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Jesus nennt uns Christen "Licht der Welt". Das sind wir leider auch in unserem Versagen ...

  • 20. Juli 2024
  • 12 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Aug. 2024

Gottesdienst am 21. Juli 2024 in Staufen mit Predigt über Matthäus 5, 13 - 16: Das Gleichnis vom "Salz und Licht" aus der Bergpredigt Jesu


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Begrüßung & Einstimmung


Einen wunderschönen guten Morgen! Ich möchte Sie ganz herzlich zu diesem Gottesdienst begrüßen!

 

Zur Einstimmung eine Geschichte – dabei können Sie gleich raten, um welches Thema es wohl in der Predigt gehen wird:

 

Vor langer Zeit lebte ein König, der drei Töchter hatte. Da er schon sehr betagt war, beschloss er, der klügsten von ihnen sein Königreich zu überlassen. Sieben Tage vor seinem Geburtstag ließ er seine Töchter zu sich kommen und sagte zu ihnen: „Diejenige, die mir das kostbarste Geschenk macht,  bekommt mein Königreich“.

 

Die drei überlegten lange, denn jede von ihnen wollte natürlich das Reich des Vaters regieren: Aber mit welchen Kostbarkeiten könnten sie ihren Vater erfreuen und beeindrucken?

 

Als der Tag seines Geburtstages gekommen war, schenkte ihm die älteste Tochter kostbaren Schmuck. Die mittlere Tochter schenkt ihm einen teuren Mantel. Der König freute sich sehr über diese wertvollen Geschenke und war gespannt, was er wohl von seiner jüngsten Tochter bekäme.

 

Doch als er ihr Geschenk sah, wurde er sehr zornig über sie: Denn sie schenkte ihm nur ein kleines Schälchen voller Salz. Der König war so verärgert, dass er sie von seinem Schloss jagte und in ein fremdes Land verbannte.

Für die Fortsetzung des Märchens gibt es unterschiedliche Versionen, die aber immer einen ähnlichen Schluss haben. Ich habe mich für folgende Version entschieden:

 

Die verstoßene Königstochter fand nach einer langen Wander­schaft endlich Arbeit auf einem fremden Schloss. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sich der Königssohn in sie verliebte. Die beiden heirateten und die neue Königin brachte großen Reichtum in das Land, denn sie hatte von einer Fee gelernt, wie man aus Salzwasser Salz herstellen kann.

 

Eines Tages wurde der Vater des Mädchens zu einem Fest auf ihr Schloss eingeladen. Er erkannte seine Tochter allerdings nicht mehr. Erst als es zum Festmahl nur ungesalzene Speisen gab und der alte König als Gast außerordentlich verstimmt war, offenbarte sich die junge Königin als seine Tochter.

 

Nachdem sich die beiden versöhnt hatten, sorgte die begabte Königin dafür, dass die Kaufleute mit dem wertvollen Salz auch durch das Reich ihres Vaters zogen und Handel trieben.

 

Und die Moral von der Geschichte: Salz ist wichtiger und wertvoller als alles Gold und alle Edelsteine zusammen.

 

Jesus hat dieses Märchen sicher nicht gekannt. Aber er hat natürlich um den hohen Wert des Salzes gewusst. Er sagte einmal zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“

 

Darum soll es heute gehen. Ich wünsche uns einen gesegneten Gottesdienst!


 

Votum & Gebet

 

Gott selber hat uns eingeladen. In seinem Auftrag und in seiner Gegenwart feiern wir jetzt Gottesdienst: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

  

Lasst uns beten: Herr, unser Gott, vieles müsste anders werden auf dieser Welt. Aber oft bleibt alles beim Alten: Jeder denkt nur an sich und an seinen eigenen Vorteil. Keiner sieht den andern. Keiner hört dem andern richtig zu.

 

Wir bitten dich: Schenke du uns den Geist der Veränderung – und fang bei uns an. Schenke Liebe und Verständnis für einen besseren Umgang – und fang bei uns an. Weck uns auf aus unserer Trägheit – und fang bei uns an.

 

Herr Jesus Christus, du bist das Licht der Welt. Du schenkst uns Hoffnung, wo es nichts mehr zu hoffen gibt. Du bist die Liebe in Person.

 

Aber wir Christen bleiben oft so weit hinter deinem Vorbild zurück. Wir sollen Lichter sein für andere – aber oft sind wir nur flackernde Funzeln.

 

Wir sollen andern zeigen, wie ein Leben in der Nachfolge aussehen kann – aber so oft geben wir nur ein klägliches Bild ab.

 

Herr Jesus Christus, wir spüren unseren guten Willen, zugleich aber auch unsere Ohnmacht. Wir spüren deine große Berufung, aber zugleich stoßen wir immer wieder an unsere Grenzen.

 

Wir bitten dich: Gib uns neuen Glauben und neuen Mut. Gib uns neuen Schwung und neue Begeisterung.

 

Hilf doch, dass nicht alles beim Alten bleibt – und fang bei uns an. Amen.


Predigt über Matthäus 5, 13 – 16

 

Liebe Gemeinde, wenig kann viel bewirken. Man muss in einer Gesellschaft nicht die Mehrheit sein, um Spuren zu hinter­lassen. Auch engagierte Minderheiten können oft Erstaunliches bewirken, wenn sie mit Feuer und Begeisterung bei der Sache sind.

 

Wir hören das Gleichnis vom Salz und vom Licht aus der Bergpredigt. Es ist das Evangelium für diesen Sonntag – den achten Sonntag nach Trinitatis:

 

13 Jesus sagte: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.

 

14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

 

Liebe Gemeinde, Salz war im Altertum außerordentlich wertvoll. Es galt als „heiliges Element“, als Gabe der Götter. Medikamente auf Salzbasis galten in der Antike als reinste Wundermittel. Salz war bekannt als Heilmittel bei chronischen Erkrankungen. Es wurde in Wundverbänden, in Pflastern oder in Salben eingesetzt.

 

Ganz gezielt streute man Salz in offene Wunden, um sie durch Austrocknung zu desinfizieren. Dass diese Prozedur gerade bei einer klaffenden Fleischwunde höllische Schmerzen verur­sachte, kann man sich lebhaft vorstellen. Und doch wusste man ganz genau, dass es der Heilung diente und manchmal sogar das Leben retten konnte.

 

„Ihr seid das Salz der Erde“: Möglicherweise schwingen bei diesem Wort Jesu auch noch andere Funktionen des Salzes mit: Etwa beim Kochen ist Salz ja unentbehrlich. Ohne Salz schmeckt eine Suppe oder ein Stück Brot ziemlich fade. Genau wie eine Brise Salz in der Suppe oder im Brot sollen Christen zum Segen werden für die Welt, in der sie leben.

 

Oder man kann an die konservierende Funktion von Salz denken: Salz war in der Antike fast die einzige Möglichkeit, um Lebensmittel für einen längeren Zeitraum haltbar zu machen. Genau wie das Salz können Christen eine bewahrende Funktion haben, wenn sie positiv in die Gesellschaft hinein­wirken und sich gefährlichen Tendenzen widersetzen.

 

Und genau dazu muss man in einer Gesellschaft nicht in der Mehrheit sein: Das war bei der Vorbereitung meine erste Einsicht.

 

Rein mengenmäßig ist das Verhältnis des Salzes zum Volumen der restlichen Speisen äußerst klein. Aber zwei Teelöffel Salz können in einem großen Kochtopf für ein leckeres Essen sorgen.

 

Wir waren es gerade in Deutschland seit Jahrhunderten gewohnt, dass die Christen in der Mehrheit sind. Das ändert sich gerade gewaltig. Deshalb beschäftigen sich beide großen Kirchen mit teils erheblichen Veränderungen in ihrer Struktur.

 

Das sorgt bei manchen auch für Verunsicherung, teilweise auch für ängstliches Bangen. Doch wenn man an das Gleichnis von Jesus denkt und an die zwei Teelöffel Salz im Kochtopf, könnte man eigentlich deutlich entspannter bleiben.

 

Bemerkenswert an diesem Wort von Jesus war für mich zunächst die Tatsache, dass es keine Aufforderung ist. Er sagt vielmehr: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“

 

Jesus sagt nicht: „Strengt euch mal ein bisschen an … Jetzt reißt euch doch endlich mal ein bisschen zusammen.“ Nein: Es ist eine Feststellung: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“

 

Wenn man seinen Glauben nicht ängstlich versteckt, sondern seinen Alltag aus dem Glauben heraus gestaltet, dann fällt das auf. Dann ist man ein Licht. Dann wirkt man wie Salz. Auch ohne große zusätzliche Anstrengungen!

 

Freilich gibt es auch das andere: Jesus redet auch davon, dass es wirkungsloses Salz gibt. Und er beschreibt zumindest die Möglichkeit, dass ein Dummkopf einen Eimer über eine Öllampe stellt. Aber kein vernünftiger Mensch verhält sich so.

 

Deshalb: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“ Ihr seid es schon. Ihr könnt tatsächlich einen Unter­schied machen: Wenn ihr euch am Vorbild von Jesus orientiert. 

 

Wenn ihr für andere betet, statt über sie zu schimpfen. Wenn ihr nicht so empfindlich und nachtragend seid – sondern großmütig und barmherzig wie Jesus. Das alles wird ganz sicher auffallen!

 

 

2) Christen sind als Licht erkennbar – auch in ihren Fehlern und in ihrem Versagen

 

„Ihr seid das Licht der Welt: Es kann die Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben“: Das war unser Gedanke eben: Wir sind als Christen erkennbar. Wir müssen uns nicht erst große Strategien überlegen: Wenn wir im Sinne Jesu leben und handeln, fallen wir auf – zumin­dest bei den Menschen, mit denen wir enger zusammen leben.

 

Das gilt nun aber leider auch im umgekehrten Sinne: Christen sind in ihrem Umfeld wie eine helle Lampe in der Dunkelheit erkennbar – auch in ihren Fehlern und in ihrem Versagen. Das ist leider auch eine Tatsache.

 

Ich will jetzt gar nicht lange vom Missbrauchs­skandal erzählen: Es ist aber offensichtlich, dass das in beiden großen Kirchen zur größten Vertrauenskrise der letzten Jahrzehnte wenn nicht sogar Jahrhunderte geführt hat. Der Flurschaden ist immer besonders groß, wenn gerade bekannte Christen Dinge tun, die eigentlich nicht passieren dürfen.

 

Aber auch die Christenheit insgesamt gibt nicht immer das beste Bild ab. Ich hatte vor zwei Wochen im Gottesdienst den Satz zitiert: „Christen sind die einzige Bibel, die von der Öffentlichkeit heute noch gelesen wird – ich fürchte aber, wir sind eine ziemlich schlechte Übersetzung“.

 

Diese große Ehre, die uns Jesus erweist, dass nicht nur er das große „Licht der Welt“ ist, sondern auch wir als Christen zumindest kleine „Lichter der Welt“ sind, stellt uns in eine besondere Verantwortung.

 

Wir müssen nicht perfekt sein. Aber wir schaden der ganzen Sache Jesu, wenn wir unglaubwürdig leben. Und das betrifft jeden Christen, die nicht nur diejenigen, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.

 

Ich weiß: Menschen legen an dieser Stelle oft zweierlei Maß an: Mit sich selber und ihren Fehlern und Sünden sind sie oft sehr großzügig und milde. Aber wenn sich Christen etwas zuschulden kommen lassen, legen die andern oft einen viel strengeren Maßstab an.

 

Das ist oft nicht fair. Aber es wiederholt sich immer wieder: „Herr Pfarrer, die läuft jeden Sonntag in die Kirche; aber unter der Woche ist sie bei uns in der Nachbarschaft eine Hexe!“

 

Ich fühle mich bei solchen Besuchen immer etwas unwohl: Aber ich kann die Nachbarin ja schlecht verteidigen, weil ich sie meistens nicht kenne. Vielleicht stimmen die Vorwürfe ja. Vielleicht auch nur zum Teil.

 

Eins steht aber fest: Wir sind als Christen auch in unserem falschen Verhalten sichtbar und erkennbar: „Es kann die Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben.“ 

 

Im Gesprächskreis letzte Woche haben wir uns lange auch über diesen Punkt Gedanken gemacht. Wir sollen ja nicht ver­krampft werden vor lauter Angst, nur keinen Fehler zu machen. Sonst ist die Gefahr groß, dass man nur noch auf den äußeren Schein achtet, aber nicht mehr fragt, was darunter ist.

 

Jemand hat dann eine gute Formulierung vorgeschlagen: Wir sollen authentisch sein. Das heißt: Wir sollen nach außen keine christliche Rolle spielen. Wir sollen echt sein. Was wir nach innen glauben, soll auch nach außen sichtbar sein.

 

Wir müssen vor unseren Mitmenschen überhaupt nicht perfekt da stehen. Wenn wir näher mit ihnen zusammenleben, können wir ihnen auch von unserem Zweifel erzählen, der uns manch­mal überfällt. Die andern dürfen auch von unserer Zerrissenheit spüren, in der wir uns als Christen manchmal befinden.

 

Und das Wichtigste dabei: Die andern sollen auch merken, dass wir aus der Gnade leben. Wir müssen unsere Fehler und unser Versagen nicht krampfhaft vor den Augen der andern verstecken. Wir dürfen aber auch davon erzählen, dass wir jeden Tag von der Vergebung leben. Und dass wir jeden Tag neu anfangen dürfen.

 

Ich glaube: Gerade in dieser Ehrlichkeit, in dieser Echtheit sind wir wahrscheinlich die größten Vorbilder für andere.

 

Wir werden umso glaubwürdiger, wenn die andern spüren: Der ist echt. Der ist authentisch. Der lässt sich nicht einfach gehen. Der bemüht sich, im Sinnen Jesu zu leben. Aber er geht auch offen mit seinen Grenzen um.

 

Auch das gehört zu unserem Thema heute Morgen: „Ihr seid das Licht der Welt“, sagt Jesus: Wir können und sollen auch darin Vorbild sein, wie wir mit unseren Fehlern und unserem Scheitern umgehen.

 

3) Es schmerzt Gott unsäglich, wenn wir unserer Bestimmung nicht

gerecht werden:

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Noch ein letzter Gedanke: Zunächst aber eine Frage an die Hausfrauen und die Haus­männer: Wenn Sie ein Päckchen Salz kaufen, steht da ein Haltbarkeitsdatum drauf?

 

Auf der Milch, auf dem Joghurt, auf dem Käse: Überall steht ein Haltbarkeitsdatum. Frage: Auch auf einem Päckchen Salz? Wer ist der Meinung: Nein, das ist unnötig? Wer ist der Meinung: Ja, auch Salz hat ein Haltbarkeitsdatum?

 

Zwei Dinge habe ich gestern Abend gelernt: Erstens: Reines Salz hält Millionen von Jahren, ohne seine Kraft zu verlieren. Aber: Häufig wird Speisesalz hierzulande mit Zusätzen ver­sehen: Jod oder Fluorid oder Folsäure. Diese Stoffe können sich unter Einwirkung von Feuchtigkeit oder Sauerstoff ver­ändern. Deshalb muss immer ein Haltbarkeitsdatum angeben werden, wenn das Salz Zusatzstoffe enthält.

Damit wird unser Stirnrunzeln vielleicht noch größer, wenn wir Vers 13 etwas genauer anschauen: 13 Jesus sagte: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es weg­schüttet und lässt es von den Leuten zertreten.

 

Viele Bibelausleger haben sich darüber den Kopf zerbrochen: Was meint Jesus genau, da Salz seine Wirkung doch nicht verlieren kann?

 

Nun, Jesus wird nicht dumm gewesen sein. Zwei Auslegungen werden vorgeschlagen: Die einen sagen, es sei eine Art Rätsel­frage gewesen: Was in der Natur niemals vorkommt, dass Salz seine Wirkung verliert, kann bei Christen schon vorkommen. Also eine Art paradoxe Aussage, um zum Nachdenken anzuregen.

 

Die andere Auslegung hat den Alltag der Menschen damals in den Blick genommen: Man war es in Palästina gewohnt, Salz durch Verdunstung des Wassers vom Toten Meer zu gewinnen. Dieses Salz enthielt neben dem reinen Kochsalz aber auch größere Verun­reinigungen wie Kalk, Magnesium und Pflanzen­reste.

 

Kam in dieses unreine Salz Feuchtigkeit, wurde das Salz ausgeschwemmt und der Rest blieb übrig. Dieses wertlose Salz sei zur Befestigung von Wegen verwendet worden.

 

Das würde dann tatsächlich zu der Aussage von Jesus passen: „Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es weg­schüttet und lässt es von den Leuten zertreten.“

 

Im Gesprächskreis letzte Woche hat jemand ziemlich entsetzt zurückgefragt: Kann das wirklich gemeint sein? Werden Christen, die nicht mehr glaubwürdig sind, von Gott „weg­geschüttet“, damit man auf ihnen rumtrampeln kann? Wie passt das zur Liebe Gottes?

 

Aus den anderen Jesusgeschichten und dem Neuen Testament insgesamt wird deutlich, dass das sicher nicht gemeint sein kann. Nehmen Sie nur Petrus, der Jesus schmählich im Stich gelassen hat: Jesus hat das Versagen zwar angesprochen, er hat Petrus aber eine neue Chance gegeben.

 

Nein, wir dürfen bei Gleichnissen nicht jeden einzelnen Aspekt im übertragenen Sinn verstehen. Was mich aber selber immer wieder sehr betroffen macht: Es schmerzt Gott unsäglich, wenn Christen ihrer Bestimmung nicht gerecht werden.

 

Und das dürfen wir nun ziemlich sicher aus dem Gleichnis herauslesen: Jesus hat so viel mit seinen Leuten vor. Er könnte so viel mit uns erreichen. Auch als Minderheit könnten wir als Christen erstaunliches bewirken.

 

Umso größer ist dann die Enttäuschung, wenn das nicht der Fall ist: Wenn Christen als „Salz der Erde“ fad werden. Wenn sie keine Wirkung mehr entfalten. Wenn sie nicht mehr wahrgenommen werden.

 

Salz kann auf einer Wunde ja auch sehr schmerzhaft sein. Und so könnten Christen den Finger auf wunde Punkte in unserer Gesellschaft legen. Das ist dann vielleicht nicht immer gern gehört. Aber es wäre so wichtig, um andere zum Nachdenken anzuregen.

 

Und wenn das nicht geschieht, ist die Enttäuschung bei Gott uns bei Jesus riesengroß.

 

Es ist dann genau die Umkehrung vom Gleichnis vom verlorenen Schaf: Dort sagt Jesus am Ende: Die Freude ist im Himmel riesengroß, wenn ein Mensch umkehrt zu Gott. Wenn sich ein „Verlorener“ von Gott finden lässt.

 

Durch das Gleichnis vom Salz zeigt Jesus, wie groß seine Ent­täuschung ist, wenn Christen ihrer Bestimmung nicht gerecht werden. Wenn er am Ende unseres Lebens zu einem Menschen sagen muss: „Ich habe dich vermisst! Ich hatte so viel mit dir vor. Ich hätte mir dir so viel erreichen können in der Welt. Aber du hattest nie Zeit für mich. Du warst ein Leben lang immer nur mit deinen Themen beschäftigt.“

 

Ihr seid das Salz der Erde: Wertlosem Salz konnte man damals keine Würzkraft mehr zuführen. Bei Menschen geht das dagegen schon: Wer immer sich von Gott entfernt hat, darf jederzeit umkehren.

 

Wenn unser Christsein fade geworden ist, kann Gottes Geist das Feuer der Begeisterung neu in uns entfachen. Und das wünsche ich uns allen!

 

Amen.


 

Fürbittengebet & Vater Unser


Herr Jesus Christus, du erinnerst uns heute daran, dass du noch viel mit uns vorhast. Du erinnerst uns daran, dass du nicht alles selber machen willst auf dieser Welt, sondern auch durch uns diese Welt verändern möchtest.

 

So mach uns bereit, dir zu dienen. Öffne uns die Augen, wo gerade unser Einsatz wichtig ist. Hilf doch, dass wir nicht zu klein von uns denken.

 

Lass uns erfahren, dass du auch aus unseren oft kleinen Möglichkeiten etwas Großes machen kannst.

 

 

Herr Jesus Christus, du zeigst uns die besondere Verant­wortung, aber auch den besonderen Auftrag als Licht der Welt und als Salz der Erde.

 

Lass uns ganz eng mit dir verbunden sein, damit sich deine Kraft in uns entfalten kann.

Hilf, dass dein Licht uns erleuchtet, damit vor allem Du sichtbar wirst durch uns.

 

Hilf, dass deine Liebe uns immer mehr erfüllt, damit wir Ausstrahlung haben und andere neugierig werden auf den Glauben. 

 

 

Großer Gott, wir bitten dich um Frieden auf dieser Welt: Um Frieden in der Ukraine, um Frieden im Gazastreifen.

 

Segne alle, die sich um Versöhnung bemühen.

Bringe diejenigen zur Besinnung, die noch immer nicht bereit sind, aufeinander zuzugehen.

 

Segne alle, die politische Verantwortung tragen: jetzt ganz besonders nach dem Regierungswechsel in Frankreich und in Großbritannien, aber auch bei uns.

 


Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie diese Gedanken als hilfreich empfunden haben, können Sie den Text gerne mit Freunden oder Bekannten "teilen". Wenn Sie Fragen zum Thema haben oder ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, dürfen Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.


Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal

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