei den großen Entscheidungen im Leben, aber auch mitten im Alltag.
Im Psalm haben wir es vorhin so schön gebetet: „Ich will dich mit meinen Augen leiten“: Das geschieht ganz sanft. Ohne Zwang und ohne jeden Druck. Aber doch sehr deutlich, wenn wir in Kontakt mit Gott bleiben: „... mit den Augen leiten“.
Wie kann ich Gottes Willen in einer konkreten Entscheidungssituation erkennen? Darüber könnte man eine ganze Predigtreihe gestalten. Heute Morgen nur ein paar wenige Hinweise: Vielleicht können wir diese bei anderer Gelegenheit vertiefen.

(Quelle: Adobe Stock)
Vier praktische Hilfen, wie wir Gottes Willen in einer konkreten Situation erkennen können:
1) Zunächst durch die Zehn Gebote, durch das Vorbild von Jesus und Gottes Wort überhaupt.
Das war neulich schon bei der Jahreslosung ein zentraler Punkt: „Prüft alles und behaltet das Gute.“ Das erste und wichtigste Prüfkriterium ist natürlich die Bibel.
Wenn uns der Nachbar oder der Arbeitskollege das Leben schwer macht, uns vielleicht richtig schikaniert und wir ihm aus lauter Wut am liebsten die Autoreifen zerstechen würden, müssen wir Gott nicht um eine Erleuchtung zu bitten: „Lieber Gott, darf ich ihm die Reifen zerstechen? Der Kerl hätte das doch verdient!“
Die Antwort der Bibel ist eindeutig: Wir sollen für unsere Feinde beten, sagte Jesus. Und uns nicht an ihnen rächen. Mit diesem „Sieb“, mit diesem Raster können schon mal viele Möglichkeiten als nicht empfehlenswert ausgeschieden werden.
2) Durch logisches Denken und nüchternes Überlegen
Dieser Punkt überrascht Sie vielleicht. Aber Gott hat uns ja auch den Verstand als eine besondere Begabung geschenkt, die uns von den Tieren unterscheidet. Wenn nüchtern betrachtet alle Argumente dagegen sprechen, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass Gott uns gerade dazu einen Auftrag gibt.
Ich weiß: Es gab Situationen, da hat Gott einen Menschen zu einem wirklich außergewöhnlichen Dienst beauftragt. Aber dann muss die Bestätigung Gottes für diese Aufgabe von einer anderen Seite her schon sehr klar und deutlich sein. In der Regel verlangt Gott nichts von uns, was gegen alle vernünftigen Argumente sprechen würde.
3) Durch intensives Beten und Hören auf Gottes Stimme
Vermutlich stand schon jeder von uns einmal vor einer Entscheidung, in der er sich einen Brief vom Himmel gewünscht hätte. Andere haben Gott um ein außergewöhnliches Zeichen gebeten, wie der Richter Gideon im Alten Testament.
In aller Regel bekommen wir diesen Brief vom Himmel nicht. Und dennoch ist es wichtig, dass wir gerade die großen Entscheidungen im Leben im Gebet vor Gott bewegen.
Beten heißt ja nicht nur, dass ich einfach meine Bitten und Wünsche vortrage und dann Amen sage. Beten ist auch Stille. Beten ist auch Hören. Beten ist auch Nachdenken vor Gott.
Ich selber kann dieses betende Hören und Nachdenken am besten bei einem Spaziergang: Ich denke dann laut in der Gegenwart Gottes. Und ich spiele vor Gott die einzelnen Argumente durch.
Dabei finde ich es wichtig, dass ich auch die eigenen Motive in der Gegenwart Gottes hinterfrage: Sind es durchweg gute Motive, weshalb ich eine bestimmte Sache unbedingt will? Geht es vor allem um die eigene Ehre oder wirklich um Menschen, denen ich helfen möchte. Und so weiter.
Auch durch intensives Beten und Hören auf die Stimme Gottes über einen längeren Zeitraum hinweg, können wir Gottes Willen erkennen – auch ohne Brief vom Himmel.
Oft ist es dann so, dass sich ein bestimmter Eindruck verfestigt oder man ein gutes Gefühl über eine Sache bekommt. Oder aber die Zweifel und Bedenken werden immer größer.
4) Durch den Rat von Freunden und Geschwistern im Glauben
Es ist immer eine Hilfe, wenn man mit guten Freunden über einer Entscheidung beten kann. Oder wenn man die Argumente dafür und dagegen auch gemeinsam mit ihnen bedenken und bewerten kann.
Denn manchmal ist man so verliebt in eine bestimmte Idee, dass man die kritischen Stimmen gar nicht mehr hört. Da kann der Blick von außen eine gewaltige Hilfe sein.
Freunde oder Geschwister im Glauben können einem helfen, auch die Bedenken wieder zu hören und zu sehen. Sie können einem aber auch bestätigen, in dieser Richtung weiterzugehen.
Allerdings sollten Freunde und Seelsorger an dieser Stelle außerordentlich sorgfältig und zurückhaltend sein: Auch Freunde können sich blenden lassen von einer schönen Idee. Oder sie können gefangen sein in ihren eigenen Bedenken.
Deshalb sollte man als Freund und Seelsorger in einer solchen Situation sehr gut unterscheiden: Ist das jetzt vielleicht nur mein eigenes Gefühl und meine subjektive Einschätzung? Oder hat Gott mir ein deutliches Zeichen in dieser Richtung gegeben?
Beides ist möglich. Deshalb müssen wir in unserem Rat in einer solchen Situation umso sorgfältiger sein.
Ich rate es jedem, bei wichtigen Entscheidungen eine gute Freundin oder einen Seelsorger aufzusuchen und einzubeziehen. Es setzt allerdings eine große Verantwortlichkeit dieser Personen voraus! –
Wie kann ich Gottes Willen in einer konkreten Entscheidungssituation erkennen? Je größer die Tragweite ist, umso intensiver sollten wir uns vor der Entscheidung Gedanken machen.
Aber: Irgendwann müssen wir eine Entscheidung treffen. Irgendwann müssen wir losgehen. Und wenn wir das wirklich intensiv im Gebet geprüft haben, dürfen wir auch eine fröhliche Entscheidung treffen.
Und dann sollten wir uns auch nicht endlos den Kopf darüber zerbrechen, ob wir nun auch wirklich den Plan Gottes und den Willen Gottes für unser Leben in diesem einen Punkt vollständig erkannt haben.
Warum? Weil es dieses himmlische Drehbuch für unser Leben nicht gibt, würde Gott uns auch segnen – selbst wenn wir uns wider Erwarten „verhört“ haben sollten und es (in den Augen Gottes) nur Plan B wäre.
Es ist gut, nach dem Willen Gottes zu fragen. Es ist gut, nicht nur danach zu entscheiden, was wir selber gerade für gut finden. Aber wenn wir uns eine solche Zeit zum Prüfen genommen haben, dürfen wir auch fröhlich und getrost losgehen. Amen.
Fürbittengebet & Vater Unser
Großer Gott, wir bitten dich für alle, die im Moment vor einer schwierigen Entscheidung stehen: Lass sie den Weg erkennen, der für sie gut ist. Lass sie den Platz finden, an dem sie dir am besten mit ihren Begabungen dienen können.
Wir bitten dich für alle, die darüber in Zweifel geraten sind, ob sie noch auf dem richtigen Weg sind: Schenke ihnen Klarheit, was dein Wille für sie ist. Und schenke ihnen den Mut, eine andere Richtung einzuschlagen, wenn es notwendig ist.
Wir bitten dich heute besonders für unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Leite sie mit deinem Geist, wenn sie sich für ihren Beruf entscheiden müssen. Zeige ihnen, was ihren Neigungen am besten entspricht. Zeige ihnen aber auch ihren Platz in deinem großen Reich.
Hilf ihnen, einen Ehepartner zu finden, der zu ihnen passt und sie in ihren Begabungen ergänzt. Führe sie mit einem Menschen zusammen, mit dem sie ein Leben lang glücklich werden können.
Wir bitten dich für alle, die an wichtigen Kreuzungen ihres Lebens vielleicht falsche Entscheidungen getroffen haben: Lass sie spüren, dass deine Barmherzigkeit größer ist als ihre Fehler. Schenke ihnen den Mut, umzukehren, da wo es möglich ist. Und lass sie dabei offene Türen finden.
Wir bitten dich heute ganz besonders für die Situation im Gazastreifen und für das Abkommen zwischen Israel und der Hamas: Hilf doch, dass der Waffenstillstand hält und der Plan jetzt auch Schritt für Schritt umgesetzt werden kann. Vater Unser im Himmel …
Zur Weiterarbeit & Vertiefung
Nach dem Gottesdienst kam beim Kirchenkaffee eine Besucherin auf mich zu und sprach mich auf das Thema der Predigt an: Sie könne sich an mehrere Situationen erinnern, in denen sich die Umstände in ihrem Leben so wunderbar gefügt hätten, dass da nur eine höhere Macht im Spiel gewesen sein könne. Sie habe das Gefühl, dass Gott uns manchmal doch wie mit unsichtbaren Fäden führt.
Ich konnte ihr nur zustimmen, versuchte ihr aber zu erklären, dass das nicht das Thema des Gottesdienstes war. Es ging um Situationen, in denen wir als Menschen tatsächlich entscheiden können. Aber daneben gibt es viele Dinge im Leben, die wir nicht in der Hand haben und die wir auch nicht beeinflussen können: Manchmal werden wir in einer gefährlichen Situation auf wundersame Weise bewahrt. Oder wir werden ohne unser Zutun mit Menschen zusammengeführt, die für unseren weiteren Lebensweg wichtig sind. Oder wir sind beruflich im richten Moment am richtigen Ort und können plötzlich ganz viel bewegen.
Genauso gibt es aber auch das andere: Manchmal geschehen auch schlimme Dinge in unserem Leben, auf die wir keinen Einfluss haben: ein schwerer Unfall, eine lange Krankheitszeit oder ein unerwarteter Todesfall in der Familie. Als Christen glauben wir zwar, dass Gott uns im täglichen Leben bewahrt. Allerdings lässt Gott manchmal auch schwere Erfahrungen zu, obwohl er sie als allmächtiger Gott sicher verhindern könnte. Auch darauf haben wir als Menschen keinen Einfluss. Wir können nur darauf vertrauen, dass Gott uns auch in solchen Situationen die Kraft gibt.
Das alles bedeutet aber nicht, dass es doch einen festgelegten Masterplan für unser Leben gibt, in dem alle Entscheidungen von vorneherein festgelegt wäre. Es gibt viele „Kreuzungen“ im Leben, an denen wir entscheiden können und entscheiden müssen, in welcher Richtung wir weitergehen. Wäre das nicht der Fall, könnten wir keine Verantwortung für unser Leben übernehmen. Und letztlich wäre Gott dann auch für alle Untaten in der Welt verantwortlich, weil die Übeltäter gar nicht anders konnten. Das wäre aber eine seltsame Welt und ein seltsames Bild von Gott …
Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie diese Gedanken als hilfreich empfunden haben, können Sie den Text gerne mit Freunden oder Bekannten "teilen". Wenn Sie Fragen zum Thema haben oder ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, dürfen Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.
Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal









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