IV) Wie ein Fels in der Brandung: Die Zuverlässigkeit von Gottes Wort
- 26. Juni 2024
- 16 Min. Lesezeit
Predigtreihe „Basics des Glaubens“ Teil 4 am 18. Juni 2023 in Münstertal und Staufen

Quelle: Adobe Stock
Begrüßung & Einstimmung
Einen wunderschönen guten Morgen! Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu unserem Gottesdienst begrüßen!
Wir setzen heute unsere Predigtreihe Basics des Glaubens fort: Es geht darum, dass Gottes Wort in jeder Hinsicht zuverlässig ist. Denn so heißt es in Psalm 33, 4: „Was Gott sagt, das meint er auch so. Und auf das, was er tut, kann man sich verlassen.“ Oder in der Übersetzung von Martin Luther: „Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“
Wenn Menschen dagegen etwas versprechen oder etwas vorhersagen ist das nicht unbedingt so. Nur zwei Beispiele: Ken Olsen war der Gründer einer anerkannten Computerfirma. Er war im Jahr 1977 der Meinung, dass Computer nur für Firmen interessant sein würden. Der folgende Satz ist weltberühmt geworden. Er sagte 1977: „Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer in seinem Haus haben wollen würde.“
Ken Olsen war jemand, der sich mit Computer auskannte. Aber er schätzte die Entwicklung völlig falsch ein. Heute gibt es kaum einen Haushalt, in dem nicht mindestens ein Computer steht. Zudem hat heute fast jeder ein Smartphone, was so etwas wie ein tragbarer Computer ist.
Noch verhängnisvoller war die Meinung des Gründers der Computerfirma Nixdorf. In den 80er Jahren gehörte Nixdorf zu den führenden Computerfirmen. Als der DAX im Jahr 1988 gegründet wurde – also der „Deutsche Aktien Index“ – gehörte die Firma Nixdorf dazu.
Der Gründer und Chef der Firma meinte Anfang der 80er Jahre: „Wir bauen keine Goggomobile“. Damit spottete er über Firmen, die angefangen haben, Personal Computer, also kleine Computer für jedermann zu konstruieren. „Wir bauen keine Goggomobile“. Und er meinte damit: Wir bauen richtige Computer. Er hat sich mit dieser Entscheidung nicht nur dramatisch verkalkuliert. Die Firma verschlief den Megatrend der PCs und musste bereits im Jahr 1990 verkauft werden. –
Wenn Menschen Dinge vorhersehen, sollten wir immer vorsichtig sein. Wenn Menschen uns den Himmel auf Erden versprechen, sollten wir skeptisch sein. Sie könnten völlig daneben liegen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf die Vorhersagen Gottes und auf die Versprechen Gottes absolut verlassen können. Darum soll es heute in diesem Gottesdienst gehen. –
Gebet & Zuspruch
Herr, unser Gott, dir liegt so viel an uns Menschen. Du willst, dass unser Leben gelingt und wir uns nicht verirren. Immer wieder hast du angeklopft bei den Menschen und hast den Kontakt mit ihnen gesucht. Und du tust es auch heute noch.
Wir danken dir, dass dein Wort in so vielfältiger Weise in unser Leben sprechen kann: Du schenkst uns Orientierung, du rufst uns aber auch zurück, wenn wir uns verrannt haben. Wir danken dir für jeden Trost und für jede Ermutigung. Wir danken dir für die Hoffnung, die du uns schenkst, auch dann noch, wenn alle menschlichen Träume und Hoffnungen einmal zerbrechen.
Danke, lieber Vater im Himmel, für diesen reichen Schatz in deinem Wort.
Wir müssen dir aber auch bekennen, dass wir oft achtlos an deinem Wort vorbeigehen: Wir nehmen uns oft viel zu wenig Zeit für das Lesen in der Bibel und für das Nachdenken darüber.
Wir handeln oft eigenmächtig, ohne nach deinem Willen zu fragen. Wir sind oft so verzagt und ängstlich und voller Sorgen, obwohl du uns deine Fürsorge versprochen hast.
Vater im Himmel, das alles tut uns leid. Deshalb bitten wir dich: Vergib uns unsere Gleichgültigkeit und wecke in uns immer wieder die Freude an deinem Wort. Herr, erbarme dich! Amen.
Hört den Trost aus Gottes Wort: Der Prophet Jeremia bekennt: Dein Wort wurde meine Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, Herr Gott, Zebaoth. Amen.
Keine Fake News: Predigt Teil I
Liebe Gemeinde, sogenannte Fake News sind nichts Neues. Bereits in der Antike ließen Machthaber ganz bewusst falsche Nachrichten verbreiten, um ihre Gegner zu schwächen. Erst recht in Kriegszeiten haben Falschmeldungen Hochkonjunktur. Das wusste man schon immer. Und deshalb war man gerade in solchen Zeiten besonders skeptisch und vorsichtig.
Neu ist allerdings die Tatsache, dass sich Fake News heute sekundenschnell auf der ganzen Welt verbreiten können. Und wenn sie erst einmal im Internet sind, kann man sie kaum noch kontrollieren, selbst wenn es bewusste Falschmeldungen sind.
Zu Beginn der Corona-Pandemie grassierte zum Beispiel die Falschmeldung, dass der Ausbau des Mobilfunkstandards 5G im chinesischen Wuhan schuld sei an Corona. Inzwischen kann man ausschließen, dass Menschen wegen 5G gestorben sind. Aber die Falschmeldung fand auf der ganzen Welt viele Anhänger. In Großbritannien führte es sogar soweit, dass Menschen Mobilfunkmasten angezündet haben.
Auch über die Terroranschläge am 11. September 2001 gibt es viele Falschmeldungen und Verschwörungstheorien: Man behauptete zum Beispiel, die Zwillingstürme des World-Trade-Centers in New York seien kontrolliert gesprengt worden. Andere behaupteten, die US-Regierung stecke hinter den Anschlägen. Auch wenn es noch so abstrus klingt, es finden sich immer Leute, die es glauben.
Zu zweifelhafter Berühmtheit hat es vor allem Donald Trump gebracht: Noch als amerikanischer Präsident, aber auch hinterher verkündete er in einer beispiellosen Unverfrorenheit glatte Lügen als die reine Wahrheit. Aber bei vielen Amerikanern, die ohnehin wütend auf das sogenannte Establishment waren, fielen diese Fake News auf offene Ohren.
Ich will das an der Stelle nicht vertiefen. Interessant finde ich aber die Frage, weshalb so viele Menschen solche Fake News für wahr halten. Fachleute nennen vor allem drei Gründe: (www.lpb-bw.de/fake-news)
Zunächst sehen solche Fake News aus wie echte Nachrichten. Man muss schon genau hinschauen und überlegen, manchmal auch etwas recherchieren, ob sie wirklich stimmen können. Dazu kommt, dass bewussten Falschmeldungen im Internet oft geteilt und verbreitet werden. Aber je häufiger solche Fake News auftauchen oder sogar ein „Gefällt mir“ bekommen haben, umso wahrer scheinen sie dem Leser am Bildschirm.
Den dritten Grund finde ich für unser Thema am wichtigsten: Menschen, die sich benachteiligt oder ungerecht behandelt fühlen oder sowieso der Meinung sind, dass „Die da oben“ immer machen, was sie wollen: solche Menschen sind besonders empfänglich für Fake News.
Wenn diese Falschmeldungen auch noch in das eigene Weltbild passen, glaubt man sie umso lieber. Und das finde ich das größte Problem dabei: Die Suche und das Ringen um die Wahrheit wandert von der sachlichen Ebene auf die emotionale Ebene. Man will den Wahrheitsgehalt am Ende gar nicht mehr so genau wissen, weil einem die Falschmeldung so gut ins eigene Konzept passt. Wahr und falsch beurteilt man nicht mehr sachlich rational, sondern vor allem mit dem Gefühl.
Ich finde diese Verlagerung von der sachlichen Ebene auf die emotionale Ebene höchst gefährlich. Dabei hat gerade Donald Trump mit seinen immer neuen falschen Behauptungen einen immensen Schaden angerichtet. Und manche andere – wie in England Boris Johnson – haben ihm leider nachgeeifert.
Viele Menschen wollen deshalb auch bei anderen Themen gar nicht mehr wissen, wie es wirklich war. Es heißt dann nur: Das kann man auch anders sehen. Plötzlich stehen die Fake News und die seriösen Informationen auf einer Ebene. Und am Ende kann sich dann praktisch jeder nach Belieben raussuchen, was er für richtig hält.
Es geht nicht mehr um sachliche Diskussionen und Auseinandersetzungen, sondern um Gefühle. Ich glaube einer Sache nicht deshalb, weil sie wahr ist, sondern weil sie mir gefällt.
Was hat das mit unserem Thema zu tun? In der Bibel begegnen uns viele Aussagen über Gott und über uns Menschen, die behaupten, die Wahrheit zu sein. Wir haben bereits zu Beginn jenes Wort aus Psalm 33 gehört: „Des Herrn Wort ist wahrhaftig und was er zusagt, das hält er gewiss.“
Wenn nun aber in einer Gesellschaft die Frage nach der Wahrheit ständig relativiert wird, wenn man die Frage nach der Wahrheit gar nicht mehr stellt oder stellen will, kann das fatale Folgen haben: Man muss sich dann dem Anspruch von Gottes Wort gar nicht mehr stellen. Man hat immer gleich die Antwort parat: „Das kann man auch anders sehen.“ Man macht sich gar keine Gedanken mehr darüber, ob eine Aussage aus der Bibel für uns Menschen heute von Bedeutung sein könnte oder nicht.
Sobald einem eine Aussage nicht gefällt, hat man sofort diese Keule in der Hand, um den Anspruch der Bibel zu relativieren: „Das kann man auch ganz anders sehen.“ Dahinter steht aber fast immer die Haltung: „Ich glaube eh am liebsten, was mir gefällt.“
Ich frage mich jedoch: Wie sollen wir uns auf Gottes Wort verlassen, wenn es auch ganz anders sein könnte? Wenn das alles gar nicht stimmt, dass Gott uns liebhat, dass Gott uns vergibt, dass Jesus für uns gestorben ist und wir für unsere Sünden nicht selber büßen müssen: Wenn das alles vielleicht gar nicht stimmt? Dann hängt unser Glaube doch plötzlich in der Luft. Dann kommt doch plötzlich alles ins Schwimmen! –
Ich kann mich an ein Gespräch mit einer jungen Mutter erinnern. In der 16. Schwangerschaftswoche verlor sie ihr Kind und geriet dadurch – verständlicherweise – in eine tiefe Trauer. Sie erzählte mir, dass sie genau in dieser schweren Zeit einen Psalmvers ganz neu für sich entdeckt hat: „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Im Gesangbuch gibt es auch ein wunderschönes Lied dazu.
„Meine Zeit steht in deinen Händen“: Sie hätte mit diesem Vers früher nicht viel anfangen können. Doch in der Trauer war das plötzlich ihr Trost. Das war ihre Zuversicht auch in der Frage, wie es weitergehen wird mit ihr selbst und mit ihrer Familie.
Aber jetzt stellen Sie sich einmal vor, wie das wäre, wenn plötzlich einer kommt und sagt: Wer weiß, ob dieser Bibelvers überhaupt stimmt? Wer weiß, ob es Gott überhaupt gibt? Damit würde er jener jungen Mutter doch den Boden unter den Füßen wegreißen. Er würde genau das in Frage stellen, was ihr in ihrer Trauer und ihrem Leid endlich wieder einen Halt gegeben hat: „Vielleicht stimmt das ja gar nicht! Vielleicht ist da oben gar keiner, der sich für uns interessiert.“
Liebe Gemeinde, deshalb ist es so wichtig, dass wir gerade bei den Texten und Aussagen der Bibel immer wieder die Frage nach der Wahrheit stellen. Und deshalb ist mir das heutige Thema in unserer Predigtreihe besonders wichtig.
Lasst uns deshalb in einem nächsten Schritt einmal genau hinschauen, was Gottes Wort in der Bibel über sich selber sagt: Interessant finde ich dabei vor allem zwei Dinge:
1) Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit ist in der Bibel nicht nur eine Eigenschaft von Gott, sondern auch von seinem Wort.
Zum Beispiel Psalm 119, 160: Jedes Wort, das du sagst, ist wahr. Was du, gerechter Gott, entschieden hast, gilt für immer und ewig. (Hoffnung für alle)
Oder Psalm 36, 6: HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Oder Jesaja 26, 4: Darum verlasst euch auf den HERRN immerdar; denn Gott der HERR ist ein Fels ewiglich.
Ein Felsen ist in der Bibel das Symbol der Unerschütterlichkeit. Auf einem Felsen findet man nicht nur einen sicheren Stand in den Stürmen des Lebens. Ein Felsen ist auch ein Symbol für Beständigkeit: Gottes Wort gilt für alle Zeiten.
Jeder kennt das Wort „Amen“: Wir beenden damit jedes Gebet: „So sei es.“ Das gleiche Wort ist im Alten Testament eine zentrale Eigenschaft von Gott. Es steht für Festigkeit, Zuverlässigkeit, Treue und Redlichkeit. Und was für Gott selber gilt, gilt natürlich auch für sein Wort: für das, was Gott sagt.
Interessant finde ich, dass Jesus in seiner Beurteilung des Alten Testamentes genau diese Zuverlässigkeit bestätigt. Zum Beispiel in Markus 13, 31: Jesus sagt dort: Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber haben für immer Bestand. Gottes Wort ist zuverlässig und beständig wie ein Fels.

2) Genauso interessant finde ich die zweite Beobachtung: Bereits zur Zeit der Bibel mussten sich die Propheten Gottes ständig von falschen Propheten abgrenzen. Das Unterscheidungsmerkmal war dabei nicht, dass die echten Propheten etwa frömmer oder besser oder heiliger waren als die andern.
Der entscheidende Unterschied war ein anderer: Sie waren davon überzeugt, dass Gott in außergewöhnlicher Weise durch sie gesprochen hatte. Es waren gerade nicht ihre eigenen Gedanken. Gott hatte ihnen Dinge gezeigt und offenbart, die sie als kleine Menschen niemals hätten wissen können.
Und genau das macht Gottes Wort so wertvoll und so besonders. Wie das damals im einzelnen immer gewesen ist, wissen wir nicht mehr. Gott hat ihnen nicht wörtlich die biblischen Texte diktiert. Er hat ihnen beim Schreiben auch nicht den Griffel geführt.
Aber: Gott hat ihnen auf einmalige und außergewöhnliche Weise seine Botschaft offenbart und anvertraut. Und genau das macht die Bibel so wertvoll und so vertrauenswürdig. Und weil den Propheten Gottes ihre besondere Rolle sehr bewusst war, konnten sie auch sehr selbstbewusst allen selbsternannten falschen Propheten entgegentreten. In Jeremia 23 ist so eine Auseinandersetzung eindrucksvoll geschildert: Da sagt Gott über die echten und falschen Propheten:
25 Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: „Mir hat geträumt, mir hat geträumt.“ 26 Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen 27 und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Träumen, die einer dem andern erzählt? 28 Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen? spricht der HERR.
Dieser Unterschied war auch dem Apostel Paulus sehr bewusst. Er schreibt in Römer 15: 8 Denn ich werde nicht wagen, von etwas zu reden, das nicht Christus durch mich gewirkt hat. Paulus unterscheidet also ganz klar und ganz scharf zwischen eigenen Gedanken und dem, was Christus ihm offenbar hat.
Lied: NL 122 – Du bist der Weg ...
Gott selber spricht: Predigt Teil II
Liebe Gemeinde, nun ist das erst einmal nur eine Behauptung, nur ein Anspruch, der uns in der Bibel begegnet. Man muss das nicht glauben. Wir sind alle freie Menschen. Keiner zwingt uns dazu, irgendetwas zu glauben.
Aber es ist eine Einladung: Ihr dürft diesem Wort Vertrauen schenken. Ihr dürft euch darauf verlassen, dass Gott seine Versprechen ganz sicher einhalten wird. Ihr dürft euch darauf verlassen, dass Gottes Wort euch nicht enttäuschen wird.
Es beinhaltet aber zugleich eine Warnung: Wenn ihr die Texte der Bibel lediglich als menschliche Gedanken versteht, als persönliche Interpretationen ihrer damaligen Erfahrungen, besteht die riesengroße Gefahr, dass die Basis und das Fundament eures Glaubens langsam aber sicher brüchig wird. Und das könnte gravierende Folgen haben! –
Sascha Buchberger, unser Jugendreferent, hat mir dieser Tage ein interessantes Erlebnis erzählt: Er spielt ja für sein Leben gern. Deshalb hat er mehrere Spielgruppen. Seine Spielpartner hat er im Internet kennengelernt: Kaum einer ist in der Kirche engagiert. Man hat sich gefunden, weil man Spaß am Spielen hat. Vor kurzem kamen sie neben dem Spielen ins Gespräch über Gott und die Welt. Sascha Buchberger erzählte, dass er Gott immer besser kennen lernen möchte. Plötzlich fragt ihn einer: „Wie macht man das? Wie lernt man Gott kennen?“
Nun war das Spielen plötzlich Nebensache. Und seine Freunde hörten ihm eine halbe Stunde lang zu, wie er von seinem Glauben erzählte. Hinterher waren seine Spielpartner sichtlich beeindruckt und berührt. Einer sagte zu ihm: „Ich bin ja kein religiöser Mensch und ich glaube auch nicht an Gott. Aber ich will diesen Gedanken mitnehmen, dass da jemand ist, der mich liebt. Wenn ich so in den Tag starte, werde ich ein riesengroßes Selbstbewusstsein haben.“
Wow! Ich kann mir vorstellen, dass die Leute dieser Spielgruppe zum ersten Mal in ihrem Leben so fröhlich und überzeugt und einladend vom Glauben gehört haben. Und den einen hat das besonders berührt: „Da ist jemand, der mich liebt!“
Liebe Gemeinde, jetzt stellen Sie sich vor, da kommt einer und sagt: „Das ist ja alles schön und gut. Aber wenn es diesen Gott gar nicht gibt? Und wenn das in der Bibel lediglich der Wunsch der Menschen war, dass es einen Gott gibt, der sie liebt?“ Dann hängt diese wunderbare Einsicht doch plötzlich in der Luft! Dann bricht die ganze schöne Gewissheit doch wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Deshalb liegt mir dieser eine Gedanke so am Herzen: Die biblischen Texte erheben den Anspruch, dass sie von außergewöhnlichen Erfahrungen jener Menschen mit Gott berichten. Und sie erheben zugleich den Anspruch, dass die entscheidenden Inhalte von Gott stammen.
Die Worte dagegen stammen von den Menschen. Natürlich. Sie haben in ihrer Muttersprache – Hebräisch, Aramäisch oder Griechisch – das formuliert und ausgedrückt, was sie erlebt haben und was Gott ihnen gezeigt hat. Aber der Inhalt, die Botschaft selbst ist nicht auf ihrem eigenen Mist gewachsen.
Was das alles für unser Gespräch mit Vertretern anderer Religionen bedeutet, würde an dieser Stelle zu weit führen: Ich habe das weiter hinten in der Rubrik „Weiterführung und Vertiefung“ etwas erläutert: Ich finde: Das muss kein Gegensatz sein: Wir können als Christen daran festhalten, dass Jesus Christus der Weg und die Wahrheit und das Leben ist – wie es in Johannes 14, 6 heißt. Aber wir können dennoch respektvoll mit Menschen umgehen, die etwas anderes glauben.
Keiner hat das Recht, Menschen mit einem anderen Glauben zu verachten. Man muss sich aber auch nicht auf die Schiene ziehen lassen, dass am Ende eh alle recht haben. Nein, ich darf das, was wir als Christen als Wahrheit erkannt haben, auch vertreten und dafür werben und dafür einstehen. –
Ich habe am Anfang des Gottesdienstes von falschen Einschätzungen über die Zukunft von Computern berichtet. Auch Helmut Schmidt lag einmal mit einer Prognose völlig daneben: Er war im Jahr 1987 der Meinung, dass es eine Wiedervereinigung frühestens in der nächsten Generation geben würde. In naher Zukunft sei das sicher nicht zu erwarten. Er lag mit seiner Prognose falsch, wie wir alle wissen: Nur zwei Jahre später war die Mauer gefallen. Ich kreide das Helmut Schmidt nicht als Versagen an: Es war im 1987 tatsächlich sehr unwahrscheinlich, dass die Mauer jemals fallen würde.
Bei politischen Fragen werden sich selbst Fachleute auch in Zukunft immer wieder irren. Aber wenn es um unser Heil geht, um die Ewigkeit, um das Fundament unseres Glaubens, dann „Gute Nacht“, wenn wir uns lediglich auf Erfahrungen von Menschen verlassen sollen. Dann „Gute Nacht“, wenn wir in der Bibel lediglich persönliche Eindrücke und Bekenntnisse der Menschen von damals finden. Vielleicht auch nur ihre Wünsche.
Deshalb hängt so viel daran, dass Gott selber durch die Worte der Menschen in der Bibel zu Wort kommt: Des Herrn Wort ist wahrhaftig und was er zusagt, das hält er gewiss. Amen.
Fürbittengebet & Vater Unser
Allmächtiger, ewiger Gott, wir danken dir, dass du immer wieder zu uns Menschen gesprochen hast. Du hast uns nicht in Unwissenheit gelassen: Wir dürfen wissen, wie du bist und was du von uns möchtest.
Wir dürfen wissen, wo wir Hilfe für unser Leben bekommen können - und welche große Zukunft du für deine Kinder vorbereitet hast. Dafür danken wir dir von Herzen.
Wir bitten dich: Öffne uns immer wieder die Augen für den Reichtum in deinem Wort.
Und schenke, dass dein Wort in unserem Alltag lebendig wird.
Wir bitten dich für die Universitäten und theologischen Seminare, wo immer junge Menschen darauf vorbereitet werden, dein Wort weiterzusagen:
Schenke den Studierenden Vertrauen in dein Wort und die Freude am Arbeiten damit.
Sei du selbst ihr Begleiter in allen Anfechtungen und Krisen ihrer Ausbildung.
Und wehre allen Kräften, die Zweifel säen an der Verlässlichkeit deines Wortes.
Wir bitten dich auch für alle Menschen, die dafür arbeiten, dass jeder Mensch auf dieser Welt dein göttliches Wort lesen kann:
Gib ihnen einen langen Atem bei der Arbeit, aber auch Weisheit, dein Wort in der Sprache der Menschen auszudrücken. Und schenke deinem Wort Kraft und Lebendigkeit, wo immer es gelesen wird.
Großer Gott, wir bitten dich für uns alle: Hilf uns doch, dass wir dein Wort immer besser verstehen. Lass uns geduldig sein, wenn wir ein Bibelwort einmal nicht gleich verstehen.
Hilf, dass wir im Alten und im Neuen Testament deine Liebe und deinen Plan für uns Menschen erkennen. Mach uns dein Wort immer wieder wichtig, dass wir es nicht ins Regal stellen, sondern darin leben und Kraft daraus schöpfen.
Großer Gott, du stehst am Anfang unseres Lebens. Und du bist es auch, der uns wieder aus dieser Welt abruft nach deinem heiligen Willen.
Vater unser im Himmel ...
Zur Weiterarbeit & Vertiefung:
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“: So lesen wir es als Wort von Jesus in Johannes 6. Und viele fragen sich: Kann man in unserer postmodernen, multireligiösen Zeit noch so reden? Ist es nicht vermessen, wenn eine Religion den Anspruch erhebt, die Wahrheit zu kennen und den Weg zum ewigen Heil zu wissen?
Viele helfen sich mit der Behauptung, dass eh alle an den gleichen Gott glauben. Das hilft mir persönlich wenig. Vor allem dann, wenn man sich die einzelnen Religionen etwas genauer anschaut: Im Buddhismus gibt es gar keinen Gott – zumindest keinen personal gedachten Gott. Außerdem ist dem Buddhismus Gnade und Vergebung fremd – zumindest wenn es den Bezug zu Gott beschreibt: Nach einer schweren Schuld muss man sich eben bemühen, sich beim nächsten Mal oder im nächsten Leben besser anzustrengen. Beide Modelle können nicht gleichzeitig wahr sein.
Beim Islam sind die Gemeinsamkeiten mit dem christlichen Glauben größer: Muslime glauben an einen allmächtigen Gott, den sie zugleich als Schöpfer verehren. Sie glauben an ein Leben nach dem Tod im Paradies und dass Gott als Richter die Menschen beurteilen wird.
Damit hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf: Im Islam gibt es keinen Erlöser, der sich für die Schuld der Menschen opfert. Und es gibt auch nicht den Gedanken von Gnade und Vergebung wie im christlichen Glauben. Schon gar nicht beim letzten Gericht: Muslime glauben, dass sie nach dem Tod über ein dünnes Seil über einem brennenden Abgrund gehen müssen. Wer gut gelebt hat, kommt über das Seil, wer als böser Mensch gelebt hat, fällt in den feurigen Abgrund.
Auch im Neuen Testament wird immer wieder betont, dass nicht alle sofort und schon gar nicht automatisch in die Herrlichkeit zu Gott kommen. Aber wer auf die Gnade vertraut, wer die Vergebung seiner Schuld durch den Sühnetod Jesu am Kreuz in Anspruch nimmt, der muss keine Angst vor jenem letzten Gericht haben.
Jesus sagt vielmehr in Johannes 5, 24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“
Auch hier der gleiche Befund: Beide Religionen können an diesem Punkt nicht gleichzeitig recht haben. Entweder es gibt dieses dünne Seil über einem Feuersee. Oder es gibt das Vertrauen auf die Gnade und die Gewissheit des Heils durch den Glauben. Deshalb ist es überhaupt nicht aus der Zeit gefallen, wenn wir als Christen den Anspruch von Jesus vertreten, der eine Weg zu Gott und die eine Wahrheit zu sein. Wir würden vielmehr den Kern unseres Glaubens verraten, wenn wir an dieser Stelle Abstriche machen.
Nun gibt es aber gerade in unserer Zeit die berechtigte Angst, dass sich die Religionen wie so oft in der Geschichte bekriegen würden, wenn jede Religion für sich die Wahrheit beansprucht. Ich halte dieses Argument nicht für stichhaltig: Man kann vom eigenen Weg völlig überzeugt sein und dennoch respektvoll und wertschätzend mit Menschen anderen Glaubens umgehen. Man kann friedlich zusammenleben und dennoch für den eigenen Glauben werben und die eigenen Überzeugungen engagiert vertreten.
Dazu ein aktuelles Beispiel vom Kirchentag, der vor kurzem in Nürnberg stattgefunden hat: Ein zentrales Thema war, ob man der Ukraine Waffen liefern sollte, um sich gegen den russischen Angriff zu verteidigen. Zum ersten Mal in den vergangenen 40 Jahren waren überzeugte Pazifisten und Vertreter der Friedensbewegung, die jede Waffenlieferung ablehnen in der Minderheit. Wie man hört, unterstützt die Mehrheit der Kirchentagsbesucher – auch die Mehrheit der evangelischen Bischöfe – die Lieferung von Waffen an die Ukraine.
Ich will diesen Streitpunkt an dieser Stelle gar nicht vertiefen. Gelobt wurde aber von vielen Seiten – auch von Politikern aus den ersten Reihen – wie ernsthaft und zugleich respektvoll man in dieser schwierigen Frage miteinander gerungen hat. Ich glaube, es war Bundespräsident Steinmeier, der dieses ehrliche und engagierte Ringen in einer schwierigen Frage sogar als Vorbild für die ganze Gesellschaft bezeichnet hat. Jede Gruppe ist davon überzeugt, dass der eigene Weg richtig ist: Überzeugte Pazifisten halten die Lieferung von Waffen für falsch und werben eindringlich für ihren Weg. Genauso hält die andere Seite die Verweigerung von Waffen für den falschen Weg.
Auch das finde ich einmalig in unserer Zeit: Man hat sich getraut, unterschiedliche Haltungen in dieser Frage für gut und schlecht, für wahr und falsch zu halten. Und man hat es dennoch geschafft, den anderen in seiner Meinung respektvoll zu behandeln. Das kommt inzwischen selten vor, ist aber richtig und wichtig.
Nicht anders muss es gehen im Umgang der Religionen mit unterschiedlichen Meinungen: Wir dürfen als Christen am Wahrheitsanspruch unseres Glaubens festhalten. Aber keiner muss vor uns Angst haben, weil wir hoffentlich zugleich liebevoll und respektvoll und voller Hochachtung mit Menschen anderen Glaubens umgehen.
Es mag der bequemere Weg sein, wenn man behauptet, es würden eh alle Religionen das gleiche Glauben. Man hat dann zwar seine Ruhe vor kritischen Rückfragen. Ob man damit aber den Frieden im Herzen findet, würde ich bezweifeln.
Ich für meine Person kann nur bezeugen: Den Frieden im Herzen und die Ruhe eines reinen Gewissens finde ich allein im Glauben an Jesus Christus, meinen Herrn und Erlöser. Darauf vertraue ich. Und dafür werbe ich und bete dafür, dass auch andere Menschen ihn in dieser Weise kennenlernen.
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Gott segne Sie! Ihr Theo Breisacher, Pfarrer in Staufen und Münstertal









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