top of page

Schwerter zu Pflugscharen: Lediglich ein Traum? Oder ein Arbeitsauftrag? Oder ein Versprechen Gottes?

  • 10. Aug.
  • 12 Min. Lesezeit

Gottesdienst am 10. August 2025 in der Martin-Luther-Kirche in Staufen mit einer Predigt über Jesaja 2 Vers 1-5


ree

Quelle: Alamy

Begrüßung und Einstimmung


Einen wunderschönen guten Morgen: Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu unserem Gottesdienst begrüßen! Zur Einstimmung auf das Thema des Gottes­dienstes möchte ich Ihnen heute einen Witz erzählen:

 

Der kleine Sven fragt seinen Vater: „Papa, sag mal: Wie entstehen eigentlich Kriege?“ Der Papa gibt ihm zur Antwort: „Ja, mein Junge, die Sache ist so: Nehmen wir zum Beispiel an, England streitet sich mit Amerika über irgendetwas …“ Da unterbricht ihn die Mutter: „Red‘ doch keinen Unsinn, England und Amerika werden sich nicht miteinander streiten.“ Darauf der Vater, bereits mit einer etwas lauteren Stimme: „Das behaupte ich ja gar nicht! Ich will doch nur ein Beispiel anführen.“

 

Worauf die Mutter antwortet: „Mit solchem Unsinn verwirrst du dem Jungen nur den Kopf!“ – „Was behauptest du da? Ich würde seinen Kopf verwirren? Wenn es nach dir ginge, würde überhaupt nichts in seinen Kopf hineinkommen!“ „Was sagst du da? Ich verbitte mir, dass du in Anwesenheit unseres Sohnes so mit mir redest!“ Da ruft Sven dazwischen: „Danke, Papa! Ich glaube, jetzt weiß ich, wie Kriege entstehen!“ –

 

Schwerter zu Pflugscharen: Das ist leichter gesagt als getan. Aber darum geht es im Bibeltext, der uns für diesen Sonntag vorge­schlagen ist. Ich wünsche uns einen gesegneten Gottesdienst!


Gebet & Zuspruch   

 

Herr Jesus Christus, wir spüren es genau: Vieles müsste anders werden – bei uns und in der Welt. Aber so oft bleibt alles beim Alten. Auch die kleinen Schritte zum Frieden gelingen oft nicht. Wir spüren unsere Ohnmacht und unser Unvermögen.

 

Deshalb bitten wir dich: Gib uns neuen Glauben, neue Hoffnung und neuen Mut.

  

Herr Jesus Christus, vieles müsste anders werden – bei uns und in der Welt. Aber so oft bleibt alles beim Alten. Wir warten darauf, dass andere den ersten Schritt machen. Wir schieben anderen den schwarzen Peter zu und erwarten von ihnen, dass sie endlich einlenken.

 

Deshalb bitten wir dich: Gib uns neuen Glauben, neue Hoffnung und neuen Mut. Und hilf uns, bei uns selber anzufangen mit dem Frieden und mit der Versöhnung. Herr, erbarme dich!

 

Hört den Trost aus Gottes Wort: Jesus sagt: Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe. Das ist mein Gebot, dass ihr euch unterein­ander liebt, wie ich euch liebe. Amen. (Johannes 15, 9 + 12)


Tagesgebet 

 

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens:

dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,

dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,

dass ich verbinde, da, wo Streit ist,

dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,

 

dass ich den Glauben bringe,

wo der Zweifel drückt,

dass ich die Hoffnung wecke,

wo Verzweiflung quält,

dass ich ein Licht anzünde,

wo die Finsternis regiert,

dass ich Freude mache,

wo der Kummer wohnt. Amen.

 

Predigt über Jesaja 2 

 

1 Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem: 2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzu­laufen, 3 und viele Völker werden hingehen und sagen: „Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!“ Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.

 

4 Und Gott wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. 5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

 

Liebe Gemeinde, vor zwei Wochen haben in der französischen Stadt Limoges mehr als 100 vermummte und bewaffnete Angreifer fahrende Autos attackiert und sich heftige Auseinan­dersetzungen mit der Polizei geliefert. Bei den Randalen hatten etwa 100 Personen eine Autobahn blockiert und Fahrzeuge ange­griffen. Die vermummten Personen waren mit Molotowcocktails, Feuerwerkskörpern, Steinen, Eisenstangen und Baseballschlägern bewaffnet. Die Sicherheitskräfte setzten unter anderem Tränengas ein, um die Menge aufzu­lösen. Bei dem Einsatz seien neun Beamte verletzt worden.

 

Passiert vor zwei Wochen in Frankreich 350 Kilometer südlich von Paris. Aber wir kennen solche Situationen leider auch aus unserem eigenen Land. Meine Frage ist: Was bedeutet in solchen Situationen dieses bekannte Bibelwort „Schwerter zu Pflugscharen“? Muss man als Christ bei der Polizei oder in der Politik solche Jugend­lichen einfach gewähren lassen? Oder darf die Polizei notfalls auch Gewalt anwen­den, um die Randalierer zurückzuhalten?

 

Ich glaube, man spürt sehr deutlich: Auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten!

 

Szenenwechsel: Seit über drei Jahren wird die Ukraine von Russland mit einem mörderischen Angriffskrieg überzogen. Von Anfang an wird die Ukraine auch von Deutschland mit Waffen unterstützt, um sich gegen den Aggressor zu verteidigen.

 

Für viele Christen in unserer Kirche, die sich jahrzehntelang gegen jede Form der Gewalt und für die Abschaffung der Bundeswehr ein­gesetzt haben, war das eine bittere Einsicht: Offenbar gibt es Situationen, in denen man mit Verhandlungen oder passivem Widerstand nicht weiterkommt.

 

Was bedeutet in dieser Situation dieser bekannte Bibelvers: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen“?

 

Einfache Antworten im Schwarz-Weiß-Schema verbieten sich auch hier. Wie sollen wir uns als Christen in dieser Situation verhalten? Was sagen wir engagierten Christen bei der Bundes­wehr, bei der Polizei oder in der Politik, wenn sie uns fragen?

 

Ich möchte versuchen, vom heutigen Predigt­text her drei Dinge zu sagen. Wohl wissend, dass man in einer einzelnen Predigt diese großen Themen nur ansatzweise behandeln kann.

 

1) Zunächst das eine, was unser Text zu diesem Thema sagt: Den großen, weltumspannenden und vor allem dauerhaften Frieden kann allein Gott schaffen.

 

Was Menschen mit politischen Mitteln schaffen können, sind immer nur einzelne Bereiche, in denen sie den Frieden befördern können. Den umfassenden und vor allem dauerhaften Frieden kann allein Gott schaffen.

 

Wir Menschen können immer nur den „kleinen Frieden“ schaffen. Und selbst dieser Friede ist immer wieder bedroht von neuem Streit und vom erneuten Ausbruch eines Krieges. Den großen und umfassenden Frieden vermag allein Gott zu schaffen – nach seiner Verheißung am Ende der Zeiten.

 

Der Prophet Jesaja hat letzteres im Blick: den „großen Frieden“, den nur Gott schaffen kann. Jesaja hat etwas „geschaut“, heißt es im Text. Das ist mehr, als wenn heute eine Gemeinde oder eine Firma eine „Vision“ haben.

 

Natürlich sind solche großen Ziele wichtig für eine Gemeinde oder für eine Firma. Denn solche Visionen können eine Menge Energie und Motivation freisetzen. Aber keiner kann sagen, ob man diese „Vision“ am Ende auch wirklich umsetzen kann. Schon manche großen Pläne und manche großen Visionen sind im Sande verlaufen.

 

Bei Jesaja ist das anders: Er träumt nicht einfach nur von einer besseren Welt. Gott selber lässt ihn einen Blick in die Zukunft machen. Gott weiht ihn gewissermaßen in seine verborgenen Pläne ein. Er zeigt ihm, dass es am Ende der Zeit nicht ein riesen­großes Durcheinander gibt auf dieser Welt.

 

Nein, am Ende der Zeit geschieht etwas ganz Unglaubliches – sagt Gott: Da wird das kleine Volk Israel zum Zentrum des Weltgeschehens – quasi zum Nabel der Welt. Die Völker werden nach Jerusalem ziehen – aber nicht, um dort Urlaub zu machen. Auch nicht, um dort die alten Stätten anzuschauen. Sondern um den lebendigen Gott um Rat zu fragen:

 

„Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!“ Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.

 

Liebe Gemeinde, im Moment sagen wahr­scheinlich viele: „Das ist verrückt. Das ist doch unmög­lich! Wie soll das zugehen?“ Oder: „Dieser Jesaja hat doch einen Spleen, so etwas zu hoffen! Und das gerade in Jerusa­lem, wo sich viele Konflikte der Welt in geballter Form zuspitzen!“

 

Aber das ist eben der Unterschied: Jesaja träumt nicht einfach von einer besseren Welt. Gott selber macht das: Das, was wir Menschen niemals schaffen können, das bringt Gott zuwege. Darauf dürfen wir hoffen! Darauf dürfen wir fest ver­trauen! Gott kriegt das schon hin: Am Ende steht nicht das Chaos! –

 

In New York steht im Garten des UN-Haupt­gebäudes diese bekannte Bronze-Skulptur, die auf den Vers aus Jesaja 2 Bezug nimmt. Die Sowjetunion hatte diese Skulptur bereits im Jahr 1959 der damaligen UNO geschenkt.

 

ree

 

Das war übrigens eine spannende Geschichte, an die ich Herrn Putin in diesen Tagen gerne erinnern würde: Die Bronzestatue stammt von dem russischen Künstler Jewgeni Wutsche­titsch. Er hat das Kunst­werk im Jahr 1958 ursprünglich für die Tretjakow-Galerie ange­fertigt, einer der bedeutendsten Kunst­sammlungen Russlands.

 

Ein Jahr später, 1959 – mitten im kalten Krieg – schenkte der damalige sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow die Skulptur der UNO. Es sollte ein Zeichen sein für den Wunsch einer friedlichen Koexistenz Russlands mit dem Westen.

 

Wie ernst das damals mit dem Frieden wirklich gemeint war, steht auf einem anderen Blatt: Ich fand es aber bemerkenswert, dass die Statue gerade aus Russland stammt.

 

Sie zeigt einen Mann, der ein Schwert zu einem Pflug umschmiedet. Und sie trägt den Titel – in englischer Sprache: „Wir sollen unsere Schwerter in Pflugscharen um­schmieden.“ Ein Zitat aus unserem Predigttext. Allerdings ist dieses Zitat leicht abgewandelt. Ist Ihnen der Unterschied aufgefallen?

 

In New York heißt es: „Wir sollen unsere Schwerter in Pflug­scharen umschmieden.“ Bei Jesaja heißt es: „Da werden sie ihre Schwer­ter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

 

In New York ist es eine Aufforderung – in der Prophezeiung von Jesaja ist es ein Zustand: Da hat Gott bereits eine völlig neue Situation geschaffen. Es geht nicht nur darum, keine Waffen mehr zu verwenden. Nein, die Menschen haben sich verändert!

 

Die Völker, die dort nach Jerusalem pilgern, haben sich zu Gott bekehrt: Sie wollen nur noch auf den einen wahren Gott hören. Sie wollen nur noch dem einen wahren Gott dienen und nach seinen Geboten leben.

 

Jesaja beschreibt hier ein großes Friedens­reich auf dieser Welt, wenn auch das Böse im Menschen besiegt sein wird. Und genau das ist der entscheidende Punkt: Gott selber muss den Schalter im Menschen umlegen. Gott selber muss uns ein neues Herz schenken. Er muss neue Menschen aus uns machen.

 

Erst dann können wir wirklich auf sämtliche Waffen verzich­ten. Denn dann gibt es keine Krawallmacher mehr. Keine Selbstmord-Attentäter. Keine „Schurkenstaaten“, keine Terrorgruppen und keine Dikta­toren, denen das Leben ihrer Bürger völlig gleichgültig ist.

 

Dann brauchen wir tatsächlich keine Bundes­wehr mehr. Keine Blauhelm-Soldaten und auch keine bewaffnete Polizei. Dann hat Gott etwas ganz Neues geschaffen!

 

Liebe Gemeinde, das ist der „große Friede“, den Gott selber heraufführen wird am Ende der Zeiten. Und zwar dadurch, dass er die Menschen von innen heraus verändert.

 

Ich glaube, es ist utopisch, wenn wir meinen, das Gute würde sich mit der Zeit schon von selbst immer mehr durchsetzen. Ich glaube, es ist utopisch, wenn man meint, die Menschen könnten aus eigener Kraft ein umfassendes und dauerhaftes Reich des Friedens auf der ganzen Welt aufrichten – völlig ohne Waffen.

 

Wer das behauptet, der nimmt die Wirklichkeit des Bösen nicht ernst: Jeder Friede, den wir als Menschen zuwege bringen, bleibt immer bedroht. Immer kann sich das Böse im Menschen plötzlich wieder Bahn brechen – auch mitten in einer Friedenszeit!

 

2) Damit sind wir beim zweiten Punkt, der den ersten an einer wichtigen Stelle ergänzt: Wir Menschen können zwar immer nur den „kleinen Frieden“ schaffen. Aber für diesen „kleinen“ Frieden sollen wir uns mit aller Kraft einsetzen.

 

Es gibt in der evangelischen Kirche an dieser Stelle keine einheitliche Position: Es gibt Christen, die auch angesichts des Ukraine­krieges vehement einen radikalen Pazi­fismus fordern – unter Bezug auf Jesus und unter Bezug auf unseren heutigen Predigttext. Ich finde: Dann ist aber wirklich jede Gewaltan­wendung untersagt – auch solche, die dem Schutz von Hilflosen dient.

 

Neben dieser pazifistischen Linie gibt es aber auch die andere Position innerhalb unserer Kirche: Es kann Situationen geben, in denen ein Staat durch seine Polizei oder durch seine Soldaten zum Schutz von Schwächeren Gewalt anwenden muss. Und das ist dann kein Verrat an der Botschaft der Bibel.

Allerdings wird es in diesem Bereich immer nur Ermessens-Entscheidungen geben. Mit Schwarz-Weiß-Antworten kommt man nicht weiter:

 

Ist es richtig, nun auch Langstrecken-Raketen an die Ukraine zu liefern, die Ziele in Russland angreifen können? Denn solche Raketen sind nicht nur Verteidigungswaffen.

 

Oder: War es richtig, dass Israel und schließ­lich auch die USA Ziele im Iran angegriffen haben, um den Bau einer Atombombe zu verhindern?

 

Oder: Wie weit reicht das Recht der Selbstver­teidigung Israels im Kampf gegen die Hamas? Darauf gibt es keine pauschalen Antworten: Bis hierher ist es zu verantworten und ab hier ist es falsch.

 

Altbundespräsident Joachim Gauck hat vor wenigen Tagen bei Markus Lanz die Kriegs­führung Israels im Gazastreifen als völlig unverhältnismäßig kritisiert. Zitat Joachim Gauck: „Es ist für mich ein unverantwortliches Handeln. Und es ist für mich deshalb unverant­wortlich, weil es nicht verhältnismäßig ist. Weil zu viel Leid über zu viele Unschuldige gebracht wird, um Schuldige zu bestrafen.“

 

Dieser Beurteilung von Gauck würde ich zustimmen und viele andere sicher auch. Allerdings wird es in diesem Bereich immer nur Ermessens-Entscheidungen geben, wie weit ein Staat gehen darf, wenn er militärische Gewalt anwendet, um sich zu verteidigen.

 

Auf der anderen Seite – und das sollten wir auch nicht vergessen – haben wir ja auch in unse­rem eigenen Land die Erfahrung gemacht, dass gerade die gewaltfreien Demonstra­tionen 1989 tatsächlich zur großen Wende geführt haben.

 

Bereits im Jahr 1980 wurde in der damaligen DDR von Pfarrer Harald Bretschneider jener bekannte Slogan entworfen „Schwerter zu Pflugscharen“. Als Aufnäher auf Jacken und Taschen wurde dieses Motto in den folgenden Jahren zum Symbol der Friedensbewegung in der DDR. Und man hatte schließlich Erfolg – auf gewaltfreiem Weg.

 

ree

„Schwerter zu Pflugscharen“: Solche Visionen können also doch ungeahnte Kräfte freisetzen. Aber daraus zu schließen, für Christen in politischer Verantwortung gäbe es immer nur den einen pazifistischen Weg ohne die Anwendung von Waffen, wäre aus meiner Sicht auch nicht sachgemäß.

 

Wir sollten die Wirklichkeit des Bösen in dieser Welt ernst nehmen. Was wir Menschen erreichen können, ist immer nur der kleine Frieden. Und der ist immer wieder bedroht von neuem Streit und von neuen Auseinander­setzungen. Den großen und umfassenden Frieden vermag allein Gott zu schaffen – nach seiner Verheißung am Ende der Zeiten.

 

3) Bleibt noch die allerletzte Frage, was unser Bibeltext heute für uns ganz persönlich bedeutet: „Schwerter zu Pflugscharen“: Was bedeutet das für unser Zusammenleben mit anderen Menschen?

 

Ich finde: Es ist ja leicht, über die große Politik zu diskutieren oder die Versöhnung mit Menschen zu fordern, die weit weg sind. Da ist die Versöhnung mit dem Nachbarn auf der anderen Seite des Gartenzaunes meistens hundertmal schwieriger.

 

Ich möchte dazu an dieser Stelle gar nicht mehr viel sagen, sondern mit Gedanken aus einer Andacht schließen, die ich im Internet gefunden habe:

 

Jeder einzelne von uns ist zur Abrüstung aufgefordert:


Wir sollen das große Schwert unserer Zunge umschmieden, damit es nicht durch unbedachte Worte verletzt.


Wir sollen das scharfe Messer der Rechthaberei umschmieden, damit andere mit ihrer Sicht auch zum Zug kommen.


Und wir sollen die spitze Lanze der üblen Nachrede umschmie­den: Wir sollen Gutes von anderen reden und sie segnen. 


„Da werden sie ihre Schwerter zu Pflug­scharen und ihre Spieße zu Sicheln machen“: So wird es einmal sein am Ende der Zeiten. Im Umgang mit unseren Mitmenschen sollen wir das aber heute schon praktizieren. Amen.

 

Fürbittengebet & Vater Unser   

 

Treuer Gott, wenn wir in unsere Welt schauen, sehen wir jeden Tag so viel Unfrieden und Streit. Wir sehen Kampf und Krieg an so vielen Orten. Wir sehen Menschen, die ihr Leben lassen mussten oder wegen einem Krieg auf der Flucht sind. Und wir seufzen darüber, ob das denn niemals aufhört.

 

Wir danken dir für deine große Verheißung, dass du deinen Plan mit dieser Welt auch wirklich zum Ziel bringen wirst. Wir danken dir, dass am Ende nicht das Chaos steht, sondern deine neue Welt in Frieden und Gerechtigkeit.

 

Wir bitten dich: Lass uns dein großes Ziel im Blick behalten. Und bewahre uns vor Resignation und vor Tatenlosigkeit.

 

 

Vater im Himmel, wir bitten dich für unsere Politiker: Schenke ihnen Weisheit und Einsicht, in den oft so ver­worrenen Situationen dennoch gute Entscheidungen zu treffen. Schenke ihnen Initiativgeist und Mut, damit sie alles Menschenmögliche tun, was dem Frieden dient.

 

Wir bitten dich aber auch für alle, die ihre Macht miss­brauchen; die andere zum gewaltsamen Kampf aufrufen und oft schon in Kinderherzen den Hass auf andere Menschen säen: Herr, wehre du ihrem bösen Treiben. Lass nicht zu, dass sie immer noch mehr Menschen ins Unheil stürzen.


Vater im Himmel, vor dir denken wir auch an die jüngsten Krawalle in Frankreich: Herr, wir sind erschreckt und entsetzt, welche Wut und welche Aggression sich da plötzlich entlädt.

 

Wir bitten dich für solche jungen Menschen auch in unserem Land: Lass sie aufwachen aus ihrer Verblendung. Zeige ihnen ein Ziel für ihr Leben, für das es sich wirklich zu leben lohnt.

 

Führe sie mit Menschen zusammen, die ihnen Wertschätzung entgegenbringen und sie auf dich und auf deine Liebe hinweisen können.

 

Hilf, dass die Polizei und die politisch Verant­wortlichen besonnen und mit Weitsicht rea­gieren und hilfreiche Schritte zur Beruhigung der Lage gehen können.

 

Vater im Himmel, wir bitten dich heute auch für alle, die in diesen Tagen Urlaub machen können: Schenke Erholung nach Geist, Seele und Leib. Lass den Urlaub auch eine Zeit der Besinnung sein und eine Zeit der intensiveren Begegnung in den Familien.

 

Sei aber auch bei denen, die arbeiten müssen oder in der Pflege von Familienangehörigen gefordert sind: Schenke ihnen Kraft und Liebe für ihren oft so anstrengenden Dienst.

 

Alles, was uns ganz persönlich bewegt, das sagen wir Gott mit den Worten, die uns Jesus zu beten gelehrt hat: Vater unser im Himmel …

   


Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie diese Gedanken als hilfreich empfunden haben, können Sie den Text gerne mit Freunden oder Bekannten "teilen". Wenn Sie Fragen zum Thema haben oder ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, dürfen Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.


Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal

 

Kommentare


bottom of page