VI) Wer sich nicht entscheidet, kommt nirgendwo richtig an: Glaube als Geschenk und Entscheidung
- 24. Juni 2024
- 14 Min. Lesezeit
Predigtreihe "Basics des christlichen Glaubens" Teil 6: Sonntag, 29. Oktober 2023 in Staufen

Quelle: Adobe Stock
Begrüßung & Einstimmung:
Einen wunderschönen guten Morgen! Herzlich willkommen zum heutigen Musikgottesdienst!
Wer sich nicht entscheidet, kommt nirgendwo richtig an. Der bleibt wie diese Frau mit dem Rucksack an der Weggabelung sitzen. Zum Ausruhen ist das vielleicht eine Option. Aber jeder Wanderer will irgendwann irgendwo ankommen. Das ist das Thema heute.
In vielen Situationen des täglichen Lebens gibt es zwar einen goldenen Mittelweg. Aber bei einer Liebesbeziehung müssen wir uns irgendwann entscheiden: Entweder Anne oder Emily. Entweder Lukas oder Sebastian.
Da gibt es auch keinen Weg dazwischen. Da müssen wir eine Entscheidung treffen. Da hilft es uns genauso wenig, diese Frage jahrelang vor sich herzuschieben: Wahre Liebe braucht irgendwann eine Entscheidung, sonst wird man das große Glück niemals finden.
Und das ist beim Glauben genauso. Denn der Glaube ist ja auch eine Liebesbeziehung zu Gott. Und irgendwann steht die Entscheidung im Raum: Will ich mein Leben in die Hand Gottes legen mit allen Konsequenzen? Will ich mit diesem Jesus Christus leben? Oder eher nicht?
Man kann diese Entscheidung nicht ein Leben lang vor sich herschieben. Das heißt: Man kann es natürlich tun. Aber wer sich nicht entscheidet, der hat sich bereits entschieden. Der bringt sich damit vielleicht um viele beglückende Erfahrungen.
Darum soll es in diesem Gottesdienst gehen. Es ist zugleich der vorletzte Teil unserer diesjährigen Predigtreihe „Basics des christlichen Glaubens“.
Im zweiten Teil dieses Gottesdienstes haben wir heute eine kleine Aktion vorgesehen: Sie sehen hier bereits den Taufstein im Zentrum des Altarraums. Wir möchten Ihnen heute die Möglichkeit geben, sich an Ihre Taufe zu erinnern und zugleich Ihr Taufversprechen zu erneuern.
Gemeinsam mit Matthias Vollrath werden wir allen, die nach vorne kommen, an diesen beiden Stationen mit Wasser ein Kreuz in die Hand oder auf die Stirn zeichnen. Nicht im Sinne einer erneuten Taufe. Sondern als Tauferinnerung. Und aus Erneuerung des eigenen Taufversprechens. Und wer möchte, der kann – vielleicht auch zum ersten Mal in seinem Leben – einen bewussten Schritt hin zum Glauben machen. Auch dazu besteht heute die Möglichkeit.
Psalm/ Gebet/ Zuspruch:
Gott selber hat uns eingeladen. In seinem Auftrag und in seiner Gegenwart feiern wir jetzt Gottesdienst: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wir beten im Wechsel Worte aus Psalm 16: Es ist ein Gebet über die Freude an Gott und an einem Leben mit ihm:
Beschütze mich, Gott, denn dir vertraue ich! Du bist mein Herr, mein ganzes Glück! Darum freue ich mich über alle, die nach deinem Willen leben. Wer sich aber von dem lebendigen Gott abwendet und anderen Göttern nachläuft, der kommt aus dem Kummer nicht mehr heraus.
Du, Herr, bist alles, was ich habe; du gibst mir alles, was ich brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. Was du mir gibst, ist gut. Was du mir zuteilst, gefällt mir.
Ich preise den Herrn, denn er hilft mir, gute Entscheidungen zu treffen. Tag und Nacht sind meine Gedanken bei ihm. Ich sehe immer auf den Herrn. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle.
Darüber freue ich mich so sehr, dass ich es nicht für mich behalten kann. Bei dir, Herr, bin ich in Sicherheit. Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir. Ich kann mein Glück nicht fassen, nie hört es auf. Amen.
Wir wollen beten:
Herr, ich will glauben, aber mein Vertrauen ist oft so schwach. Die Sorgen sind oft so groß und der Zweifel übermächtig. Woher soll ich wissen, dass du mich nicht enttäuschst?
Herr, ich will lieben, aber ich kann es oft nicht. Die andern machen es mir oft richtig schwer, ihnen in Liebe zu begegnen. Woher soll ich wissen, dass meine Liebe nicht ausgenutzt wird?
Herr, ich will zu dir gehören, aber dann gehe oft lieber meine eigenen Wege. Ich bin oft so unsicher, ob du mich überhaupt noch in deiner Nähe haben willst. Woher soll ich wissen, dass du zufrieden bist mit mir?
Herr, ich will dir begegnen, aber ich weiß oft nicht, wo ich dich suchen soll. Manchmal fühle ich mich so weit weg von dir. Woher soll ich wissen, dass ich bei dir willkommen bin? –
Herr, lass mich doch wegschauen von allem, was mich unsicher macht. Lass mich wegschauen von dem, was in meinem Leben schief gegangen ist.
Lass mich wegschauen von meinem Unvermögen. Lass mich aber umso mehr auf dich schauen und auf deine Liebe.
Lass mich auf das schauen, was du für mich getan hast. Hilf mir, darauf zu vertrauen, dass deine Treue kein Ende hat. Amen.
In Jesaja 55 heißt es:
Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden! Ruft ihn an, jetzt ist er nahe!
Wer seine eigenen Wege gegangen ist und sich gegen den Herrn aufgelehnt hat, der lasse von seinen bösen Gedanken und kehre um zum Herrn, damit er ihm vergibt.
Denn unser Gott ist reich an Güte und Erbarmen. Amen.
Predigt: Glaube als Geschenk und als Entscheidung:
Liebe Gemeinde, ich würde jetzt gerne durch die Reihen gehen und Ihnen eine ganz einfache Frage stellen: „Sind Sie eigentlich Christ?“ Was würden Sie antworten? Wäre sicherlich spannend! Sind Sie eigentlich Christ?
Keine Angst, ich bleib mal schön hier vorne. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Antworten ganz unterschiedlich ausfallen würden auf diese Frage: „Sind Sie eigentlich Christ?“
Die einen würden vielleicht sagen: „Da bin ich mir gar nicht so sicher: Ich versuche es zwar. Aber so genau kann man das ja nie wissen, ob man nun Christ ist oder nicht!“
Andere dagegen könnten antworten: „Ob ich Christ bin? Natürlich bin ich Christ: Ich bin doch getauft. Ich bin Kirchenmitglied und ich zahle jeden Monat meine Kirchensteuer!“
Ein Dritter könnte vielleicht sagen: „Nein, ich bin kein Christ. Ich kenne zwar welche. Aber selber hatte ich da noch nie einen Zugang. Keine Ahnung, wie ich Gott finden soll.“
Ein Vierter könnte vielleicht einwenden: „Also, ich finde diese Frage ausgesprochen problematisch: Ob man Christ ist oder nicht? Das kann man doch nie genau wissen. Ich bemühe mich darum, ein guter Mensch zu sein. Und um ehrlich zu sein, finde ich das auch ziemlich überheblich, wenn jemand so selbstsicher behauptet, er sei ein Christ!“
Und ein Fünfter würde mir vielleicht zur Antwort geben, wie ich es gestern im Internet gelesen habe: „Nein, ich bin kein Christ mehr. Ich bin zwar in einer religiösen Familie aufgewachsen. Mit zehn Jahren habe ich mich aber aktiv gegen das christliche Weltbild entschieden und im Laufe der Zeit gegen jedes andere religiöse Weltbild.“
Das ist immerhin ein klares Votum: „Nein, ich bin kein Christ“. Aber wie geht es den anderen? Kann man das überhaupt wissen, ob man Christ ist oder nicht? Oder klingt es überheblich, wenn einer das sagt: „Ich bin Christ!“? –
Interessanterweise kommt das deutsche Wort „Entscheidung“ in der Bibel kaum vor. Auch in den theologischen Wörterbüchern findet man das Stichwort „Entscheidung“ nur selten oder gar nicht. Kann man daraus schließen, dass das in der Bibel gar kein Thema ist?
Das Gegenteil ist der Fall! Es ist sogar eines der zentralen Themen in der ganzen Bibel, ob ich mich auf Gott einlasse oder nicht. Aber es wird mit anderen Worten beschrieben.
Nehmen wir als erstes Beispiel den Abraham: Er hat Gott vertraut und ist losgezogen mit der ganzen Familie. Das war seine Entscheidung.
In 1. Mose 12 lesen wir: Und der HERR sprach zu Abraham: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein ... Da zog Abraham aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte.
Das Wort „Entscheidung“ kommt in diesen Versen zwar nicht vor. Aber natürlich hat Abraham eine Entscheidung getroffen: Er hatte nur die Aufforderung und das Versprechen Gottes. Er hatte keine Garantien. Und er hatte keine sichtbaren Zeichen. Nur das Versprechen Gottes. Aber das hat ihm gereicht. Deshalb ist er losgezogen. Und Gott hat sein Versprechen erfüllt.
Ganz ähnlich bei Jesus: Er kommt eines Tages bei einem Zolleinnehmer vorbei. Er schaut ihm eine Weile zu. Dann sagt er ganz unvermittelt zu ihm: „Matthäus, folge mir nach!“ Und erstaunlicherweise macht das jener Zolleinnehmer, ohne sich tagelang den Kopf darüber zu zerbrechen: Er lässt alles stehen und liegen und folgt Jesus. (Mt. 9,9)
Auch hier sucht man das Wort „Entscheidung“ vergeblich. Aber es war ein klarer Schritt. Wenn man den Matthäus vier Wochen später gefragt hätte: „Gehörst du zu diesem Jesus?“ Dann hätte er sicher geantwortet: „Aber natürlich. Nach dieser direkten Aufforderung von Jesus musste ich mich entscheiden. Und ich habe Ja gesagt. Jetzt bin ich mit ihm unterwegs.“
Noch einmal zurück ins Alte Testament: Da kam es ständig vor, dass sich das Volk Israel von seinem Gott entfernte und irgendwelche Götzenbilder anbetete. Deshalb hatten die Propheten im Alten Testament oft nur eine Botschaft: „Kehrt um! Kehrt um von eurem alten Leben. Wendet euch doch wieder dem einen lebendigen Gott zu.“
Wenn einer sein Leben ändert, wenn er sich von einem verhängnisvollen Lebenswandel abkehrt und sich wieder seinem Gott zuwendet, ist auch das eine bewusste Entscheidung.
Was hätten all diese Menschen geantwortet, wenn man sie auf ihren Glauben angesprochen hätte? Sie alle hätten zur Antwort gegeben: „Ja, ich bin umgekehrt. Ich habe mein altes Leben hinter mir gelassen. Ich habe wieder ganz neu angefangen, auf Gott zu vertrauen und mit ihm zu leben.“
Sie sehen, liebe Gemeinde, auch wenn man das Wort „Entscheidung“ in der Bibel vergeblich sucht: Es geht um den Kern unseres Glaubens: Die bewusste Hinwendung zu Gott.
In einem theologischen Wörterbuch ist die Quintessenz des christlichen Glaubens in nur zwei Sätzen so beschrieben: Der Glaube ist im Kern immer eine persönliche Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus. Zum andern ist der Glaube immer eine Reaktion: Es ist die Antwort des Menschen auf die Anrede Gottes. Man kann gar nicht anders: Man muss sich verhalten. Man muss eine Entscheidung zu treffen: Ich nehme die Einladung Gottes an. Oder eben nicht.
Der Vergleich unseres Glaubens mit einer Liebesbeziehung liegt also nahe: Glaube im christlichen Sinne ist mehr als nur eine dankbare Grundhaltung. Glaube ist mehr als nur ganz allgemein das Vertrauen ins Leben. Oder Vertrauen ins Gute. Glaube ist mehr als nur ein tiefes Gefühl von Geborgenheit zu haben. So schön all diese Dinge auch sein mögen.
Der christliche Glaube ist immer auf Gott bezogen. Glaube ist immer auf ein Gegenüber bezogen: „Ich vertraue auf Gott. Ich schenke seinem Wort Vertrauen. Ich lebe so, wie es in den Augen Gottes gut ist.“
Und damit ist der Glaube zugleich immer auch eine Entscheidung: „Ja, ich will! Ja, ich will diesem Gott vertrauen!“

Quelle: Zeitschrift Gemeindebrief
Noch ein letztes Beispiel bei unserem Blick in die Bibel – dieses Mal wieder aus dem neuen Testament: Als der Apostel Paulus auf seinen vielen Reisen in unzähligen Dörfern und Städten von Jesus Christus erzählte und zum Glauben eingeladen hat, ist er in Philippi einer interessanten Frau begegnet: Erstaunlich genug für jene Zeit war sie Unternehmerin. Sie hieß Lydia und war von diesem Jesus sofort fasziniert.
Über sie lesen wir in der Apostelgeschichte: „Der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie begierig aufnahm, was Paulus sagte. Sie ließ sich mit ihrer ganzen Hausgemeinschaft taufen.“ (Apostelgeschichte 16, 14f)
Damit kommt noch einmal ein ganz neuer Aspekt ins Spiel: Glaube ist nicht nur Entscheidung. Glaube ist zugleich auch ein Geschenk. Gott hatte jene Frau offenbar vorbereitet für die Begegnung mit Paulus. Er hatte ihr eine Sehnsucht nach einem erfüllenden Glauben ins Herz gelegt.
Und auch das ist eine Erfahrung, die uns immer wieder begegnet: Auch wenn sich ein Mensch bewusst für den Glauben entscheidet, so spürt er im Rückblick fast immer: „Gott hatte mich schon lange im Blick. Er hat mir das Herz geöffnet. Er hat mich so berührt, dass der Groschen endlich gefallen ist. Jetzt will ich ganz zu ihm gehören!“
Das ist also überhaupt kein Gegensatz: Glaube ist zwar ein Geschenk. Aber zugleich immer auch eine Entscheidung: „Ja, ich will auf diesem Weg weitergehen. Ja, ich will mir immer mehr zeigen lassen, wie Christsein aussehen kann“. –
Zurück zu unserer Frage: Kann man das wissen, ob man ein Christ ist oder nicht? Es ist schon einige Jahre her, da war ich zu Besuch bei einer älteren Dame – nicht hier in der Gemeinde. Sie war deutlich über 70 Jahre alt und erzählte mir ihre Lebensgeschichte.
Sie sagte: „Ich war schon von klein auf der Kirche verbunden. Aber es war kein lebendiger Glaube. Das änderte sich plötzlich, als ich 42 Jahre alt war: In der Kirche hatte die Gemeinde damals Abende über den Glauben angeboten. Immer wieder wurde dazu eingeladen, einen bewussten Schritt zu tun – eine bewusste Entscheidung zur Nachfolge. Das habe ich dann auch getan.
Seither – erzählte jene Frau weiter: Seither war ich ein anderer Mensch: Ich war in der Familie zwar immer noch die Einzige, die ihr Christsein so überzeugt gelebt hat. Und ich hatte in diesen Jahren auch manche schwierige Situation zu überstehen. Aber die Freude über Gott und über Jesus hat mich begleitet bis jetzt in mein Alter. Auf alles könnte ich verzichten, aber nicht auf meinen Glauben. Im Vertrauen auf Jesus kann ich auch dem Älterwerden getrost entgegenschauen!“ –
Liebe Gemeinde, längst nicht alle Senioren, die ich besuche, strahlen eine solche Gelassenheit und eine solche Freude aus wie diese Frau. Und Sie sehen auch: Das Alter spielt keine Rolle. Jene Frau war 42. Andere waren vielleicht 18 oder 23. Manche machen den Schritt vielleicht erst mit 60 oder 70. Das Alter ist zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass man überhaupt irgendwann eine bewusste Entscheidung trifft.
Im ersten Brief an die Gemeinde in Thessaloniki im Norden Griechenlands schreibt der Apostel Paulus: „Denn unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem heiligen Geist und in großer Gewissheit.“
Wenn immer wir die Geschichten von Jesus hören, wenn immer wir in der Bibel lesen, kann es sein, dass wir von der Kraft dieser Geschichten plötzlich ganz tief im Herzen ergriffen werden. Es kann sein, dass uns diese Botschaft auf einmal richtig packt und nicht mehr loslässt.
Warum? Weil da die Kraft Gottes dahinter steckt. Weil Gottes Geist am Wirken ist. Weil es mehr sind als nur irgendwelche toten Buchstaben, sondern die beste und die aufregendste Botschaft der ganzen Welt.
Aus dem Wirken des Heiligen Geistes durch das Wort Gottes darf dann auch Gewissheit des Glaubens entstehen. Wer diese Entscheidung getroffen hat, der kann dann auch sagen: „Ich bin ein Christ. Ich stehe dazu!“ Und das muss überhaupt nicht überheblich oder gar selbstgefällig sein.
Auch hier ist es wie in jeder Liebesbeziehung: Irgendwann muss man eine Entscheidung treffen: Entweder Anne oder Emily. Entweder Lukas oder Sebastian. So hat auch das Christsein mit einem Anfang und mit einer Entscheidung zu tun.
Das bedeutet zwar nicht, dass ich ab dem Tag der perfekte Christ wäre. Das bedeutet nicht, dass es keine Phasen des Zweifels mehr gäbe. Das bedeutet auch nicht, dass ich von jetzt an alles richtig mache. Aber ich weiß: „Ich habe einen Anfang gemacht im Glauben! Ich will zu Gott und zu Jesus Christus gehören – trotz aller meiner Schwächen.“
Leider drücken sich viele vor einer solchen Entscheidung. So wie sich in unserer Zeit auch viele Paare vor einer letzten Entscheidung drücken: Man lebt zusammen. Man unternimmt viel. Man liebt sich natürlich. Aber man will sich nicht festlegen. Man geht einer verbindlichen Entscheidung bewusst aus dem Weg: „Ja, mit dieser Person möchte ich alt werden! Ja, dieser Person möchte ich treu sein, bis der Tod uns scheidet!“
Das hat sicher viele Gründe. Und nicht selten leidet einer der beiden besonders stark unter dieser Unverbindlichkeit. Aber ich glaube, dass man sich dadurch um das tiefe Glück einer vertrauensvollen Beziehung bringt. Man weiß nie, ob man sich in der Liebe des anderen wirklich fallen lassen kann.

Quelle: Adobe Stock
Mir ist dazu bei der letzten Hochzeit ein eindrucksvoller Vergleich eingefallen: Wenn ein Paar dieses verbindliche Ja bewusst ablehnt, bleiben sie in ihrer Beziehung gewissermaßen auf der Türschwelle stehen. Sie haben nicht den Mut, Ja zu sagen und hineinzugehen und die Tür hinter sich zuzumachen. Sie entscheiden sich allerdings auch nicht dagegen, sondern bleiben eben auf der Türschwelle stehen. Und sie hoffen vielleicht insgeheim, dass sie sich dadurch alle anderen Optionen offen halten können.
Doch ich glaube nicht, dass das wirklich funktioniert: Das Gefühl einer tiefen Geborgenheit erfährt man nur, wenn man die Tür hinter sich zumacht. Wenn man auf alle anderen Optionen verzichtet und bewusst Ja sagt zu diesem einen Menschen: „Ja, mit dir will ich alt werden!“
Mal ehrlich: Wer will schon einen gemütlichen Abend mit seiner Liebsten bei offener Haustür genießen? Wärme und Geborgenheit erfährt man nur, wenn man die Tür hinter sich schließt und sich entscheidet.
Und beim Glauben ist es genauso: Die Freude am Glauben entsteht erst dann, wenn man nicht auf der Türschwelle stehen bleibt. Gewissheit im Glauben bekommt man dadurch, dass man Ja sagt zu Gott und zu Jesus Christus. Dass man sich festlegt: „Dir will ich vertrauen. Zu dir will ich gehören!“
Natürlich soll man sich nicht ein-igeln, sondern die Türen immer wieder auch für andere Menschen öffnen: beim Glauben und bei der Liebe zwischen zwei Menschen. Aber das ist ein anderer Vergleich.
Mit dem Schritt über die Türschwelle meine ich eine bewusste Entscheidung: Nur wenn man den Schritt wagt und Ja sagt und die Tür zumacht und damit alle anderen Optionen ausschließt, kann das Gefühl von Wärme und Geborgenheit entstehen.
Das ist bei einer Liebesbeziehung genauso wie beim Glauben. Und dazu möchten wir heute Gelegenheit geben. Nach dem nächsten Lied laden wir Sie ein, hier nach vorne zu kommen, sich an Ihre Taufe zu erinnern und das eigene Taufversprechen zu erneuern.
Aktion mit Tauferinnerung:
Jetzt laden wir Sie ein, nach vorne zu kommen: Als Zeichen der Erinnerung an seine Taufe vor zehn oder vierzig oder vielleicht 70 Jahre kann man sich ein Kreuz mit Wasser auf die Stirn oder die Hand zeichnen lassen – verbunden mit einem Segenswort.
Es ist aber auch die Möglichkeit, einen bewussten Schritt zum Glauben zu machen. Vielleicht begleitet Sie der Gedanke schon seit längerer Zeit. Vielleicht gehören Sie auch zu denjenigen, die diese Frage nur schwer beantworten können: „Bin ich nun ein Christ oder nicht?“

Quelle: Glaubenskurs Spur8
Wie auch immer: Alle sind eingeladen, sein Taufversprechen zu erneuern oder einen Anfang im Glauben zu machen. Wir möchten aber niemand drängen. Jeder soll sich völlig frei fühlen. Dirk Sander wird im Hintergrund leise Musik spielen.
Das folgende Gebet können Sie als Ihr persönliches Gebet in der Stille leise mitsprechen:
Herr Jesus Christus, du hast uns alle zum Glauben eingeladen und zu einem Leben in deiner Nachfolge.
Herr, ich danke dir, dass ich dir so wichtig bin und du einen Plan und ein Ziel für mein Leben hast. Schon in der Taufe hast du mir deine Liebe gezeigt. Ich darf wissen: Du liebst mich und du möchtest, dass ich zu dir gehöre. Dafür danke ich dir!
Ich muss dir aber auch bekennen, dass nicht alles richtig war, was ich in meinem bisherigen Leben gedacht, geredet oder getan habe.
Ich bin andern Menschen deine Liebe schuldig geblieben oder habe überhaupt nicht nach dir gefragt und nach deinem Wort. Ich bekenne dir meine Schuld und bitte dich herzlich, dass du sie mir vergibst. Du bist am Kreuz ja auch für mich gestorben.
Herr Jesus, ich bitte dich: Komm du in mein Leben. Ich möchte von jetzt an ganz zu dir gehören. Ich verlasse mich darauf, dass du im Alltag jederzeit bei mir bist und ich deine Hilfe jederzeit in Anspruch nehmen darf.
Ich danke dir, dass du mir die Treue hältst, auch wenn ich wieder schwach werde und versage. Danke für alles, was du für mich getan hast und noch weiter tun wirst. Amen.
Und jetzt laden wir Sie ein, nach vorne zu kommen, sein Taufversprechen zu erneuern oder einen Anfang im Glauben zu machen. Jeder soll sich völlig frei fühlen. Dirk Sander wird im Hintergrund leise Musik spielen …
Fürbittengebet mit Vater Unser:
Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass dir die Menschen so sehr am Herzen liegen. Du gehst uns nach: Jedem einzelnen. Du sehnst dich nach uns. Und du freust dich, wenn wir uns dir zuwenden.
Wir danken dir, dass deine Türen immer offen stehen und wir bei dir jederzeit willkommen sind. Wir danken dir, dass deine Gnade größer ist als unser Versagen.
Herr, so schenke uns nun auch die Gewissheit, dass wir im Glauben zu dir gehören. Und dass uns nichts aus deiner Hand reißen kann.
Sei besonders bei denen, die heute einen Anfang im Glauben gemacht haben: Lass ihr Vertrauen wachsen. Hilf, dass sie Schritte im Glauben machen können. Und lass sie Freunde finden, die sie dabei begleiten.
Vater im Himmel, wir bitten dich auch heute um Frieden auf dieser Welt: In der Ukraine will das Töten einfach kein Ende nehmen. Herr, schenke doch einen Ausweg und öffne den Blick für Wege und Möglichkeiten, diesen Krieg zu beenden.
Wir bitten dich für den Krieg zwischen Israels und der Hamas: Halte deine schützende Hand über den Geiseln, die von der Hamas gefangen gehalten werden. Bewahre die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten. Sei bei allen, die Angehörige verloren haben.
Zeige eine Lösung dieses jahrzehntelangen Konfliktes. Herr, du musst die Herzen bewegen. Nur dann kann Frieden werden.
Gemeinsam beten wir weiter mit den Worten Jesu: Vater Unser im Himmel …
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Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal









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