Wegschauen von seinen Sorgen mit Bildbetrachtung Caspar D. Friedrich
- 7. Sept. 2024
- 13 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Okt. 2024
Gottesdienst am 8. September 2024 in Staufen mit Gedanken zu Hebräer 12, 2 und zwei Gemälden von Caspar David Friedrich, dessen 250. Geburtstags wir am 5. September begangen haben.

Begrüßung & Einstimmung:
Einen wunderschönen guten Morgen! Ich möchte Sie alle ganz herzlich zum Gottesdienst begrüßen. Wir möchten heute auch ein bisschen Geburtstag feiern. Denn am vergangenen Donnerstag hatte eine wichtige Person Geburtstag: Nicht den 80. und auch nicht den 90. Geburtstag. Sondern den 250. Geburtstag. Wer kennt die Person?
Es geht um Caspar David Friedrich: Sein 250. Geburtstag wird in diesem Jahr von vielen Museen und Kunsteinrichtungen gefeiert. Und Sie sehen zu diesem Anlass bereits ein Gemälde von Caspar David Friedrich hier vorne auf der Leinwand.
Auf den ersten Blick ist es lediglich ein ganz normales Landschaftsgemälde: So hat man es zur Zeit des Künstlers vor über 200 Jahren ziemlich oft gesehen. Titel des Bildes: Böhmische Landschaft mit dem Berg Milleschauer aus dem Jahr 1808. Der Milleschauer ist der höchste Berg im Böhmischen Mittelgebirge im Norden Tschechiens. Er wird auch Donnersberg genannt.
Bevor ich Ihnen meine Gedanken zu dem Bild sage, würde ich gerne gemeinsam mit Ihnen auf Entdeckungsreise gehen. Was sehen Sie? Was fällt Ihnen bei dem Bild auf? –
Ich war vor einem Jahr in der Staatsgalerie in Stuttgart und habe dieses Bild zum ersten Mal gesehen. Es machte auf mich einen angenehmen Eindruck, aber auf den ersten Blick war es nichts Besonders. Doch dann las ich die Beschreibung des Bildes dort in der Stuttgarter Staatsgalerie und wurde immer neugieriger: „Das Bild verbirgt einen tieferen Sinn: Die beiden Eichbäume im Mittelgrund bilden ein Tor. Der lange Weg eines Wanderers würde nur auf beschwerlichen Pfaden zum höchsten Gipfel führen, um dort sein Ziel im höchsten Glanz des Lichtes zu finden. In dem tiefgründigen Naturbild des großen Romantikers ist eine Parabel von Leben, Tod und Erlösung des Menschen verborgen.“
So ist es auf der Bildbeschreibung in der Staatsgalerie Stuttgart zu lesen. Und das hat mich natürlich neugierig gemacht.
Wir werden nachher noch einmal auf das Bild zurückkommen: Caspar David Friedrich war ein zutiefst religiöser Mensch. Berge waren für ihn oft Symbole für Gott. Und für das geistige Ziel, dem die Menschen im Leben nachstreben sollen. Der Vordergrund ist dunkel gehalten – im übertragenen Sinne das tägliche Leben mit vielen Beschwernissen. Den beträchtlich größeren Teil des Bildes nimmt aber der Himmel ein. Und auf dem Gipfel des Berges spiegelt sich das Licht der Sonne.
Der Künstler hatte kein leichtes Leben: Seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war. Mit 13 Jahren verlor er seinen Bruder: Dieser starb in seinem Beisein, als das Eis eines Weihers brach. Dazu hatte er von Natur ein eher schweres Gemüt.
Umso erstaunlicher die positive, freundliche Atmosphäre dieses Gemäldes. Ich möchte damit das Thema der Predigt heute verbinden: Wir sollen immer wieder wegschauen von unseren Sorgen hin zu Gott. Wir dürfen immer wieder wegschauen von einem Beschwerlichen, weil Gott für uns sorgt.
Darum soll es gehen. Ich wünsche uns einen gesegneten Gottesdienst!
Gebet & Zuspruch:
Vater im Himmel, wir danken dir für diese wunderbare Zusage, dass du für uns sorgen willst.
Wir danken dir für die Gewissheit, dass du unsere Bedürfnisse ganz genau kennst, unsere Wünsche, unsere Sehnsucht, alles Schwere und alles Belastende.
Wir danken dir, dass du unsere Anliegen kennst, noch bevor wir dich darum bitten.
Und wir danken dir, dass du viele Mittel und Wege hast und sich dir oft unerwartete Türen auftun.
Vater im Himmel, und trotzdem kriegen wir unsere Sorgen so oft nicht aus dem Kopf.
Wir können es oft nicht verhindern, dass sie uns bis in den Schlaf folgen.
Wir laden unsere Sorgen bei dir ab – und nehmen sie hinterher gleich wieder mit.
Wir rühmen deine Weisheit – und meinen dennoch oft selber viel besser zu wissen, was gut ist für uns.
Wir bitten dich: Stärke unser Vertrauen in dich.
Lass uns immer wieder erfahren, wie schön es ist, wenn Sorgen von uns abfallen.
Hilf uns aber auch, geduldig zu warten, bis deine Stunde gekommen ist.
Herr, erbarme dich!
Paulus schreibt im Philipperbrief: (4, 6f)
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Predigt mit Bildbetrachtung:
Liebe Gemeinde, alle Jahre wieder – kommt nicht nur das Christuskind. Alle Jahre wieder kommt im Gottesdienst auch das Thema „Sorgen“ dran. Immer am 15. Sonntag nach Trinitatis ist dieses Thema vorgeschlagen. Und dazu passt auch der Wochenspruch: „Alle eure Sorgen werft auf Gott, denn er sorgt für euch.“
Als mich meine Frau fragte, welcher Bibeltext am Sonntag denn dran sei, war ich nicht gerade begeistert: Die bekannten Worte Jesu über das Sorgen aus der Bergpredigt. Ein wunderschöner Text, gar keine Frage. Aber wenn man als Pfarrer jedes Jahr etwas dazu sagen soll, ist das nicht einfach. Vor allem, wenn es nicht immer das Gleiche sein soll.
Meine Begeisterung hielt sich also in Grenzen. Bis ich mich an den 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich in der vergangenen Woche erinnerte. Und an das Buch, das ich im Urlaub über den Maler gelesen habe. Dann wurde es richtig spannend: An diesen Gedanken möchte ich Sie jetzt ein bisschen teilhaben lassen …
Auf das Titelbild mit der böhmischen Landschaft werde ich am Ende der Predigt noch einmal zurückkommen. Zunächst möchte ich noch ein zweites Bild von Caspar David Friedrich mit Ihnen betrachten und bedenken:
Es ist auf den ersten Blick ein ausgesprochen trauriges Bild. Es trägt den Titel: „Trauerszene am Strand“ aus dem Jahr 1799. Also ein eher frühes Bild. Der Künstler war 25 Jahre alt. Ich möchte Sie bitten, das Bild einen Moment auf sich wirken zu lassen …

Das Thema liegt auf der Hand: Eine Frau trauert um ihren verstorbenen Mann oder Sohn. Voller Trauer hat sie ihren Kopf auf ihren Arm gestützt. Den anderen Arm hat sie um ihr Kind neben sich gelegt, das genauso traurig ist wie sie.
Auf dem Boden liegt ein Wanderstock und ein Hut: Wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass die Lebensreise dieser Person, die vor ihr auf dem Boden liegt, zu Ende gegangen ist. Hinter der Frau erkennt man einen dürren Baumstumpf: Lauter kahle Äste ohne ein einziges Blatt. Der Tod dieses geliebten Menschen hat alles Lebendige aus ihrem Leben weggenommen.
Frage: Wie wirkt das Bild auf Sie? Was sehen Sie noch? Was ist die Botschaft des Bildes?
Auf den ersten Blick ein durch und durch trauriges Bild. Damit gibt sich der Künstler aber nicht zufrieden: Rechts im Bild sieht man ein Kreuz, das mit Efeu geschmückt ist. Rechts neben dem Kreuz hat er ein Grab oder einen Sarg gemalt. Und die Efeuranken wachsen von dem Sarg zum Kreuz hin.
Künstlerisch und ästhetisch vielleicht nicht das gelungenste Bild von Caspar David Friedrich. Aber die Botschaft finde ich richtig gut und berührend: Auch Angesichts des Todes haben wir als Christen eine Hoffnung: Das Kreuz Jesu erinnert uns daran, dass Gott uns gerade auch im Leiden nahe ist. Dass Jesus uns auch in der Trauer versteht und uns Kraft gibt, das alles durchzustehen.
Das Kreuz mit den Efeuranken steht zugleich für die Auferstehung. Für das neue Leben, das Gott uns durch die Auferstehung Jesu schenkt. Für die Hoffnung auf das ewige Leben. Aber auch für die Ermutigung, dass man sich im Vertrauen auf Gott jetzt schon neu dem Leben zuwenden kann.
Helmut Börsch-Supan ist ein großer Kenner von Caspar David Friedrich. Er hat mit 90 Jahren gerade ein großes Buch über den Maler herausgegeben – pünktlich zum 250. Geburtstag.
Er hat beobachtet, dass „Sehen und Nichtsehen“ bei dem Künstler eine zentrale Rolle spielt. Man dürfe deshalb damit rechnen, dass Caspar David Friedrich hinter dem, was das leibliche Auge sehen kann, Botschaften versteckt hat, die man nur mit dem geistigen Auge sehen und verstehen kann.
Der Maler hat es selber einmal so ausgedrückt: „Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehst dein Bild. Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, dass es zurückwirke auf andere von außen nach innen.“ (Börsch-Supan, 22)
Auf diese Weise sind viele seiner Bilder entstanden: Er hat zunächst mit dem geistigen Auge Dinge wahrgenommen. Und aus diesen Eindrücken hat er seine Bilder gestaltet.
Sehen und Nichtsehen ist auch das große Thema dieses Bildes „Trauerszene am Strand“: Obwohl das Kreuz mit den Efeuranken deutlich sichtbar hinter der trauernden Mutter steht: Sie schaut in die andere Richtung und sieht es deshalb nicht. Sie sieht nur noch ihr Leid und ihren Schmerz und die zerstörten Hoffnungen. Und sonst nichts mehr.
Was müsste sie tun, um wieder neu Hoffnung und Zuversicht schöpfen zu können? Sie müsste wegschauen von ihrem Leid. Sie müsste sich umdrehen und sich dem Kreuz zuwenden. Dann wäre ihre Trauer und ihr Schmerz zwar nicht schlagartig verflogen. Aber sie würde merken, dass Gott sie im Schmerz nicht allein lässt. Und sie könnte lernen, dass es auch ein Leben jenseits von Leid und Schmerz gibt.
Sie müsste wegschauen von ihren Sorgen: Das ist für mich die entscheidende Botschaft dieses Bildes. Und genau das ist in einem Vers im Hebräerbrief so beschrieben: „Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“
Das ist für mich zugleich auch das entscheidende Mittel und „Rezept“ gegen die Sorgen, die uns das Herz schwermachen: Aufsehen zu Jesus Christus. Den Blick auf Jesus richten, der uns auch in den dunklen Tälern des Lebens nicht allein lässt.
Aufsehen zu Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Dieses Aufsehen zu Jesus ist aber zugleich mit einem Wegschauen verbunden: Wegschauen von unseren Sorgen, die uns in Beschlag nehmen wollen. Und zugleich hinschauen auf Jesus und auf Gott, der für uns sorgt. Die Frau müsste wegschauen von ihrer Trauer. Sie müsste zum Kreuz hinschauen: auf Jesus Christus. Er ist der Anfang und die Grundlage unseres Glaubens. Er ist zugleich unsere Hoffnung – für die Ewigkeit, aber auch jetzt schon in diesem Leben. -
Wegschauen von unseren Sorgen. Und zugleich aufschauen zu Jesus Christus. Hinschauen zu seinem Kreuz, weil dort Hoffnung und Hilfe zu finden ist: Wenn das nur immer so einfach wäre! Ich denke, beim Thema Sorgen sind wir alle ausgewiesene „Fachleute“: Jeder weiß, wie schmerzhaft das ist, wenn einem die endlose Gedankenmühle nachts den Schlaf raubt.
Jeder weiß, wie sich das anfühlt, wenn es einem schon morgens einen Stich ins Herz gibt: Wie wird das alles noch werden mit meiner Krankheit? Wie wird es weitergehen mit meiner Ehe? Kann der Konflikt mit meinen Kindern irgendwie gelöst werden? Wo finde ich endlich einen Arbeitsplatz, der für mich passt? Und so weiter.
Beim Thema Sorgen sind wir alle Fachleute – aus eigener Anschauung und aus eigener Erfahrung. Und als Christen sind wir zugleich Fachleute darin, dass wir wissen: „Es ist nicht gut, dass man sich ständig über alles Sorgen macht. Und es ist auch nicht gut, sich von den Sorgen zermürben zu lassen, weil doch Gott für uns sorgt.“
Aber obwohl wir auch im Umgang mit unseren Sorgen Fachleute sind, fällt es uns im Alltag dennoch immer wieder so schwer, mit dem Sorgen aufzuhören. Deshalb ist es sicher eine gute Idee, dass unsere Kirche dieses Thema mindestens einmal im Jahr vorschlägt. Meine Empfehlung, meine Botschaft in diesem Jahr ist dieses Wegschauen von den Sorgen und das Hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens.
Dazu möchten wir jetzt noch einmal das Gemälde vom Anfang des Gottesdienstes anschauen: die böhmische Landschaft mit dem Berg Milleschauer: Den Kontrast von Hell und Dunkel hatten wir schon beobachtet: Der Vordergrund im unteren Teil des Gemäldes ist fast vollständig im Schatten. Dafür ist der obere Teil des Bildes umso heller. Das warme Licht der Abendsonne verbreitet eine angenehme Atmosphäre. Man kann sich gut vorstellen, welch gute Aussicht sich oben auf dem Berg bietet.

Und dann die beiden Bäume in der Mitte des Bildes: Die Äste bilden eine deutlich erkennbare Pforte. Es ist die Einladung, aus dem Dunklen ins Licht zu gehen. Von den drängenden Sorgen wegzuschauen auf den Berg – für Caspar David Friedrich immer wieder auch ein Symbol für Gott und für die Nähe Gottes. In der Großaufnahme kann man gut den hellen Lichtkegel auf der Spitze des Berges erkennen.
Aufsehen zu Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Und zugleich wegschauen von seinen Sorgen: Warum ist das so wichtig?
1) Den einen Gedanken hatten wir schon bei dem Bild mit der trauernden Frau: Wer in seiner Not und in seinen Sorgen wegschaut zum Kreuz, wird daran erinnert, dass er auch in allem Schweren im Leben nicht allein ist.
Wenn immer wir vom Leben gebeutelt sind, wenn immer wir uns vielleicht auch von Gott verlassen fühlen, werden wir daran erinnert, dass das Kreuz Jesu direkt neben uns steht.
Wir glauben an einen Gott, der unsere Nähe sucht. Wir glauben an einen Erlöser, der uns auch in den Tiefen des Lebens nicht alleine lässt. Das ist unser Trost, wenn die Sorgen riesengroß werden!
2) Beim Wegschauen von seinen Sorgen und Hinschauen auf Jesus Christus geschieht aber noch etwas anderes: Man sieht seine Sorgen plötzlich in einem anderen Licht.
Im Angesicht des Kreuzes kann man seine eigene Not anders einordnen. Aber was noch wichtiger ist: In der Begegnung mit Jesus erkennen wir vielleicht Dinge, die viel wichtiger sind als unsere Sorgen.
Sorgen entfalten ja meistens eine unheimliche Sogwirkung: Sie nehmen unseren Blick gefangen. Sie ziehen uns in ihren Bann. Sie ziehen die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Und je mehr wir uns darauf einlassen, umso größer werden sie.
Wenn man sich dieser Sogwirkung der Sorgen nicht mit aller Kraft entgegensetzt, hat man irgendwann das Gefühl: „Ich bin der ärmste Mensch auf der ganzen Welt. So schlimm wie mir geht es sonst niemand auf der Welt. Warum habe gerade ich immer so viel Pech im Leben?“
Ich karikiere ein bisschen: Aber so ist es doch oft. Die Sorgen sind immer lauter als alles andere. Und sie haben die Eigenschaft, dass sie uns immer ganz in Beschlag nehmen. Und je mehr wir uns allein auf die Sorgen fixieren, umso mächtiger und bedrohlicher werden sie.
Umso wichtiger ist deshalb auch dieses Wegschauen. Und zugleich das Hinschauen zu Jesus Christus. Dann sind die Sorgen immer noch da. Ich will die ja gar nicht klein reden. Aber ich entdecke vielleicht, dass es Dinge gibt, die noch wichtiger sind als unsere Sorgen: Denn vielleicht braucht mich Gott bei einem Dienst oder bei einer Aufgabe, die ich bisher – vor lauter Beschäftigung mit meinen Sorgen – gar nicht im Blick hatte.
Wenn man sich darauf einlässt, geschieht manchmal etwas ganz Wichtiges: Je mehr ich diese neue Aufgabe oder diesen neuen Dienst in den Blick nehme, je mehr ich mich darauf konzentriere, umso mehr verlieren meine bisherigen Sorgen ihre Mächtigkeit und ihre Bedrohlichkeit.
Für mich ist das eines der entscheidenden Mittel gegen das Sorgen. Und so ist es ja auch im Hebräerbrief beschrieben: „Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“
Genau das gleiche Thema hat übrigens auch Jesus in seinen berühmten Text über das Sorgen angeschnitten. Ich finde, das kann kein Zufall sein: Genau das gleiche Thema! Genau das gleiche Rezept gegeben das falsche Sorgen!
Jesus warnt uns nicht nur davor, uns von unseren Sorgen zermürben und bestimmen lassen sollen. Er gibt uns auch einen ganz konkreten Auftrag: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“. Oder anders übersetzt: „Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen.“ (Hoffnung für alle)
Und mit dem letzten Satz setzt er sogar noch eins drauf: Jesus sagt: Wenn es eure größte Sorge ist, dass Gottes Wille geschieht und dass Gottes Reich wächst, dann wird sich Gott derweil um eure anderen Sorgen kümmern, die euch bisher immer so riesengroß vorkamen.
Ich finde das einen erstaunlichen Wechsel der Perspektive: Wir schauen weg von unseren täglichen Sorgen. Wir entziehen uns ganz bewusst der Sogwirkung unserer Sorgen. Und wir setzen die Sorge um Gottes Reich an die erste Stelle in unserem Leben. Dann wird Gott sich um den Rest kümmern.
Ein wunderbares Versprechen: Dann wird Gott sich um den Rest kümmern! Vielleicht nicht so, dass sich dann alle unsere Fragen und Sorgen plötzlich in Wohlgefallen auflösen. Aber doch so, dass sich ein Weg zeigt, wie wir damit leben können. Wie wir vielleicht sogar gut damit weiterleben können.
„Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen“: Auch dafür stehen für mich auf dem Gemälde von Caspar David Friedrich diese beiden Bäume, die eine Pforte bilden: Wegschauen aus dem Dunkel seiner Sorgen auf das Licht Gottes. Und nicht nur wegschauen, sondern auch hingehen zu dem Gott, bei dem es hell ist.
Oder wie es in einem afrikanischen Sprichwort heißt: „Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen deine Schatten hinter dich.“ Amen.
Wer nur den lieben Gott lässt walten:
1. Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.
2. Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.
7. Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht. (EG 369)
Fürbittengebet & Vater Unser:
Vater im Himmel, wir danken dir, dass wir in deiner Hand geborgen sein können und dort richtig gut aufgehoben sind.
Wir danken dir, dass du ganz genau weißt, was wir brauchen, und dass du niemals Böses mit uns im Sinn hast.
So stärke unser Vertrauen, dass du es gut meinst mit uns – auch wenn du unsere Wünsche einmal nicht erfüllst.
Stärke unser Vertrauen, damit wir dir nicht vorschreiben wollen, wie du uns helfen sollst, sondern dich wirken lassen in deiner großen Weisheit.
Vater im Himmel, wir befehlen dir heute besonders solche Menschen an, die sich gerade viele Sorgen machen:
Sorgen um ihre Kinder, Sorgen um ihre Beziehung, Sorgen um ihre Gesundheit, Sorgen um die Lasten des Älterwerdens; Sorgen um ihren beruflichen Platz, Sorgen um ihr finanzielles Auskommen, Sorgen um die politische Situation in unserem Land: Vater im Himmel, nimm du die Last von ihrer Seele. Schenke ihnen Erleichterung und Ermutigung.
Zeige ihnen Auswege, wo das Leben eng geworden ist. Zeige ihnen, was sie selber tun können. Zeige ihnen zugleich, wo du sie in deiner großen Arbeit gebrauchen kannst.
Großer Gott, zum Beginn des neuen Schuljahres bitten wir dich heute besonders für alle Lehrkräfte: Schenke ihnen Kraft und Weisheit und Motivation für ihren Dienst. Hilf ihnen, den Kindern und Jugendlichen in ihrer Unterschiedlichkeit gerecht zu werden.
Segne alle Schülerinnen und Schüler, dass sie nicht nur für die nächste Klassenarbeit lernen, sondern durch die Schule auf ihr Leben vorbereitet werden.
Segne besonders diejenigen, denen das Lernen oft schwer fällt: Hilf ihnen, sich selber zu motivieren. Schenke zugleich, dass sie auch von andern genügend Unterstützung haben.
Und wir bitten dich für die Eltern: Schenke ihnen Kraft in diesen vielfältigen Herausforderungen und Belastungen. Hilf ihnen, den Kindern genügend Zuwendung zu schenken. Hilf ihnen besonders, ihren Kindern in Weisheit und Liebe gute Grenzen zu setzen.
In der Stille nennen wir Gott die Namen solcher Menschen, die gerade jetzt ganz viel Unterstützung brauchen …
Vater im Himmel, du hast diese Gebete gehört. Du kennst die Menschen ganz genau, für die wir dich jetzt gebeten haben. Wir bitten dich, dass du handelst: in deiner Weisheit und in deiner unbegrenzten Macht.
Vater Unser im Himmel …
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Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal









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