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Mut für den ersten Sehritt

  • 12. Jan.
  • 13 Min. Lesezeit

Gottesdienst in Staufen und Münstertal am 12. Januar 2025 über Josua 3: Das Wunder geschah erst, als die Priester den ersten Schritt ins kalte Wasser getan hatten.


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(Quelle: Adobe Stock)



Begrüßung & Einstimmung 


Einen wunderschönen guten Morgen! Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu unserem Gottesdienst begrüßen!

 

Ich denke, Sie kennen das auch: Manchmal wird man im Leben ins kalte Wasser geworfen – wie man so schön sagt: Man muss im Betrieb unverhofft eine neue Aufgabe über­nehmen. Oder man muss im Verein ohne lange Einarbeitungszeit für eine andere Person einspringen. Oder man ist unerwartet schwanger geworden. Oder was auch immer. Dann wird man sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen: Man kann nicht viel dagegen tun. Man kann nur hoffen und beten und sich bemühen, dass man mit der Situation zurecht kommt.

 

Heute in diesem Gottesdienst geht es um einen etwas anderen Aspekt: Es geht um die Frage, ob man mutig genug ist, den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt oder eine neue Aufgabe auch wirklich zu gehen.

 

Deshalb dieses Titelbild heute Morgen: Diese Person steht noch am Rande des Flusses oder des Sees. Sie ist noch unschlüssig, ob sie ins kalte Wasser gehen soll – oder eher nicht. Sie würde es gerne tun, spürt aber auch sehr viel Widerstand angesichts des kalten Wassers.

 

In der Predigt möchten wir dazu über die Geschichte nachdenken, als das Volk Israel auf dem Weg ins gelobte Land die letzte Hürde nehmen muss: Am Ende trennt sie nur noch der Jordan vom erhofften Ziel. Der war aber zu jener Zeit ein reißender Strom.

 

Das Motiv des Wassers als Zeichen von Gefahren und Herausforderungen wird uns deshalb in diesem Gottesdienst immer wieder begegnen. Ich wünsche uns allen einen gesegneten Gottesdienst!

  

Gebet & Zuspruch

 

Allmächtiger, ewiger Gott, ein neues Jahr hat begonnen. Wir sind gespannt, was die kommenden Monate bringen werden. Wir sehen aber auch manches mit Sorge auf uns zukommen.

 

Manche machen sich Sorgen wegen ihrer Gesundheit. Andere wären froh, sie hätten die bevorstehende Prüfung schon hinter sich.

 

Manche müssen sich in einem ganz neuen Lebensabschnitt zurechtfinden. Anderen wächst die Arbeit über den Kopf und sie wissen nicht, wie sie alles bewältigen sollen.

 

Manche freuen sich über das Glück, das sie gerade erleben dürfen. Aber sie machen sich Sorgen darüber, ob dieses Glück nicht auch schnell wieder vorbei sein könnte.

 

Vater im Himmel, so stehen wir mit gemischten Gefühlen am Beginn dieses neuen Jahres.

Du hast unseren Augen verborgen, was das neue Jahr an Herausforderungen und Schwierigkeiten mit sich bringen wird.

 

Wir möchten dich vor allem um eines bitten: Lass es ein Jahr mit dir sein! Lass uns vor allem auf das eine achten, dass wir in deiner Nähe bleiben.

 

Und wenn es einmal stürmisch wird, dann lass uns doch erfahren, dass deine Hilfe nie zu spät kommt. Schenke uns die Kraft, die wir brauchen – im richtigen Moment. Herr, erbarme dich!

 

 

Hört den Zuspruch der Gnade Gottes. In Psalm 73 heißt es:

 

Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmt mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, frage ich nichts nach Himmel und Erde. Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn. Amen.

 

Lesung aus Jesaja 43 


1 Aber jetzt sagt der HERR, der dich geschaffen hat: »Hab keine Angst, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.

 

2 Wenn du durch tiefes Wasser oder reißende Ströme gehen musst – ich bin bei dir, du wirst nicht ertrinken. Und wenn du ins Feuer gerätst, bleibst du unversehrt. Keine Flamme wird dich verbrennen.

 

3 Denn ich, der HERR, bin dein Gott, der heilige Gott Israels. Ich bin dein Retter. Ich bezahle ein hohes Lösegeld für deine Befreiung.

 

4 So viel bist du mir wert. Diesen hohen Preis bezahle ich, weil ich dich liebe. 5 Habt keine Angst, denn ich, der Herr, bin bei euch! Amen.

 

Predigt über Josua 3

 

Liebe Gemeinde, wenn Sie gerade vor einer wichtigen Entscheidung stehen oder in den nächsten Wochen einen schweren Gang vor sich haben, passt der Predigttext von heute vielleicht besonders gut für Ihre Situation:

 

Nach einer langen Wanderung durch die Wüste stand das Volk Israel unmittelbar vor dem gelobten Land. Die Zeit der Sklave­rei in Ägypten lag endlich hinter ihnen. Jetzt trennte sie nur noch dieses allerletzte Hindernis von der Freiheit: Sie standen östlich des Jordan. Das versprochene Land lag aber im Westen.

 

Normalerweise ist der Jordan kein reißender Strom, sondern eher ein ruhiges Flüsschen. Doch wenn auf dem Libanon­gebirge der Schnee schmilzt, tritt der Jordan immer wieder über die Ufer und wird zum reißenden Strom.

  

Die Enttäuschung musste also groß gewesen sein: So kurz vor dem Ziel. Und nun dieses schier unüberwindliche Hindernis. Brücken gab es keine. Und Schiffe erst recht nicht. Die gab es 100 Kilometer weiter oben auf dem See Genezareth.

 

Wir hören den vorgeschlagenen Predigttext aus dem Buch Josua, Kapitel 3. Ich lese den Abschnitt in Auszügen:

 

5 Josua sprach zum Volk: „Reinigt euch und bereitet euch darauf vor, Gott zu begegnen! Morgen wird er vor euren Augen Wunder tun.“ 6 Am nächsten Tag forderte Josua die Priester auf: „Nehmt die Bundeslade und tragt sie vor dem Volk her!“ Sie folgten seinem Befehl.

 

7 Darauf sprach der HERR zu Josua: „Ich will heute damit beginnen, dir bei allen Israeliten Achtung zu verschaffen. Sie sollen wissen, dass ich dir beistehe, so wie ich Mose beige­standen habe. 8 Befiehl den Priestern, mit der Bundeslade anzuhalten, sobald ihre Füße das Wasser des Jordan berühren.“ 9 Josua ließ die Israeliten zusammenkommen und rief ihnen zu: „Hört, was der HERR, euer Gott, euch sagt: 10 Ihr sollt wissen, dass der lebendige Gott bei euch ist ... 11 Seht, hier ist die Bundeslade des Herrn, dem die ganze Welt gehört! Die Priester werden sie vor euch her in den Jordan tragen. 12-13 Sobald ihre Füße den Jordan berühren, wird das Wasser sich flussaufwärts stauen und wie ein Wall stehen bleiben. Wenn das geschehen ist, brauche ich zwölf Männer von euch. Wählt aus jedem Stamm einen aus!“

 

14 Das Volk brach seine Zelte ab und war bereit, den Fluss zu überqueren. Vor ihnen gingen die Priester mit der Bundeslade. 15 Der Jordan war wie jedes Jahr zur Erntezeit über die Ufer getreten. Als nun die Träger der Bundeslade das Wasser berührten, 16 staute es sich. Es stand wie ein Wall sehr weit flussaufwärts ... Das Wasser unterhalb des Walles lief zum Toten Meer hin ab. So konnte das Volk durch das Flussbett gehen ... 17 Die Priester mit der Bundeslade des HERRN standen auf festem Grund mitten im Jordan, und die Israeliten zogen trockenen Fußes an ihnen vorüber ans andere Ufer.

 

Liebe Gemeinde, wenn eine Firma „über den Jordan geht“, weiß jeder, dass sie pleite gegangen ist. Manchmal ist es auch eine flapsige Formulierung dafür, dass ein Mensch gestorben ist: „Der ist über den Jordan gegangen“.

 

Vermutlich geht diese Redewendung genau auf diese Geschichte im Alten Testament zurück: Für die Israeliten damals war der Jordan die Grenze zwischen der Wüste und dem gelobten Land. Die letzte Grenze zwischen Sklaverei und Freiheit. Deshalb hat man diesen Text in der christlichen Literatur manchmal auch als Übergang in die Welt Gottes gedeutet: Als Einzug ins ewige Reich des Friedens.

 

So verstanden ist das eigentlich eine sehr hoffnungsvolle Sache: Indem man über den Jordan geht, überwindet man eine Grenze und hat endlich das Ziel erreicht.

 

Übrigens war für die Sklaven Amerikas im 19. Jahrhundert der Name „Jordan“ ein Codewort für den Mississippi. Denn sie wussten: Wenn sie es schafften, den Mississippi zu überqueren und in die Nordstaaten zu gelangen, waren sie in der Freiheit. In vielen Spirituals und Gospelsongs ist der Fluss „Jordan“ deshalb ein Symbol der Hoffnung. Der vorgeschlagene Bibel­text für diesen Sonntag war für sie eine der zentralen Hoffnungsgeschichten.

 

Wie das damals genau gewesen ist, klingt natürlich schon sehr ungewöhnlich: Plötzlich hat sich das Wasser einige Kilometer weiter oben auf wundersame Weise aufgestaut. Das restliche Wasser floss zum Toten Meer. Und plötzlich konnte das Volk trockenen Fußes durch das Flussbett gehen, wo gerade noch ein reißender Strom zu sehen war. 

 

Keine Ahnung, wie man sich das wissen­schaftlich erklären soll. Ich weiß es nicht. Ich möchte aber auch Gott nicht die Ehre nehmen und behaupten: „Das kann so nicht gewesen sein.“ Es war ein Wunder. Und es ist vielleicht immer ein Wunder, wenn ein Mensch einen schier unmög­lichen Schritt mit Gottes Hilfe dennoch bewältigen kann.

 

Mich hat an dieser Geschichte eine Sache aber ganz besonders angesprochen: Und das betrifft auch die Hindernisse, vor denen wir stehen und die schwierigen Entscheidungen, die wir treffen müssen: In Vers 11 heißt es: Seht, hier ist die Bun­deslade des Herrn, dem die ganze Welt gehört! Die Priester werden sie vor euch her in den Jordan tragen. Sobald ihre Füße den Jordan berühren, wird das Wasser sich flussaufwärts stauen und wie ein Wall stehen bleiben.

 

Sie haben die wundersame Hilfe Gottes erst dann erfahren, als die Priester mit der Bundeslade die ersten Schritte ins Wasser getan haben.

 

Dazu war schon ein großes Vertrauen notwendig. Gott hatte ihrem Anführer Josua zwar das Versprechen gegeben, dass er ihnen auf unerwartete Weise helfen wird. Aber es war für die Träger der Bundeslade schon eine beachtliche Glaubensprobe, die ersten Schritte in den reißenden Fluss zu tun.


Man kann sich das lebhaft vorstellen, wie sie sich angeschaut haben. Wie sie die Stirn gerunzelt haben. Wie sie bei den ersten Schritten ins Wasser gezögert haben. Wie sie sich Sorgen gemacht haben, ob sie sich nun vor dem ganzen Volk blamieren würden. Kann man sich sehr gut vorstellen.

 

Sie haben es schließlich getan. Und sie haben Gottes Hilfe in außergewöhnlicher Weise erlebt. Aber diesen ersten Vertrauensschritt hat Gott von ihnen verlangt.

 


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Quelle: Adobe Stock


Was bedeutet das für uns? Gott schenkt uns seine Kraft nicht im Voraus. Wir müssen losgehen. Wir werden Gottes Hilfe immer erst in der konkreten Situation erfahren.

 

Das ist immer wieder eine große Anfechtung auch zu Beginn eines neuen Jahres: Wäre doch schön, wenn Gott uns einen vollge­packten Rucksack überreichen würde mit dem Segen für das ganze Jahr und mit genügend Kraft für alle Heraus­forderungen, die bis Silvester 2025 kommen mögen.

 

Wäre doch schön, wenn wir das auch noch fühlen könnten: „Ich habe die nötige Kraft für alles Schwierige bereits bei mir. Ich fühle mich stark. Ich fühle mit den Aufgaben gewachsen. Neues Jahr: Du kannst kommen!“

 

Aber so ist es ja gerade nicht. So oft fühlen wir uns verzagt, wenn wir daran denken, was alles auf uns zukommen könnte. So oft fühlen wir uns schwach. So oft kriegen wir weiche Knie, wenn wir einen schweren Gang oder eine knifflige Aufgabe vor uns haben. Und oft lässt uns Gott ja auch lange warten, bis wir sein Eingreifen und seine Hilfe endlich spüren können.

 

Nein, diesen vollgepackten Segens-Rucksack gibt Gott uns gerade nicht im Voraus. Wir werden Gottes Beistand immer erst in der konkreten Situation erfahren. Das hat er uns fest versprochen. Darauf können wir uns verlassen. Aber: Wir müssen losgehen. Die ersten Schritte hinein ins Wasser will Gott uns nicht ersparen.

 

Dietrich Bonhoeffer hat einmal einen wichtigen Grund genannt, weshalb das so ist: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.“ 

 

Das ist wohl der entscheidende Punkt: Mit einem Segens-Rucksack mit sämtlicher Kraft für das kommende Jahr hätten wir alles selber in der Hand. Und die Gefahr wäre riesengroß, dass wir uns das alles selber zuschreiben würden: „Ich schaffe das! Ich mach das mit links! Mir kann nichts passieren! Mich kann nichts mehr erschüttern!“

 

Vielleicht zeigt sich gerade darin die Weisheit Gottes, dass er uns diesen vollgepackten Segens-Rucksack ver­weigert. Aber im Grunde verspricht er uns etwas noch viel Besseres: „Wenn immer du mich brauchst, werde ich ganz nahe bei dir sein!“ 

 

In Psalm 23 ist das in einmaliger Weise in Worte gefasst: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich mich nicht. Denn du bist bei mir!“

 

Den vollgepackten Segens-Rucksack haben wir nicht. Wir müssen mit leeren Händen losgehen. Gott schenkt uns seine Kraft nicht im Voraus. Er mutet es uns zu, dass unsere Füße nass werden, wenn wir in den reißenden Fluss steigen. Aber wenn wir losgehen, haben wir diese wunderbare Zusage: Denn du bist bei mir!

 

Und wenn Gott bei uns ist, hat er natürlich immer auch alle Kraft mit dabei, die wir gerade brauchen. Und zugleich seine göttliche Weisheit, mit der auch knifflige Probleme gelöst werden können, wenn die Zeit reif ist.

 

Liebe Gemeinde, von hier aus verstehen wir auch den ersten Vers unseres Predigttextes besser: Das Volk sollte sich auf diesen besonderen Tag vorbereiten: Vers 5 Josua sprach zum Volk: „Reinigt euch und bereitet euch darauf vor, Gott zu begegnen! Morgen wird er vor euren Augen Wunder tun.“

 

Martin Luther hat den Vers so übersetzt: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun. „Heiligen“ bedeutet in der Bibel immer: Sich vorbereiten auf die Begegnung mit Gott. Sich nach Gott aus­strecken und nach seiner Hilfe. Etwas von ihm erwarten und nicht allein bleiben mit den eigenen Zweifeln und Bedenken.

 

Oft machen wir aber genau das Gegenteil: Wenn uns alles zu viel wird oder wenn die Aufgaben wie ein riesiger Berg vor uns stehen, ziehen wir uns oft genug ins eigene Schneckenhaus zurück. Wir verkriechen uns in unserem Zweifel. Manchmal hören wir auch auf zu beten, weil uns alles so schwierig vorkommt.

 

Josua fordert das Volk dazu auf, sich nicht in seinen Sorgen zu vergraben. Im Gegenteil: „Steht auf! Heiligt euch! Bereitet euch auf die Begegnung mit Gott vor!“

 

Und das heißt für uns: Haltet den Kontakt zu Gott lebendig. Lasst euch nicht vom Beten abhalten. Sucht die Gemeinschaft mit anderen Christen. Sucht euch Geschwister im Glauben, die mit euch beten können. Kommt zum Gottesdienst und lasst euch durch die Gemeinschaft mit den anderen ermutigen.

 

Gott gibt uns seine Kraft nicht Voraus, damit wir uns nicht auf uns selber verlassen. Er mutet uns die ersten Schritte ins kalte Wasser zu. Aber dann werden wir hoffentlich auch die Erfahrung seiner Hilfe machen: „Denn du bist bei mir!“ –

 

Zum Schluss noch eine Beobachtung zur Rolle der Priester beim Überqueren des Jordan: Die „Bundeslade“ war damals ein sorgfältig gestalteter Holzkasten: 130 cm lang. Und knapp 80 cm hoch und 80 cm breit. Auf jeder Seite ragten zwei Stangen heraus, um die Bundeslade zu tragen. Und im Inneren waren die Gesetzestafeln vom Berg Sinai.

 

Ich fand es in dieser Geschichte erstaunlich, dass es gerade die Priester mit der Bundes­lade waren, die zuerst in den Jordan steigen sollten. Und so wurde ihr Vertrauen in das Eingreifen Gottes zum Vorbild für die anderen.

 

Die Alternative wäre gewesen, dass Josua das ganze Volk ausfordert: „Los geht’s Freunde! Steigt in den Fluss! Gott wird uns auf wundersame Weise einen Weg zeigen!“

 

Wäre ja auch möglich gewesen. Josua hat sich für etwas anderes entschieden: Die Priester sollten mit der Bundeslade voraus gehen. Zugleich sollten sie mit ihrem Gottvertrauen das übrige Volk ermutigen, es ihnen gleich zu tun.

 

Was bedeutet das für uns? Nun, es gibt keinen stellvertretenden Glauben. Keiner kann für einen andern glauben. Gottvertrauen ist immer eine ganz persönliche Sache zwischen mir und Gott.

 

Aber: Manchmal sind Vorbilder eine Hilfe. Manchmal braucht man Ermutiger, um selber glauben zu können. Und manchmal braucht es solche „Voraus-Geher“, die es anderen leichter machen, das Wagnis des Glaubens einzugehen.

 

Und das sollten wir jetzt nicht auf die Pfarrer und Diakone beschränken: Nach evange­lischem Verständnis, sind alle Getauften, die in einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus leben, Priester im biblischen Sinne.

 

Wir alle dürfen solche „Voraus-Geher“ sein. Wir dürfen andere ermutigen, auf dem Weg des Glaubens weiterzugehen. Wir dürfen ihnen Lust machen auf ein Leben als Christ.

 

So war es ja auch bei Petrus, als er übers Wasser ging: Er hat Jesus auf dem Wasser gesehen. Und das hat ihm Mut gemacht, nun auch selber aus dem Boot zu steigen.

 

Wir sind nicht Jesus. Aber wir als Christen Salz der Erde und Licht der Welt. Damit auch Vorbilder und Voraus-Geher.

 

Das bedeutet nicht, dass wir als Christen nun perfekt sein müssten. Das bedeutet nicht, dass wir immer fest im Glauben stehen müssten und niemals zweifeln dürften. Darum geht es nicht. Ich habe es vorhin schon erwähnt, dass die Priester bei den ersten Schritten ins Wasser sich sicher ungläubig angeschaut haben.

 

Nein, wir müssen nicht perfekt sein. Wir müssen nicht ständig über jeden Zweifel erhaben sein. Aber wir dürfen Ermutiger sein. Wir dürfen anderen Lust machen auf den Glauben.

 

Und ich glaube, dass gerade in unserer Zeit, in der die Kirche so viel Gegenwind erfährt, Menschen wichtig sind, die Vorbilder sind. Die manchmal auch vorausgehen.

 

Die aber vor allem einladen und ermutigen können: Gott kann auch heute noch Wunder tun. Gott kann Hindernisse auch heute noch auf unerwartete Weise beseitigen. Gott kann uns die Kraft geben, dass wir auch in einem reißenden Strom sicher auf die andere Seite kommen.

 

Ob wir das immer alles trockenen Fußes schaffen, weiß ich nicht. Manchmal bekommen wir beim Weg durch den Jordan vielleicht nasse Füße. Manchmal vielleicht auch kalte Füße. Aber Gott hat uns versprochen, dass er uns sicher auf die andere Seite bringen wird. Amen.

  

Fürbittengebet & Vater Unser


Wir wollen jetzt Fürbitte halten und unsere Anliegen vor Gott bringen. Wir tun es oft so, dass wir im Gebet immer auch eine konkrete Bitte damit verbinden, wie Gott den Menschen helfen möge. Doch oft wissen wir nicht, was genau wir ihnen wünschen sollen. Deshalb nennen wir heute einfach nur Menschen in schwierigen Situationen und bringen sie vor Gott. Wir bitten Gott, dass er sich über sie erbarmt, befehlen wir sie zugleich der Weisheit Gottes an.

 

Allmächtiger Gott, wir bitten dich heute für alle, die in den kommenden Wochen einen schweren Gang vor sich haben:

 

Wir bitten dich für alle, die in ihrem Beruf gerade vor einer schier unlösbaren Aufgabe stehen.

 

Wir bitten dich für alle, die mit bangem Herzen an das Examen denken, das vor ihnen liegt.

 

Wir bitten dich für alle, die ihre Arbeit verloren haben und schon lange auf der Suche nach einer passenden Stelle sind.

 

Und wir bitten dich für alle, die eine neue Stelle angetreten haben, aber sich Sorgen machen, ob sie den Anforderungen gewachsen sein werden.

 

Großer Gott, wir möchten dir diese Menschen in ihrer schwierigen Situation anbefehlen. Erbarm dich über sie und lass sie deine Nähe spüren!


Wir bitten dich für alle, die schwer krank geworden sind und nicht wissen, ob sie noch einmal gesund werden können.

 

Wir bitten dich für alle, die nach einem schweren Unfall oder nach einem Schlaganfall ganz neu das Sprechen und Gehen lernen müssen.

 

Wir bitten dich für alle, die in eine Sucht geraten sind und nun den schweren Weg der Entziehung vor sich haben.

 

Und wir bitten dich für alle, die sich nach dem Tod eines lieben Menschen ganz neu orientieren müssen.

 

Großer Gott, wir möchten dir diese Menschen in ihrer schwierigen Situation anbefehlen. Erbarm dich über sie und lass sie deine Nähe spüren!

 

 

Wir bitten dich für alle, die schon lange um ihre Beziehung kämpfen und nicht wissen, ob sie noch einmal zusammenfinden oder auseinander gehen.

 

Wir bitten dich für alle, deren Firma in eine Krise geraten ist und die nicht wissen, ob sie den Konkurs abwenden können.

 

Wir bitten dich für alle, die sich um ein politisches Amt bewerben und den Wahlen mit bangem Herzen entgegensehen.

 

Großer Gott, wir möchten dir diese Menschen in ihrer schwierigen Situation anbefehlen. Erbarm dich über sie und lass sie deine Nähe spüren!

 

Vater Unser im Himmel ...


Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie diese Gedanken als hilfreich empfunden haben, können Sie den Text gerne mit Freunden oder Bekannten "teilen". Wenn Sie Fragen zum Thema haben oder ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, dürfen Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.


Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal

 

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